Politik
Heilige Kalender, Perlen und Entschlagungen
Der 17. Prozesstag brachte weitere Erklärungen Georg Starzers und einen amüsanten Entschlagungs-Marathon.
Am 17. Prozesstag in der Causa Buwog musste sich Ex-Raiffeisen Oberösterreich-Vorstand Georg Starzer den Fragen der Staatsanwälte und der Verteidiger stellen.
Gelebte Waffengleichheit
Zu Beginn des Prozesses ging es dabei auch lustig zu. Um die Fragen stellen zu können, begaben sich die Staatsanwälte auf die dafür vorgesehenen Sitzplätze. Der Anwalt von Georg Starzer durfte sich - nach ausdrücklicher Erlaubnis - währenddessen auf die Plätze der Staatsanwaltschaft setzen.
Das sorgte für Schmunzeln unter den Anwälten, Plechs Anwalt kommentierte das mit: "Das ist gelebte Waffengleichheit" (zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung). Den Platz der Richterin möchte offenbar gern Walter Meischberger einnehmen, der bei einer entsprechenden Scherz-Frage der Richterin frech die Hand hob.
"Aktenwissen und Medien-Hype"
Die Staatsanwälte wollten dann von Starzer wissen, warum denn alle außer ihm angeblich lügen. "Zwei Leute sind ja nicht so viele", meint Starzer darauf. Die ihm widersprechenden Aussagen anderer Zeugen im Ermittlungsverfahren erklärte er damit, dass diese wohl "Aktenwissen und Medien-Hype" mit dem damaligen Wissenstand vermischt hätten.
Was bisher im Buwog-Prozess geschah
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Wer wessen Haut retten wollte
Aber was würde Hochegger das bringen, wenn er auch Starzer hier belastet? Auch er wolle seine Haut retten, so wie Petrikovics, sagte Starzer. Der Staatsanwalt drehte den Spieß dann um: Will nicht vielleicht Starzer selbst "seine Haut retten"? - "Da sind Sie auf einer völlig falschen Fährte", antwortete dieser.
Auch auf Starzers derzeitige Stellung zur Raiffeisen Bank Oberösterreich kam man zu sprechen. Er lebe derzeit von seiner Abfertigung, in Pension sei er nicht. Sein Posten als Vorstandsmitglied wurde jedoch nicht nachbesetzt, er sitze außerdem noch in drei Aufsichsräten Raiffeisen-naher Firmen. Ob er nach dem Prozess möglicherweise wieder zum Vorstand gemacht wird, konnte er nicht sagen.
Bestechung wahrgenommen?
Grasser-Anwalt Norbert Wess hatte nur zwei kurze Fragen. Ob Starzer jemals mitbekommen hätte, dass Grasser in irgendeiner Form manipulativ eingegriffen oder es Bestechungszahlungen gegeben hätte? - "Nein", sagte Starzer.
Goldstück und Perle
Auch über das ominöse Schloss Leopoldstein wurde erneut ausführlich diskutiert. Starzer blieb dabei: Hochegger hätte es kaufen wollen, die Raiffeisen habe es nicht angeboten.
Aber, warum hätte er das tun sollen? - "Man kann aus so einem Schloss, wenn man will, ein Goldstück machen", sagte Starzer. Auch als potenzielle "Perle" bezeichnete er es im Laufe des Prozesses. Ist es mittlerweile zur Perle geworden? "Es schlummert immer noch vor sich hin, das Dornröschen, aber wenn Sie jemanden kennen,...", sagte Starzer.
Entschlagungs-Marathon
Als der Privatbeteiligtenvertreter des unterlegenen Bieters CA Immo seine Fragen stellen wollte, kam es zu lauten Diskussionen. Über das Reizwort "Wirtschaftsverbrechen" regten sich die übrigen Anwälte furchtbar auf, während der Privatbeteiligtenvertreter klar stellen wollte, dass sein Fragerecht kein Fragerecht zweiter Klasse sei. Er dürfe auch fragen, auch wenn sich der Angeklagte weigern werde, zu antworten.
Das geschah dann auch. Hartnäckige 28 Minuten lang wurde gefragt, Starzer einigte sich mit der Richterin darauf, dass er nur noch die Parole "Nummer Drei" sagen musste, um den Standardsatz "Ich möchte diese Frage nicht beantworten" zu signalisieren. 35 Mal wurde das dann in Folge ins Mikrofon sagen, manchmal begleitet von einem ungläubigen Kopfschütteln.
Heiliger Kalender
Mit der Befragung durch Petrikovics-Anwalt Otto Dietrich endete der Tag. Der Anwalt brachte in Erfahrung, dass Starzer sein Terminkalender zwar "heilig" war und nachts auf seinem Nachtkastl liegen durfte, er ihn aber jedes Mal zum Jahreswechsel in den Müll geworfen habe. Termine aus dem Jahr 2004 könne er somit nicht mit seinen eigenen Aufzeichnungen bestätigen.
Im Übrigen fühlte sich Starzer im Gerichtssaal "in erster Linie als Gastreferent", weil er ständig Dinge nacherzählen müsse, die seine operativen Mitarbeiter erledigt haben.
Welcher Angeklagte nächste Woche am 21. Februar als nächstes befragt wird, hat die Richterin offen gelassen. Prozessbeobachter gehen aber davon aus, dass es sich um Ex-ImmoFinanz-Vorstandsmitglied Christian Thornton handeln wird, der in seiner Funktion als Prokurist der Constantia Privatbank die Abrechnung der Hochegger-Provision durchgeführt hat.
Lesen Sie hier den gesamten Prozesstag im Live-Ticker nach:
(red)