Politik
Sessel-Absturz, Null-Aussage, Faschings-Scherz
Am letzten Tag der Petrikovics-Befragung gab es noch einige Schmankerl. Ein Zwischenfall ließ Grasser in Aktion treten.
Viel Spannendes haben sich die Prozess-Beobachter nicht vom heutigen 14. Buwog-Prozesstag erwartet. Sie wurden positiv überrascht. Nachdem Petrikovics' Auftritt vor dem U-Ausschuss durchgekaut war, wurde es nochmal lebhaft.
Mit zwei Flaschen Cola Zero ausgestattet saß am Donnerstag wieder Ex-ImmoFinanz-Chef Karl Petrikovics in der Mitte. Die Richterin ging mit ihm seine U-Ausschussprotokolle durch, dann waren die Staatsanwälte dran.
Petrikovics' Medienkonsum
Diese konnten nicht glauben, dass Petrikovics nichts von Hocheggers Grasser-Connection gewusst hat, als er ihn für den Buwog-Verkauf engagierte. Zahlreiche Medienberichte aus den Jahren vor dem Verkauf sprachen schon von einer "Freundschaft", engen Beziehungen und wirtschaftlichen Verflechtungen der Herren Grasser, Meischberger, Plech und eben auch Hochegger. Stichworte hier: Homepage-Affäre, PR-Aktionen für das Finanzministerium und ähnliches.
Was bisher im Buwog-Prozess geschah
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Kein Polit-Tratsch
Diese will Petrikovics alle nicht gekannt haben. Er habe - wenn überhaupt - nur den Wirtschaftsteil von Tageszeitungen gelesen. Regelmäßig dürfte er sich allerdings die "Zeit im Bild" angesehen haben, daher wusste er immerhin darüber Bescheid, wer gerade Kanzler und Finanzminister ist. An weiterem "Polit-Tratsch", wie er es nannte, war er nie interessiert.
Viele Leute hätten damals behauptet, mit Grasser befreundet zu sein, meint Petrikovics. Deshalb seien diese in Nebensätzen erwähnten "Freundschaften" für ihn eine "Null-Aussage".
"Ich entschlage mich"
Die Fragen der Privatbeteiligtenvertreter im Prozess beantwortete Petrikovics aus Prinzip nicht. Er erkennt ihre Ansprüche nicht an. Egal, was sie fragten, er sagte nur: "Ich entschlage mich."
Sessel-Absturz
Um die nächsten Fragen an Petrikovics zu stellen, musste sein eigener Verteidiger Otto Dietrich den Platz wechseln. Dabei fiel der Sessel vom Podest und brachte auch noch den Bildschirm daneben zum Wackeln. Karl-Heinz Grasser, der direkt davor sitzt, eilte zu Hilfe und packte tatkräftig mit an. Der Sessel wurde wieder auf's Podest gehoben.
"Sie sind der erste, der nun einen Grund hätte, die Sitzordnung zu monieren", schmunzelte die Richterin in Richtung Grasser. Der winkte ab. Alles in Ordnung, nix passiert.
"Liefern Sie mir den Grasser.."
Grasser-Anwalt Manfred Ainedter hatte dann nur "zwei kurze" Fragen, eine davon hatte es in sich. Ob Petrikovics bei seinen Einvernahmen durch die Ermittler oder Staatsanwälte jemals in eine Richtung gedrängt worden ist, wollte er wissen.
Ja, sagte Petrikovics. Der damalige Oberstaatsanwalt habe ihm bei seiner ersten Vernehmung wörtlich gesagt: "Liefern Sie mir den Grasser, es soll ihr Schaden nicht sein." Das war Petrikovics sprachlos, wie er sagt. Seine damaligen Anwälte, Otto Dietrich (ist es noch immer) und Ex-Justizminister Helmut Brandstetter (ist es nicht mehr) seien "zusammengezuckt".
Faschingsscherz
Als "Faschingsscherz" bezeichnete Petrikovics das Gutachten des Wirtschaftsprüfers Gerhard Altenberger, das vom Staatsanwalt in Auftrag gegeben wurde.
Petrikovics patzt Thornton und Starzer an
Zwei der Angeklagten, die heute Petrikovics Aussage gelauscht haben, dürfte das nicht sehr gefallen haben. Christian Thornton (Ex-Prokurist der Constantia Privatbank, Ex-ImmoFinanz-Vorstand) war für die Überweisungen an Hochegger zuständig und hat dabei - laut Petrikovics - einen Fehler gemacht.Wie schon öfter heute erläutert, war dieser Fehler vermeidbar. Das sagte die Richterin auch am Donnerstag mehrmals: "Sie wühlen in einer offenen Wunde", sagte Petrikovics darauf. Im Nachhinein gesehen, wäre es tatsächlich gescheiter gewesen, das einfacher zu gestalten, gab er zu.
RLB OÖ-Vorstand Georg Starzer hingegen, hat Petrikovics auch in der Vergangenheit schon vehement widersprochen. Die Raiffeisenbank OÖ sei nie Konsortialführer gewesen und habe auch keinen Teil der Hochegger-Provision gezahlt, wie Petrikovics behauptete.
Wie Starzer nun auf Petrikovics aktuelle Aussage reagiert, wird am 13. Februar klar werden. Er ist der nächste, der einvernommen wird.
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(red)