Politik
Viele Prominente auf der Ibiza-Ladungsliste
Am Mittwochnachmittag wurde die endgültige Landungsliste für den Ibiza-Untersuchungsausschuss vom Parlament veröffentlicht.
"Untersuchungsausschuss betreffend mutmaßliche Käuflichkeit der türkis-blauen Bundesregierung". So lautet der offizielle Name der Untersuchung, die am 9. September in die nächste Runde gehen soll. Nun wurde die offizielle und endgültige Ladungsliste auf der Website des Parlaments veröffentlicht. Zur Aufklärung beitragen sollen dabei unter anderem folgende Personen:
René Benko
Im Ibiza-Video erklärt Heinz-Christian Strache, Benko hätte der FPÖ mit Umweg über einen gemeinnützigen Verein "am Rechnungshof vorbei" eine größere Geldsumme gespendet. Dieser bestreitet das. Das Vermögen des Immobilieninvestors wird auf vier bis fünf Milliarden Euro geschätzt, außerdem hält er 24,5 Prozent der Anteile an der "Kronen Zeitung". Vermeintlicher Grund der Ladung: Rufdaten-Rückerfassungen zeigten, dass Strache nach Konfrontation mit dem Ibiza-Video (noch vor Veröffentlichung) Telefonate mit Benko führte.
Bernhard Bonelli
Kabinettschef des Bundeskanzleramts und enger Vertrauter von Sebastian Kurz, der auch Bonellis Trauzeuge war. Er stellte lange Zeit ein "Bindeglied" zwischen ÖVP und FPÖ dar, mit dem beide Seiten sehr gut auskamen und ihn wertschätzten. Die ihm nachgesagten Verbindungen zum fundamental-christlichen Netzwerk "Opus Dei" sind schon länger umstritten, im Ibiza-Ausschuss allerdings wohl weniger interessant.
Doskozil & Drozda
Für die SPÖ ins "Rennen" gehen Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und ehemaliger SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda. Doskozil beendete nach Bekanntwerden der Ibiza-Affäre die Koalition mit der FPÖ im Burgenland und rief Neuwahlen aus. Drozda klagte Kurz auf Unterlassung, ein Mitwissen oder gar Beteiligung der SPÖ in den Raum zu stellen. Für eine endgültige Klärung müssen sie nun vor den Ausschuss.
Kathrin Glock
Eine Frau mit vielen Funktionen ist die Gattin des Waffenindustriellen Gaston Glock. Sie ist Geschäftsführerin von sechs Glock-GmbHs, Aufsichtsrat von Glock selbst sowie Stifterin der Gaston und Kathrin Glock Privatstiftung sowie Aufsichtsrätin der AustroControl. Auch mit ihr telefonierte Strache, nachdem er vom Ibiza-Video erfahren hatte.
Heidi Goëss-Horten
Die im gleichen Atemzug von Strache als geheime FPÖ-Spenderin erwähnte Heidi Horten dementiert die "Anschuldigung". Im Gegensatz zu ihrer knapp eine Million Euro hohen Spende an die ÖVP. Zu dieser sagt sie: "Ich versichere Ihnen, dass diese Spende mit keinerlei Gegenleistungen verbunden waren und auch niemals eine derartige Absicht bestanden hat". Aus gesundheitlichen Gründen konnte sie bisher nicht aussagen. Nachdem sie kurz darauf beim Verlassen einer Schönheitsklinik gesehen wurde, wird sie nun – hoffentlich genesen – erneut geladen.
Hans Peter Haselsteiner
Strache im Ibiza-Video: "Nehma Strabag, Autobahnen: Du, das Erste in einer Regierungsbeteiligung, was ich dir zusagen kann, ist: Der Haselsteiner kriegt keine Aufträge mehr."
Hartwig Löger
Zur Zeit der Affäre war er Vizekanzler und Finanzminister, nach Amtsenthebung der türkis-blauen Regierung durfte er ganze zwei Tage lang Bundeskanzler sein, ob es ein Mitwissen gab, ist im September Gegenstand der Untersuchung.
Arno Melicharek
Der Social-Media-Chef von Sebastian Kurz vernichtete sechs Tage nach Veröffentlichung des Ibiza-Videos fünf Festplatten aus dem Kanzleramt. Dabei gab er einen falschen Namen an und zahlte die Rechnung nicht.
Wolfgang Sobotka
Besonders brisant ist auch die Ladung von Wolfgang Sobotka, der als Präsident des österreichischen Nationalrats gleichzeitig Leiter des U-Ausschusses ist, der eine mutmaßliche Käuflichkeit seiner eigenen Partei aufklären soll. Kritik an der Unvereinbarkeit dieser Positionen ist schon länger in den Medien sowie von Seiten der Oppositionsparteien zu hören (Sobotka befragt Sobotka über Sobotka).
Neben den mutmaßlichen Strippenziehern sind weiters geladen Ex-Rapid-Keeper Peter Barthold, Anwalt "Jony" Eisenberg, Novomatic-Gründer Johann Graf, Ex-Casinos-Vorstand Dietmar Hoscher (SPÖ), Admiral-Aufsichtsrat und Lotto-Geschäftsführer Alexander Legat, KTM-Eigentümer Stefan Pierer, WKStA-Leiterin Ilse Vrabl-Sanda sowie mehrere (teils mutmaßliche) Großspender der damaligen Bundesregierung.