Gesundheit
Kinder: Lebensbedrohliche Krankheit folgt auf Corona
Kinder erkranken vielleicht seltener an Long Covid, Kinderkardiologin Ina Michel-Behnke rechnet aber mit einer ganz anderen Welle.
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Österreich steigt stetig - darunter befinden sich auch immer mehr Kinder. In den Krankenhäusern werden deshalb bereits die Kinderintensivbetten aufgestockt. Doch nicht alleine eine Infektion mit dem Coronavirus ist hier das Problem - vor allem mit einer Weller einer ganz bestimmten Folgeerkrankung rechnet man am Wiener AKH.
Ina Michel-Behnke, Leiterin der Klinischen Abteilung für Pädiatrische Kardiologie, geht davon aus, dass aufgrund der hochinfektiösen Delta-Variante demnächst immer mehr Kinder im Krankenhaus landen werden und sagt: "Die Kinder, die ins Krankenhaus kommen, sind schon richtig krank." Etwa sechs Tage würden die Covid-Symptome beim österreichischen Nachwuchs anhalten. Danach sei dann nicht Long Covid, wie bei den Erwachsenen, das Problem, sondern das sogenannte Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (PIMS), erklärt die Medizinerin im "Heute"-Gespräch. "Die Anzahl der Kinder, die an Long Covid leiden ist sehr gering."
Auch unter der Bezeichnung MIS-C (Multisystem Inflammatory Syndrome in Children) bekannt, kann die Multi-Entzündungserkrankung etwa 4 bis 6 Wochen nach einer Infektion mit dem Coronavirus auftreten. Bei falscher oder zu später Behandlung kann PIMS tödlich enden.
Hohe Entzündungsanzeichen
Die Zahlen in Österreich sind wage, rund 39 Fälle von PIMS wurden bis Mitte April 2021 laut AGES gemeldet. Allerdings könnten sich die Kinder oft gar nicht daran erinnern, an Corona erkrank gewesen zu sein oder hatten gar einen milden, unbemerkten Verlauf. Ein Bluttest gebe dann Aufschluss. "Bei über 90 Prozent der Fälle wurden Antikörper gefunden."
Die hohen Entzündungsanzeichen gehen einher mit
Bauchschmerzen mit und ohne Durchfall; hohem Fieber, das ohne erkennbaren Grund mindestens zwei Tage anhält; einem Hautausschlag; eine Bindehautentzündung; Herzauffälligkeiten.
Behandelt wird dann meist auf einer Intensivstation mit dem Ziel den Blutdruck zu stabilisieren. Sehr oft sei das Herz betroffen, es komme zu Herzrhythmusstörrungen und einem Perikarderguss, einer Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel. "Aber mit einer raschen Behandlung normalisiert sich der Zustand in ein bis zwei Wochen", beruhigt Michel-Behnke.
„"Wir haben kein einziges Kind verloren."“
"Wir haben im Vergleich zu anderen Ländern kein einziges Kind verloren", sagt die Kinderkardiologin. Dies liege vermutlich an der guten medizinischen Versorgung in Österreich - und dem schnellen Handeln. "Wir holen sie Monate nach einer Covid-Infektion noch einmal zur Kontrolle."
Und wesentlich schlimmer als eine Corona-Infektion oder PIMS wäre für die Kinder in den Augen der Kinderkardiologin ein neuerlicher Lockdown samt Schulschließung. Die Mehrheit vermisse und brauche die Interaktion mit Gleichaltrigen dringend, so die Medizinerin.