Wien-Leopoldstadt
3 Hauben, kein Geld – Wiener Nobel-Lokal insolvent
Die Spitzenküche erkochte drei Hauben, doch das Geld floss davon. Das bekannte Wiener Nobel-Restaurant "Die Sattlerei" hat nun Insolvenz angemeldet.
Qualität hat ihren Preis; und dieser wurde für "Die Sattlerei" in der Leopoldstädter Heinestraße schlussendlich zu hoch. Die Haute Cuisine des Wiener Gourmet-Restaurants haute zwar geschmacklich alle vom Hocker – Küchenchef Lewis Emerson erkochte mit seinem Team drei Gault-Millau-Hauben und 91 Falstaff-Punkte –, doch wirtschaftlich wurde ihnen die Suppe gehörig versalzen.
Wie "Leadersnet" am Donnerstag berichtet, wurde für "Die Sattlerei" nun ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Jürgen Sattler möchte seinen Edel-Betrieb trotzdem weiterführen.
Einsparungen und breiteres Angebot
Auf der Passiva-Seite sollen satte 1,6 Millionen Euro stehen. Der vorgelegte Sanierungsplan sieht demnach für die Gläubiger eine Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren vor. Umgesetzt soll das vorrangig durch Einsparungen beim Personal und dem Energieverbrauch werden.
Gleichzeitig wolle man den Umsatz ankurbeln, in dem das Angebot "auf ein breiteres Kundensegment ausgerichtet" wird. Damit wurde schon im Sommer begonnen: "Unsere Fine-Dining-Linie erweitern wir auf Kundenwunsch ab sofort um eine Bistro-Linie", wird Gründer Jürgen Sattler in "Falstaff" Ende Juni 2023 zitiert. Damit sollen zusätzlich einfache und preisgünstige Gerichte "auf hohem Niveau" geboten werden.
Die neue Mehrheitsgesellschafterin scheint guter Dinge, soll finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt haben.
Gründe der Insolvenz
Laut Kreditschutzverband hat das Abrutschen der "Sattlerei" in die Insolvenz mehrere Gründe. Die Eröffnung in der Corona-Zeit war den Erlösen wenig zuträglich, die Lockdowns hätten dann alle vorher aufgestellten Businesspläne zerschlagen.
Zuletzt hatte die Energiepreis-Eskalation die Kosten in die Höhe getrieben. Auch Einkauf, Kreditzinsen und Löhne seien empfindlich teurer geworden.
Die Situation wurde so schlimm, dass selbst eine kräftige Finanzspritze der Stadt Wien die Insolvenz nicht abwenden konnte. Per Initiative "Stolz auf Wien" wurden im August 2022 200.000 Euro über eine befristete Beteiligung der Stadt zugeschossen.
Die Stadt erwirbt im Rahmen der Initiative bis zu 20 Prozent am Unternehmen, die Anteile können allerdings innerhalb von sieben Jahren zurückgekauft werden. Mit dem Programm sollen Arbeitsplätze gesichert und der Wirtschaftsstandort Wien gestärkt werden. Es läuft seit 2020, wurde im Oktober 2022 um ein weiteres Jahr verlängert.