Politik

Grüne schlagen bei 24-Stunden-Pflege Alarm

Ein Lkw-Fahrer könnte Ihre Oma pflegen. Die Grünen kritisieren fehlende Qualitätskontrollen und eine Überlastung des Pflegepersonals.

Heute Redaktion
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Ex-Pflegerin Katarina Staronova, Sozialsprecherin der Grünen, Judith Schwentner (re.)
Ex-Pflegerin Katarina Staronova, Sozialsprecherin der Grünen, Judith Schwentner (re.)
Bild: Sabine Hertel

Frauen aus dem Osten sorgen rund um die Uhr für Pflegebedürftige aus dem Westen. Die einen sind ausgepowert, die anderen nur versorgt. Dazwischen schneiden Agenturen am Geschäft mit der Pflege mit.

Die 24-Stunden-Betreuung von Pflegebedürftigen ist seit zehn Jahren in Österreich legal - und wird mit Steuergeld gefördert. Das Geschäft boomt: 21.900 Pflegebedürftige sind in 24-Stunden-Betreuung, Bund und Länder schießen 138,6 Millionen Euro jährlich zu. Abzüglich Förderung und Pflegegeld kostet dem Bedürftigen die Pflege im Monat rund 1.000 Euro.

Der Betreuerin bleiben für den klassischen Zwei-Wochen-Einsatz im Monat 600 bis 1.000 Euro. "Wenn schon so viel Geld ausgegeben wird, sollte das System auch auf seine Qualität kontrolliert werden", kritisiert die Sozialsprecherin der Grünen, Judith Schwendtner. Es brauche klare Standards für die Ausbildung der Betreuerinnen und ein Qualitätssiegel für vermittelnde Agenturen - die derzeit keine Auflagen hätten.

Lkw-Fahrer als Pfleger

Einfach gesaagt: Ein Lkw-Fahrer kann eine Agentur gründen und Hilfsarbeiter als Betreuungskräfte vermitteln. Unseriöse Praktiken von Agenturen hat auch die ehemalige Betreuerin Katarina Staronova kennengelernt.

Die 39-jährige Slowakin musste etwa pro Jahr 500 Euro Vermittlungsgebühren an Agenturen zahlen. Sie fühlte sich ausgebeutet, sagt sie, aber: "Ich musste durchhalten." Die Grünen schlagen Änderungen im System vor:

- Ausbau von Alternativen: ambulante plus teilstationäre Pflege und mehrstündige Altersbegleitung.

- Qualitätssiegel: Zertifizierung von Agenturen für Sicherheit für Betreuerinnen und Pflegende.

- Reglementiertes Gewerbe: Personenbetreuung ist derzeit freies Gewerbe (ohne Qualifizierung ausübbar), künftig soll bei Ausübenden eine Qualifikation auf Niveau einer Heimhelferin verlangt werden.

- Anlaufstelle: für Probleme und in Sachen Konsumentenschutz.