Welt
Marokko zwingt Migranten die Küste zu räumen
Bis zu 1.800 Migranten wurden über hunderte Kilometer ins Landesinnere gekarrt: Hilforganisationen sprechen von schweren Verstößen gegen die Menschenrechte.
Diese Bilder gingen um die Welt: Nachdem Italien seine Küsten für Flüchtlingsboote abgeriegelt hatte, schwenkten diese auf eine Route über Marokko nach Spanien um. Ende Juni entstanden so bei Tarifa und Zahora bizarre Aufnahmen, die zeigen, wie Dutzende Migranten an spanischen Urlauberstränden landeten und vorbei an verdutzten Touristen ins Landesinnere flüchteten. 2018 sind nach UNO-Angaben so mehr als 28.000 Menschen aus Afrika in die EU gelangt.
Offenbar reagiert jetzt auch das nordafrikanische Land auf die Flüchtlingskrise: Nach Angaben von Menschenrechtlern wurden am Wochenende Hunderte Migranten in Küstengebieten aufgegriffen und nach Süden gebracht. Zudem sollen mehrere Zeltlager um die spanische Exklave Melilla gestürmt und zerstört worden sein. Deren Bewohner wurden mit Bussen mehrere Hunderte Kilometer weit ins Landesinnere gekarrt. Dies geschehe ohne Rechtsgrundlage, wettern der Marokkanische Verband für Menschenrechte (AMDH).
Seitens Behörden wird der Sachverhalt naturgemäß in einem anderen Ton dargestellt: Bei einem "Einsatz im Rahmen des Kampfes gegen illegale Migration" seien 1.600 bis 1.800 Migranten an Orte gebracht worden, "in denen bessere Lebensbedingungen herrschen." Unterstützung dafür kommt aus Spanien, das aktuell das Grosz der Flüchtlingswelle zu tragen hat.
Mehr Geld für Grenzschutz in Nordafrika
Im Rahmen des Besuchs der deutschen Kanzlerin Angela Merkel in Südspanien erklärte Ministerpräsidenten Pedro Sanchez, dass Marokko eine "Schlüsselrolle bei der Ordnung der Migrationsströme spielen" werde. Dazu müsse man aber Marokko auch unterstützen. In welcher Höhe diese zusätzlichen Finanzhilfen ausfallen sollen, wollte Sanchez nicht sagen.
Auch Deutschland habe bereits in einen EU-Fond für Marokko und Tunesien eingezahlt, "weil sie Unterstützung brauchen in der Grenzsicherung, weil sie auch Entwicklungszusammenarbeit brauchen", erklärte Merkel und forderte eine Kooperation mit den afrikanischen Ländern. Beide Seiten müssten etwas davon haben, "dass Schleppern das Handwerk gelegt wird", so die pragmatische Bundeskanzlerin.
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(red)