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Heer gibt zu: Österreich gegen Raketen völlig wehrlos
Die Luftabwehr ist wichtig, doch Österreich hätte anfliegenden Raketen (fast) nichts entgegenzusetzen. Das muss nun selbst das Bundesheer zugeben.
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat zahlreiche Streitkräfte rund um den Globus nun intensiv über die eigene Ausrüstung und Fähigkeiten nachdenken lassen. Auch in Österreich erwacht das Bundesheer aus einer Art Dornröschenschlaf, mit einem Mal wird man sich augenscheinlich jahrelanger Verfehlungen bewusst.
So zeigt der russisch-ukrainische Krieg, wie wichtig Fliegerabwehr für die militärische Landesverteidigung ist. "Luftüberlegenheit ist der entscheidende Faktor in diesem Krieg", schreiben die ukrainischen Luftstreitkräfte laut "Standard" auf Twitter. "Die Dominanz in der Luft ermöglicht es, die Bodentruppen, Versorgungsketten und andere wichtige militärische Objekte des Feindes anzugreifen." Klar ist: Die Luftüberlegenheit hat eigentlich in allen Konflikten seit dem Zweiten Weltkrieg eine Schlüsselrolle gespielt.
Weshalb Lufthoheit so wichtig ist
Das bestätigt auch Brigadier Reinhard Kraft, der Kommandant der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule des Bundesheeres: "Die wichtigste Aufgabe in einem Konflikt ist zunächst, die Luftstreitkräfte des Gegners zu bekämpfen."
In der Ukraine ist es den Verteidigern nicht möglich, die eigene Lufthoheit zu verteidigen. Deshalb ruft Präsident Wolodimir Selenski auch seit Wochen die NATO dazu auf, eine Flugverbotszone durchzusetzen. Aus Furcht vor einer weiteren Eskalation wurde das aber bisher abgelehnt.
Für eine erfolgreiche Verteidigung in der Luft – auch gegen Marschflugkörper – braucht es neben eigenen Kampfflugzeugen auch bodengestützte Verteidigungssysteme mittlerer und langer Reichweite. Nach Angaben des US-amerikanischen Pentagons haben Wladimir Putins Truppen seit Beginn ihrer Invasion mehr als 1.400 ballistische Raketen und Marschflugkörper auf die Ukraine abgefeuert. Wäre Österreich das Ziel, wir könnten uns gar nicht wehren.
Kein Mittel gegen Raketen
"Das österreichische System mit 35-mm-Zwillingsfliegerabwehrkanonen der bodengebundenen Luftabwehrtruppe kann einen Marschflugkörper im Endanflug (bis 3.000 Meter vor dem Ziel) zwar bekämpfen – wenn das Radar das Ziel erkennt", erklärt Oberst Thomas Golda von der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule in einem Beitrag auf bundesheer.at. Die Zwillingsfliegerabwehrkanonen wurden 1985 in Dienst gestellt.
Aber: "Ein Vernichten des Marschflugkörpers ist [damit] unwahrscheinlich", muss selbst der Offizier zugeben. Generell sind die Aussichten nicht rosig, denn eine ballistische Rakete kann laut Golda vom Bundesheer überhaupt "nicht abgewehrt werden".