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Here They Lie (VR) im Test: Angst in der U-Bahn

Wir haben "Here They Lie" für PSVR getestet - und werden künftig finstere Bahnsteige und Stationen meiden.

Heute Redaktion
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Eine schöne Stimme sagt uns, dass es Mitternacht und Zeit fürs Bett ist. Eine Spieluhr besänftigt uns mit ihrer Melodie. Eine attraktive Frau verabschiedet sich und versichert uns, dass sie auf uns warten werde. Wir steigen in die einfahrende U-Bahn ein - sie nimmt uns mit auf einen Horror-Trip.

Horror ist eines der Genres, das stark in Richtung VR zieht. Nicht zuletzt jagen brutale Schockszenen den virtuellen Spielern gehörig Angst ein. Etwas weniger offensichtlich brutal, dafür psychologisch traumatisierend versucht es Here They Lie des Entwicklungsstudios Tangentlemen, das für die PlayStation VR veröffentlicht wurde.

Als Spieler weiß man anfangs nicht viel über den Inhalt des Titels - auch ein Grund, warum er einen unvorbereitet trifft. Nach dem Einstieg in die U-Bahn öffnet man die Augen in einer verstörenden Kulisse. Die U-Bahn-Sitze sind blutverschmiert, Asche und Funken fliegen durch die Luft und bereits wenige Sekunden im Spiel muss man die ersten Schrecken in Form von Jumpscares verarbeiten.

Alles nur ein böser Traum?

Here They Lie wird im Verlauf des Spiels immer surrealer, ohne den Spieler zeitgleich aufzuklären, was die seltsam-angriffslustigen Kreaturen, die sich verändernden Umgebungen und die unauffindbaren schrecklichen Geräusche zu bedeuten haben. Ein böser Traum? Man hofft es, denn der Titel lässt den Spieler wirklich schaudern und man wünscht sich nichts mehr als aufzuwachen, wenn ein Schatten in Form eines Schweinekopfs andeutet, dass der vermeintlich leere Gang hinter uns nicht mehr so leer ist.

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Unsicherheit begleitet den Spieler durch die verfallenen Gänge, die sich tiefer und tiefer zu einer seltsam-schrecklichen Stadt formen. "Wenn du tief genug kommst, vergisst die Stadt, dass sie eine Stadt ist", heißt es. Was das zu bedeuten hat, gilt es zu erkunden. Der Pfad, den der Spieler dabei begeht, ist ziemlich linear vorgegeben, daneben lassen sich aber Notizen, Bilder und Telefonanrufe in Seitenräumen erkunden, um mehr über den eigenen Albtraum zu erfahren. Verraten werden wir hier natürlich nichts über die Story, jeder soll hier seinem eigenen Trauma begegnen.

Beeindruckend mit Schwindelfaktor

Eindrucksvoll gestaltet wurde die Umgebung, ebenso faszinieren die Kreaturen, die diese bewohnen. Während einige menschlich erscheinen, aber etwa Schweine- und Zebraköpfe tragen, zeigen sich andere absolut surreal und bewegen sich auch so - vermeintlich fliegende Hammerhaie und aus Feuer zu bestehen scheinende Charaktere inklusive. Während sich die NPCs teils mit Stangen und Messern bewaffnet sowie blutverschmiert zeigen, wedelt man selbst hilflos mit einer Taschenlampe herum oder läuft davon, ohne zurückzublicken.

Aporpos laufen: Bei der Steuerung präsentiert sich Here They Lie ungewöhnlich. Per Controller bewegt man sich mit einem Stick fort und dreht sich mit dem anderen Stick in die gewünschte Richtung - so weit, so bekannt. Besonders ist hier jedoch, dass man sich nur immer in einem kleinen Grad-Winkel drehen kann und das Bild dabei sprunghaft wechselt. Das bedeutet eine kleine Eingewöhnungsphase. Mit der VR-Brille dagegen kann man sich ganz normal umsehen. 

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Here They Lie ist auch einer der Titel, der beim Testen für einen gewissen Grad an Motion Sickness sorgte. Das mag daran liegen, dass sich der Protagonist zu Fuß fortbewegt und sich dabei umsieht - während dem Auge (und dem Ohr durch Schrittgeräusche) ein Gehen vorgetäuscht wird, sagt einem der Körper, dass er gerade in einem Stuhl sitzt. Tatsächlich verringert sich das Schwindelgefühl beim Spielen im Stehen, ganz ohne kam das Gameplay aber nicht aus.

Schrecklich guter Sound

Zwar erwarten den Spieler in Here They Lie keine Grafikperlen, der schmutzige, düstere und grobe Look passt aber zum Horror-Titel. Gameplaymäßig gibt es wenig Innovationen, die man nicht aus anderen Schockern kennt, in Verbindung mit der PlayStation VR funktionieren sie aber hervorragend. Es ist eben etwas anderes, Jumpscares in Videospielen oder Filmen zu sehen oder sie durch die Immersion des VR-Headsets selbst zu erleben. Gut: Die Schreckensszenen nutzen sich nicht ab sondern werden so geschickt eingesetzt, dass man immer wieder ihr Opfer wird.

Quelle: YouTube

Die große Stärke von Here They Lie liegt in der Soundgestaltung. Durch den 3D-Sound kann man läutende Telefone genau orten, wird durch Knarren oder andere Geräusche in dunkle Ecken gelockt, die man eigentlich nicht besuchen will und zuckt unweigerlich zusammen, wenn Schritte hinter einem zu hören sind. Insgesamt ist Here They Lie ein bei Storysetting und Gameplay nicht bahnbrechender Titel, wird aber durch die VR-Technologie durchaus zu einem traumatischen, weil gut funktionierendem Erlebnis für Horrorfans. Bei einer U-Bahn-Fahrt die Augen zu schließen wird man sich wohl eine Weile verkneifen.