Politik

Zeugen widersprechen sich in kritischem Punkt

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Ausgerechnet bei einer Sache, die für diesen Prozess entscheidend sein wird, widersprechen sich die beiden Zeugen, die einst für die Kaufpreisberechnung zuständig waren.

Die Zeugin P. kam am Donnerstag recht spät. Erst um kurz nach 11 Uhr konnte der Prozess losgehen. Die Frau war zu Zeiten der Buwog-Privatisierung für die Kaufpreisberechnung zuständig.

Sie war in der ImmoFinanz tätig, ihr Gegenpart bei der RLB OÖ (beide Österreich-Konsortium) hat am Mittwoch ausgesagt.

Als solche widersprach sie ihrem Gegenpart Herrn S. in einem entscheidenden Punkt. Nämlich in der Frage, woher die beiden Preis-Berechner in der "heißen Phase" die entscheidende Info bekamen.

Was bisher im Buwog-Prozess geschah
"Heute.at" berichtet an allen Prozesstagen LIVE aus dem Wiener Landesgericht. Lesen Sie hier, was bisher geschah.

HIER KLICKEN!

Auch den Darstellungen von Karl-Heinz Grasser widersprach die Zeugin zum Teil und war überzeugt, dass Hocheggers Provision mit dessen Freundschaft zu Grasser zusammenhängt.

Auf 960 Mio. hingerechnet

Fakt ist, dass das Konsortium den Kaufpreis für die Buwog-Gesellschaften von der ersten Bieterrunde (da waren sie der Konkurrenz unterlegen) auf die zweite Bieterrunde erhöhen musste. Am Ende stand es 960 zu 960,1 Mio. Euro für das Konsortium.

Laut Anklage kam dazu ja die entscheidende Info, dass man nicht unter 960 Mio. bieten dürfe von Hochegger an die ImmoFinanz. Das würde zu den Aussagen von Herrn S. am Mittwoch passen, der in der Raiffeisen Oberösterreich nichts davon gewusst haben will.

Nicht aber passt das zu den Aussagen von Frau P. am Donnerstag, die meinte, die Initiative um in der zweiten Runde "auf die 960 Mio. Euro hinzurechnen" von der RLB OÖ kam.

Muss Bankgarantie sein

Für die Zeugin war auch klar, dass es sich bei der entscheidenden Zahl um die Bankgarantie des Konkurrenten handelt. Warum sonst hätte man unbedingt auf diese Zahl hingerechnet und - also man geringfügig darüber lag - gesagt, "Jetzt passt's."

Zu Hochegger direkt hat die Zeugin während des Verkaufsprozesses keine Wahrnehmungen. Erst im Nachhinein, als ihr damaliger Kollege und hier angeklagter Christian Thornton die Provision abrechnen sollte, will sie davon erfahren haben.

Nicht wohl gefühlt

Der habe sich alles andere als wohl gefühlt, dass er mit sowas betraut wurde. "Das macht niemand gern", sagte die Zeugin. Wieso nicht?

Für die Zeugin war ganz klar, dass eine Provision für Peter Hochegger etwas mit seiner Nähe zu Karl-Heinz Grasser zu tun hat. Auch, dass die Provision "über 17 Ecken" und mehrere Länder abgerechnet wurde, spräche dafür. Die Richterin fragte da nochmal nach: "Für normale Dinge gibt es normale Lösungen, für komplizierte Dinge gibt es komplizierte Lösungen."

Zeugin widerspricht Grasser

Dass Hochegger, Meischberger und auch Plech mit Grasser befreundet seien, das habe "jeder gewusst". Einmal hätte sie sich davon sogar selbst überzeugen können, da habe sie Grasser gemeinsam mit Plech beim Heurigen gesehen.

Diese Darstellung widerspricht der von Karl-Heinz Grasser komplett. Grasser hat Plech im Prozess lediglich als "Bekannten" dargestellt, mit dem er wenig Kontakt gehabt hätte. Die Zeugin sagte aber, Plech habe ihr selbst erzählt, "beste Kontakte ins Finanzministerium" zu haben.

Alles in allem hörte sich die Aussage der heutigen Zeugin nicht so gut an für die Angeklagten. Da ist was faul, scheint die Einschätzung der Zeugin zu sein. Auf konkrete Beweise oder Beobachtungen konnte sich die Zeugin bei ihren Beschreibungen aber nicht stützen, sprach eher von Gefühlen, Dingen die "eh jeder weiß" und ihren eigenen, persönlichen Schlussfolgerungen.

Der nächste Prozesstag ist für Mittwoch geplant. Lesen Sie hier den 98. Prozesstag im Live-Ticker nach:

(csc)