Politik
Minister wollte Geld für Hühnerweitflug-Bewerb
Obwohl nicht angeklagt, spricht man auch im Telekom-Prozess von Karl-Heinz Grasser. In einem anderen Zusammenhang ging es um Hühnerweitflug-Wettbewerbe.
Der Telekom-Prozess ging am Dienstag in die vierte Runde. Vor der Richterin saß Ex-Telekom-Chef Rudi Fischer, der sich teilweise schuldig bekennt. Und ja, Sie haben richtig gelesen: Man sprach auch über einen Hühnerweitflug-Wettbewerb.
Gleich in der Früh ging es zunächst um einen Golfausflug nach Spanien. Da war auch Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser Thema, der derzeit in der Causa Buwog vor Gericht steht. Hier im Telekom-Verfahren ist er nicht angeklagt - was aber nicht heißt, dass über ihn nicht gesprochen wird.
Golfausflug mit Grasser
Die Richterin fragt nach einem 11.000 Euro teuren Flug im Frühjahr 2004 von Spanien nach Wien. Da sei es um ein Golfprojekt gegangen, schilderte Fischer. Die Telekom sponserte Golfveranstaltungen, so hätte sie auch einen neuen Golfplatz in Wien mitbezahlen können.
Man habe in San Sebastian mit einem Golfplatz-Architekten gesprochen, selbst Golf gespielt und geredet. Wer war da alles mit? Die üblichen Verdächtigen, möchte man sagen. Neben Rudolf Fischer selbst flogen Walter Meischberger, Peter Hochegger, Ernst Karl Plech und Karl-Heinz Grasser nach Spanien. Plech sei der Einzgige gewesen, der nicht gespielt habe.
Mit Privatjet heim
Hingeflogen sei man mit normalen Linienflügen, erzählte Fischer, auf eigene Kosten. Beim Rückflug habe man sich dann in ein Privatflugzeug gesetzt - die Telekom Austria bezahlte das über den Umweg über Meischbergers Agentur.
Der Grund, den Fischer dafür vorbringt, ist etwas kurios: Da am Freitagnachmittag ja dieser verheerende Terror-Anschlag in Madrid geschehen sei, hätten alle so schnell wie möglich heimgewollt. Er als Telekom-Vorstand habe auch am Montag wieder in der Arbeit sein wollen, da er aus Erfahrung gewusst habe, dass die Telekommunikationsnetze nach Terroranschlägen besonders stark belastet seien.
Ungereimtheiten
Da passt jedoch so einiges nicht zusammen: Der Terroranschlag von Madrid ereignete sich bereits am Donnerstag in der Früh, nicht wie von Fischer geschildert am Freitagnachmittag.
Flug wäre eh bezahlt worden
Dass das quasi "verschleiert" über Meischbergers Agentur lief, sei eigentlich gar nicht notwendig gewesen, erzählte Fischer. Man hätte das auch direkt, quasi "offiziell," von der Telekom bezahlen lassen können. Denn der Privatflieger sei für ihn als Telekom-Chef notwendig gewesen, um rechtzeitig wieder nach Wien zu kommen. Er habe Meischberger ja auch darum gebeten, den Privatflug zu organisieren. Und wer da alles noch mitfliegt, das ist für den Preis ja egal.
Hühnerweitflug-Wettbewerb
Noch kurioser wurde es, als Fischer über eine der vielen Sponsoring-Anfragen an die Telekom sprach. Alle hätten Geld für irgendetwas gewollt, er habe das zum Großteil als "politische Landschaftspflege" betrachtet und vieles bezahlt.
Nur eines nicht: Als ein Minister ihn bat, eine Hühnerweitflug-Meisterschaft zu sponsern, lehnte der damalige Telekom-Chef ab.
Obwohl Fischer nicht verriet, welcher Minister das war, haben mehrere Medien herausgefunden: Es muss sich um den damaligen Verkehrsminister und Geflügelbauer Matthias Reichhold (FPÖ) handeln. Er hatte im August 2002 den Ehrenschutz über die Hühnerweitflug-Veranstaltung in Längsee in Kärnten.
Gastgeber sei der örtliche Backhendlverein gewesen, wie die "Kleine Zeitung" damals berichtete. Dem Vorwurf der Tierquälerei entging man durch die Überwachung von einer Tierärztin, den ersten drei Hühnern blieb das Schicksal als Backhendl zu enden, erspart.
Richterin mit Lachtränen
Selbst die sonst so sachliche Richterin Marion Hohenecker konnte sich angesichts dieser Skurrilitäten das Lachen nicht verkneifen. Sie musste sich sogar Lachtränen aus den Augen wischen. (red)