Politik

"Bezaubernde Jeannie" blattelt Grasser auf

Grassers Wochenendgestaltung in den Jahren 2005 und 2006 war Thema des 47. Buwog-Prozesstages.

Heute Redaktion
Teilen

Am letzten Prozesstag vor der Sommerpause sprach die Richterin mit Karl-Heinz Grasser über dessen zweite Einvernahme vor den Ermittlern und sein Bewegungsprofil aus den Jahren 2005 und 2006.

Es ging wieder um das berühmte Schwiegermuttergeld. Grasser sagte ja, er habe es bei ihr in der Schweiz in Anwesenheit seiner Frau Fiona in drei Tranchen entgegengenommen. An einem Wochenende. Mit dem Auto habe er es dann nach Wien gebracht und bei der Meinl Bank eingezahlt. Also, welches Wochenende kann das gewesen sein?

Die Richterin ging alle Bewegungen Grassers in dieser Zeit minutiös durch. Unzählige Flugreisen waren da vermerkt, einige hat Grasser angetreten, einige nicht, wie er sagte.

Was bisher im Buwog-Prozess geschah
"Heute.at" berichtet an allen Prozesstagen LIVE aus dem Wiener Landesgericht. Lesen Sie hier, was bisher geschah.

HIER KLICKEN!

"Passt hinten und vorne nicht"

Dass das anhand von Buchungsdaten und Kreditkartenabrechnungen erstellte Bewegungsprofil der Ermittler unvollständig ist, war für Grasser der Beweis dafür, dass hier schlampig gearbeitet wurde und die Aufzeichnungen "das Papier nicht wert sind, auf dem sie gedruckt sind".

Buwog-Prozess
Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, sein Trauzeuge Walter Meischberger und der Immobilienmakler Ernst Karl Plech müssen sich (neben anderen) vor Gericht in der Causa Buwog und Terminal Tower verantworten. Grassers Freunde sollen sich durch den Verkauf der Bundeswohnungen an das "Österreich-Konsortium" bereichert haben. Die Rolle Grassers (Hat er auch Geld erhalten? Hat er den entscheidende Tipp weitergesagt?) wird das Gerichtsverfahren klären. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

"Bezaubernde Jeannie"

Teils verärgert, teils scherzend erklärte Grasser der Richterin am Mittwoch, dass er sich an all das eigentlich nicht mehr erinnern könne. Bei einem Flug von Paris nach Wien sagte er etwa: "Den Flug hab ich ziemlich sicher nicht angetreten", es gab ja keinen Hinflug in den Aufzeichnungen. "Ich hab keine bezaubernde Jeannie zuhause, die mich wegblinken könnte", grinste er.

Aufgeblattelt

Nach der Mittagspause widerlegte die Richterin diese Behauptung, mithilfe eines alten Gerichtsverfahrens. Bei diesem Paris-Trip, den Grasser am Vormittag noch dementierte, sind nämlich Kuss-Fotos von Fiona und Karl-Heinz entstanden. Das Medium, das die Fotos damals veröffentlichte, hat Grasser erfolgreich verklagt.

Flüge des Vaters

Zumindest ein Fehler war auch für die zahlreichen Zuschauer in der Gallerie leicht nachzuvollziehen: In den Daten, die die Fluglinie an die Ermittler weitergab, scheint neben einem "Karl-Heinz Grasser" auch ein "Karl Grasser" auf. So heißt Grassers Vater, dessen Flüge wohl unabsichtlich Eingang in das Bewegungsprofil seines Sohnes gefunden haben müssen.

Also wann jetzt?

Wann genau Grasser das Geld von seiner Schwiegermutter erhalten haben könnte, konnte auch in der Verhandlung nicht geklärt werden. Theoretisch sei es möglich, dass Grasser - wenn er sich in Kitzbühel oder Innsbruck aufhielt - auch in die Schweiz gefahren sein könnte. Autofahrten scheinen im Bewegungsprofil nicht auf.

Vorverurteilung oder Verdacht

Doch auch das konnte Grasser nicht beantworten, ihm fehlte die Erinnerung nach immerhin 13 Jahren. Dass die Ermittler das Schwiegermuttergeld mit der Buwog-Provision in Verbindung brachten und entsprechend diesem Verdacht auch Fragen an Grasser richteten, regte ihn auf. Das sei ein klares Zeichen, dass es hier Vorverurteilungen gegen ihn gegeben habe.

Geheimnis um Hochzeitsreise

Durch den Fokus auf die Wochenendgestaltung Grassers verriet er der Richterin auch viel Privates. Oft habe er sich damals in Italien aufgehalten, auch ein Paris-Wochenende mit Fiona und ein Urlaub mit der Schwiegermutter auf Sardinien waren dabei. Auch wo er normalerweise Weihnachten und Ostern feiert, musste vor Gericht ausgebreitet werden.

Wo die Hochzeitsreise hinging, wollte er dann aber doch nicht verraten. In Rom, wo ein Flug kurz nach der Hochzeit hinging, war es aber definitiv nicht.

Um kurz vor 16.30 Uhr ging es in die Sommerpause. Der nächste Verhandlungstag ist erst für Mitte September anberaumt.

Lesen Sie im Live-Ticker des Tages nach, warum ein Kuss-Foto Grasser in Bedrängnis brachte:

(red/ap)