Gesundheit

So gut schützen die Corona-Impfstoffe wirklich

Die Wirksamkeit der Impfstoffe wird in Prozent angegeben. Eine 95-prozentige Wirksamkeit heißt aber nicht, dass 95 von 100 Personen geschützt sind.

Teilen
Die in Österreich verwendeten mRNA-Impfstoffe versprechen einen Schutz von rund 95 Prozent. Das heißt aber nicht, dass sich von 100 Geimpften fünf trotzdem anstecken.
Die in Österreich verwendeten mRNA-Impfstoffe versprechen einen Schutz von rund 95 Prozent. Das heißt aber nicht, dass sich von 100 Geimpften fünf trotzdem anstecken.
20min/Marco Zangger

Die Impfung ist einer der wichtigsten Grundpfeiler der Strategie der Bundesregierung, um bis im Sommer weitgehend in die Normalität zurückzukehren. In Österreich wird derzeit mit Biontech/Pfizer, AstraZeneca, Johnson & Johnson und Moderna geimpft. Die Impfkampagne hat Fahrt aufgenommen, über eine Million Österreicher ist bereits vollständig geimpft.

Hohe Wirksamkeit belegt

Alle Impfstoffe weisen eine sehr hohe Wirksamkeit aus (siehe Video). Doch immer wieder wird diese falsch interpretiert. Denn: Eine Wirksamkeit von 95 Prozent bedeutet nicht, dass der Impfstoff 95 von 100 Personen gegen eine Virus-Infektion schützt. Die Rechnung ist komplizierter, wie etwa der deutsche Informationsdienst Wissenschaft (IDW) schreibt.

Die 90 Prozent beziehen sich demnach nicht auf die Gruppe der Geimpften, sondern auf jene der Infizierten. Konkret berichtete etwa Biontech, dass insgesamt 43.000 Personen an der Studie zur Wirksamkeit des Impfstoffs teilnahmen. Etwa die Hälfte davon wurde geimpft, die andere Hälfte erhielt ein wirkungsloses Placebo. Sieben Tage nach der zweiten Dosis gab es insgesamt 94 bestätigte Covid-19-Fälle. Entscheidend für die Frage, wie wirksam die Impfstoffe sind, ist nun, wie viele davon sich in der Gruppe der Geimpften angesteckt haben und wie viele in der Kontrollgruppe mit den Placebos.

90-prozentige Wirksamkeit gegen schwere Verläufe

Im Studienprotokoll von Pfizer findet man die Definition der Wirksamkeit. Hier wird es kompliziert. Der Anteil der Covid-19-Fälle in der Impfgruppe wird dividiert durch den Anteil der Fälle in der Kontrollgruppe. Dieser Wert wird anschließend von 1 abgezogen und mit 100 multipliziert, sodass die Wirksamkeit in Prozenten ausgedrückt werden kann. Daraus folgt: In der Studie mit den 43.000 Teilnehmern muss es in der Gruppe der Geimpften acht Infektionen gegeben haben, in der Placebo-Gruppe etwa 86. Das entspricht einer Reduktion der Infektionen durch die Impfung um rund 90 Prozent.

Die Aussage, der Impfstoff sei "zu 90 Prozent wirksam" bezieht sich also nicht auf neun von zehn Menschen, die zur Impfung gehen und auch nicht auf alle Teilnehmer der Studie oder alle Menschen, die sich impfen lassen. Es handelt sich um eine relative Risikoreduktion, die sich auf die Anzahl der Infizierten bezieht, und keine absolute Reduktion, die sich auf alle Geimpften bezieht.

Anschaulich lässt sich das am Beispiel der Grippe-Impfung erklären: In einer Saison mit geringer Verbreitung des Grippevirus liegt die Wirksamkeit der Grippeschutzimpfung etwa bei 50 Prozent. Das bedeutet, dass von je 100 Personen ohne Impfung zwei eine bestätigte Influenzainfektion bekamen, und von je 100 Personen mit Impfung nur eine.

Auf der Homepage des Gesundheitsministeriums wird die Wirksamkeit des Pfizer/Biontech-Impfstoffs mit 95 Prozent angegeben. Dort finden sich auch Informationen zur Wirksamkeit des Impfstoffs gegen eine schwere Infektion. Diese betrage gemäß einer Studie aus Israel 90 Prozent. Sprich: Von zehn schweren Verläufen fanden neun in der Placebo-Gruppe und nur einer in der Gruppe der Geimpften statt.