Politik
Neonazi-Killer schenkte "Identitären" 1.500 Euro
Offenbar kam es im Zuge der BVT-Ermittlungen zum Christchurch-Attentäter zu einer Hausdurchsuchung beim Sprecher der rechtsextremen "Identitären" in Österreich.
Der Sprecher der österreichischen "Identitären", Martin Sellner, erklärte am Montagabend in einem Youtube-Video, der Verfassungsschutz habe bei ihm eine Hausdurchsuchung durchgeführt und seinen Computer beschlagnahmt. Gegen ihn werde ermittelt, da er laut eigener Aussage eine "hohe Geldspende" (Medien beziffern sie mit 1.500 Euro) vom Christchurch-Attentäter erhalten habe.
Der Sprecher des Innenministeriums, Christoph Pölzl, bestätigte gegenüber "Heute.at", dass das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) am Montagabend eine Hausdurchsuchung durchführte. Die Anordnung dazu kam von der Staatsanwaltschaft (StA) Graz, die die Ermittlungen führt. Die StA Graz teilte "Heute.at" auf Anfrage mit, dass man etwaige Ermittlungen "weder bestätigen noch dementieren" könne.
Die Staatsanwaltschaft sei aufgrund der Höhe und des Absenders der Spende aktiv geworden. Eine Initialzündung aus dem Ausland oder von einer anderen Behörde habe es für die Hausdurchsuchung nicht gegeben, so der Sprecher der StA Graz, Hansjörg Bacher, zur APA.
Hält an rechtsextremer Ideologie fest
Der "Identitären"-Sprecher selbst sagte in seinem rund 15-minütigen Video, gegen ihn werde wegen der "Gründung oder Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung" ermittelt. Er räumte ein, eine "unverhältnismäßig hohe Spende" von einer E-Mail-Adresse erhalten zu haben, die den Nachnamen des rechtsextremen Christchurch-Attentäters enthielt. Für die Spende habe er sich per E-Mail auch bedankt: "Ein Dankes-E-Mail bekommt jeder, der mich unterstützt".
In dem Video distanzierte sich Sellner vom Christchurch-Attentäter bzw. Gewalt oder Terror jeglicher Art. Die rechtsextreme Verschwörungstheorie vom "Großen Austausch", die zentraler Bestandteil sowohl der Ideologie der "Identitären" als auch des "Manifests" des Christchurch-Attentäters ist, bekräftigte Sellner weiterhin.
Die Spende des rechtsextremen Attentäters habe er nach Rücksprache mit seinem Anwalt melden wollen, doch die Ermittlungen seien ihm zuvorgekommen, behauptet er.
Christchurch-Attentäter war in Österreich
Wie vergangene Woche bekannt wurde, hielt sich der mutmaßliche Attentäter von Christchurch, ein 28-jähriger Australier, vor dem Anschlag auch in Österreich auf. Die Untersuchungen des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) laufen noch, das genaue Datum des Österreich-Aufenthaltes wurde zunächst nicht bestätigt.
Laut Medienberichten reiste der Rechtsextremist am 26. November 2018 nach Wien, soll sich aber auch in Kärnten, Salzburg und Innsbruck aufgehalten haben.
50 Menschen in Moscheen erschossen
Bei dem Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch am 15. März hatte der Rechtsextreme während der Freitagsgebete 50 Menschen – darunter auch Kleinkinder – erschossen und Dutzende weitere verletzt. Etwa 20 Verletzte werden immer noch in Krankenhäusern behandelt. Der Tatverdächtige sitzt in Untersuchungshaft, ihm droht eine lebenslange Haftstrafe.
(hos)