Politik

"Habe mitgeholfen, dass Grasser 2,4 Mio. kassierte"

Peter Hochegger hat sein Versprechen wahr gemacht und ein (Teil-)Geständnis abgelegt. Lesen Sie hier seine wichtigsten Aussagen.

Heute Redaktion
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Am Mittwoch, dem 6. Prozesstag in der Causa Buwog, war es endlich soweit: Peter Hochegger nahm ganz alleine vor der Richterin Platz um ihr Rede und Antwort zu stehen. Und er hatte viel zu sagen. Seine Aussage begann um 11.25 Uhr und dauerte - unterbrochen durch eine Mittagspause - bis etwa 15.30 Uhr.

Nach seinem Eröffnungssatz: "Ich bekenne mich teilschuldig", wurde die Chronologie der Ereignisse abgearbeitet. Spannend wurde es in der zweiten Jahreshälfte 2005, wo Hochegger durch einen Zufall erfahren haben will, dass Grasser bei der Buwog-Provision mitkassiert haben soll.

Er beschreibt die Geschehnisse so: Er habe sich damals, als es darum ging, den Anteil Meischbergers an der Provision (80 Prozent) an ihn zu überweisen, mehrmals mit dem liechtensteinischen Bank-Manager von Meischberger, Herrn W., im Wiener Hotel am Stephansplatz getroffen.

Bei einem dieser Treffen im Herbst 2005 - Meischberger war nicht dabei - zeigte ihm dieser Herr W. einen A4-Zettel, auf dem (im Querformat) die später berühmt gewordenen drei Konten aufgeschrieben waren. Unter zwei der Konto-Nummern standen Namen: "Karin" und "Natalie". Unter dem Konto mit der Nummer

400.815 stand kein Name.

Buwog-Prozess
Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, sein Trauzeuge Walter Meischberger und der Immobilienmakler Ernst Karl Plech müssen sich (neben anderen) vor Gericht in der Causa Buwog und Terminal Tower verantworten. Grassers Freunde sollen sich durch den Verkauf der Bundeswohnungen an das "Österreich-Konsortium" bereichert haben. Die Rolle Grassers (Hat er auch Geld erhalten? Hat er den entscheidende Tipp weitergesagt?) wird das Gerichtsverfahren klären. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Das verhängnisvolle Gespräch

Herr W. soll Hochegger dann von sich aus erläutert haben, dass das Konto "Natalie" Walter Meischberger gehört, das Konto "Karin" für Ernst Plech bestimmt ist und das Konto "400.815": "Dieses Konto gehört einem vierten Partner, Herrn Grasser", soll W. gesagt haben.

Hochegger sagte aus, dass er dem Bank-Manager daraufhin sofort ins Wort gefallen sei und ihm gesagt habe: "Herr W.! Wie Herr Meischberger seine Provision verteilt, geht mich nichts an und dieses Gespräch hat auch nie stattgefunden." Der Bank-Manager akzeptierte das und erwähnte es niemals wieder.

Für Hochegger habe die Welt danach anders ausgesehen: "Ab diesem Zeitpunkt habe ich ein Problem gehabt", sagte er aus. Er habe gewusst, dass er sich strafbar macht. Aus "Gier", Erfolgstreben und Machtstreben sei er aber trotzdem nicht aus der Sache ausgestiegen.

Niemand wusste, was er wusste

Grasser, Meischberger und Plech hätten in all den Jahren keine Ahnung gehabt, dass Hochegger diese Information hatte. Er habe sie selbst verdrängt und gehofft, dass die Sache nie auffliegt, so Hochegger. Auch bei seinen bisherigen Einvernahmen durch die Ermittler oder seinen Aussagen im U-Ausschuss sagte er nie etwas davon.

Sehen Sie hier, wie Meischberger auf Hocheggers Geständnis nach dem Prozess reagierte!

Hocheggers Beweise

Weitere Indizien, dass Grasser tatsächlich kassiert hat, kamen für Hochegger im Laufe der Zeit dazu. Zum Beispiel, als er bei einer Einvernahme durch die Ermittler sah, dass das Geld tatsächlich auf den drei Konten angekommen ist. Auch ein Gespräch mit Walter Meischberger auf Ibiza im Jahr 2007, wo Meischberger im Zusammenhang mit der Buwog gesagt haben soll: "Ohne Karl-Heinz hätten wir das nie geschafft." passe da ins Bild. Meischbergers und Plechs gemeinsame Yacht "Tanit" wertete Hochegger ebenfalls als Indiz, dass die Provision aufgeteilt wurde.

Nur vermuten kann er unterdessen, warum Grasser bei der Buwog kassiert haben soll. Dass Grasser den entscheidenden Tipp an Meischberger weitergegeben hat, das weiß Hochegger nicht genau.

Warum erst jetzt?



Die Frage "Warum sagt er das erst jetzt?" ist für die restlichen Verteidiger ein Grund, an Hocheggers Geständnis zu zweifeln. Auch die Richterin fragte ihn mehrmals nach den Gründen für seinen Sinneswandel. Hochegger erklärte es immer wieder mit seiner Zeit im Gefängnis in Hirtenberg. Dort sei ihm klar geworden, was ihm Leben wirklich zählt. Er habe er zu seiner Spiritualität, die ihn als junger Mann geprägt habe, zurückgefunden. Es tue ihm jetzt sehr leid, dass sie im Laufe seiner Karriere verloren ging.

"Ich habe mitgeholfen, dass ein Amtsträger aus einem Geschäft der Republik 2,4 Mio. Euro kassiert. Das ist nicht in Ordnung, das ist sehr verwerflich. Wenn ich ein neues Leben anfangen will, muss ich mich mit meiner Vergangenheit auseinandersetzen", so Hochegger.

Das Buch-Gerücht



Anwalt Herbert Eichenseder (er vertritt Norbert Wicki) stellte am Anfang des Tages das Gerücht in den Raum, dass Hochegger an einem Buch über die Buwog schreibe und mit diesem Geständnis lediglich den Verkauf ankurbeln wolle. Das dementierte Hochegger in seiner Aussage: "Ich schreibe derzeit kein Buch. Das ist nur ein Gerücht."

Noch nicht fertig

Am Donnerstag wird Hochegger wieder in der Mitte sitzen. Nach eventuellen weiteren Fragen der Richterin haben Staatsanwälte, Privatparteienvertreter, Schöffen und schließlich die Verteidiger der weiteren Angeklagten die Gelegenheit, Hochegger Fragen zu stellen.

Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Lesen Sie bis dahin alle Details des mittwöchliche Prozess-Tages im Live-Ticker nach:

(red)