Politik
Verwirrende Konten: Nur Wicki weiß, was Sache ist
Vermögensverwalter Norbert Wicki stiftete am ersten Tag seiner Einvernahme ordentlich Verwirrung. Und es wird noch schlimmer.
Der Vormittag gehörte noch Karl-Heinz Grasser. Der Privatbeteiligtenvertreter der CA-Immo, Johannes Lehner, hatte noch ein paar Fragen. Die ärgerten zwar die Anwälte Grassers und teilweise auch die Richterin, aber erst kurz vor Mittag verkündetet er das Ende seiner Befragung.
Damit war Grasser fertig und nach einer kurzen Beratung schickte die Richterin den Großteil der Angeklagten nachhause. Solange nun Wicki und Toifl befragt werden, dürfen sie fernbleiben, da die Vorwürfe nichts mit ihnen zu tun haben.
Der Vermögensverwalter Norbert Wicki war der nächste in der Mitte. Er entschuldigte sich schon im Vorfeld, aufgrund eines Rückenleidens möglicherweise öfter eine Pause zu brauchen, hielt dann aber tapfer durch.
Was bisher im Buwog-Prozess geschah
"Heute.at" berichtet an allen Prozesstagen LIVE aus dem Wiener Landesgericht. Lesen Sie hier, was bisher geschah.
HIER KLICKEN!
Norbert Wickis Einvernahme startete verwirrend. Er sollte erklären, was es mit dem Konto der Briefkastenfirma Mandarin Ltd. bei der Raiffeisenbank Liechtenstein auf sich hat.
Eine Erbschaft, die nicht kam
Das sei gegründet worden, um die Erbschaft seiner Mutter (die Großmutter war gestorben) zu verwalten. Die erwartete eine recht große Erbschaft, für die man sich diese Konstruktion ausgedacht hatte. Komplett mit Vertrag zu Wickis Firma PAPs, wo standardmäßig auch ein Beratungshonorar verrechnet werden hätte können. Wickis Mutter sei über das alles informiert gewesen, sagte Wicki. Die Unterschrift der damals 77-Jährigen identifizierte er auch auf den Dokumenten.
Konto anderweitig benutzt
Die Mutter Wickis hätte von ihrer Erbschaft also potenziell der Firma ihres Sohnes Gebühren zahlen müssen. Dazu kam es nicht, denn die Erbschaft traf nie ein. Stattdessen landete auf dem Konto, dessen wirtschaftlich Berechtigte immer noch Wickis Mutter war, das Geld vom Konto 400.815. Davon wurden nun die Gebühren abgezogen, was mit Meischberger mündich vereinbart wurde, sagte Wicki.
Wir erinnern uns, die Anklage sagt, dass das Grasser zuzurechnen sei. Meischberger und Grasser sagen, das Geld dort gehörte Meischberger.
Ziel: MIP-Aktien
Dieses vermeintliche "Meischberger-Geld" war dort, weil der Vermögensberater Wicki dafür Aktien der Meinl International Power (MIP) kaufen hätte sollen. Zeitlichen Rahmen dafür hat Meischberger mit Wicki keinen vereinbart. Sein Ziel sei aber gewesen: Grasser, der zu dieser Zeit dort arbeitete, bei der Hauptversammlung mit Stimmrecht (durch erworbene Aktien) zu unterstützen.
Konto der vielen Eigentümer
Zurück zum Mandarin-Konto: Dort kam es zu einer wilden Vermischung von Vermögenswerten. Am Konto der Wicki-Mutter lagen nicht nur 500.000 Euro (von 400.815), es kamen auch Bareinzahlungen dazu. Diese 290.000 Euro will Wicki persönlich als Provision von einer russischen Firma bekommen und bar eingezahlt haben.
Family Business
Der Grund, warum Wicki das dorthin einzahlte, erschloss sich der Richterin nicht. Wickis Erklärungen waren nur vage: Er konnte es nicht auf sein Privatkonto in der Schweiz einzahlen, das hätte auf ein Firmenkonto gehört. Aber das Mandarin-Konto war ja keines? Dort sei es aber "in der Familie" geblieben, sagte Wicki dann. Wegen Mutter als Berechtigter und so. Auf jeden Fall gab Wicki schließlich zu: Er würde es heute anders machen. Damals habe er sich dabei nichts gedacht, er hätte ja nicht ahnen können, dass er irgendwann vor Gericht landet.
Ausblick: Später kam auch noch Grassers "Schwiegermuttergeld" auf dieses Konto. Die Verwirrung hat also noch Steigerungspotenzial. Die Frage des Privatbeteiligtenvertreters am Vormittag, ob Grasser von der Vermischung wusste, beantwortete er jedenfalls nicht.
Fehler der Bank
Überhaupt sei das, was die Staatsanwaltschaft ihm hier vorwirft, eigentlich einem Fehler der Bank zuzuordnen. Die Raiffeisen Liechtenstein, bei der das Mandarin-Konto eröffnet wurde, hätte beim Eingang des Geldes von 400.815 (Meischberger) nachfragen müssen, was es damit auf sich hat. Weil diese Compliance aber nicht funktionierte, schrieb die Bank später an die Ermittler, von Wicki "getäuscht" worden zu sein.
Das "schockierte" Wicki. Er erklärte auch, dass sich die Bank im Jahr 2012 persönlich bei ihm entschuldigte und ihren Fehler eingestand. "Die wollten mir ihre eigenen Fehler in die Schuhe schieben, deshalb steh ich jetzt vor Gericht", sagte er.
"Vertragskonform"
Am Ende steht die Erkenntnis: Jede Konto-Bewegung auf dem Mandarin-Konto ist ein Rätsel. Wem was gehört (Mutter, Wicki, Meischberger?) ist nicht nachzuvollziehen. Wicki sagte aus und erklärte: Am Ende des Tages sei alles "vertragskonform" abgelaufen. Meischberger habe für seine 500.000 Euro MIP-Aktien bekommen, was in der Zwischenzeit mit dem Geld alles gekauft und verkauft wurde, sei seine Sache gewesen. "Geld hat kein Mascherl", sagte Meischberger auf der Anklagebank dazu. Das sei ja eben genau Wickis Vorteil aus dieser Konstruktion gewesen, dass er das Geld anderweitig benutzen habe können. Solange das Endprodukt stimmt, habe er sich da keine Gedanken gemacht.
Am Mittwoch wird die Richterin weiter versuchen, einen Pfad durch das Dickicht der Kontenbewegungen zu schlagen.
Lesen Sie hier die heutigen Details im Live-Ticker nach:
(red)