Coronavirus

Das ist im zweiten Lockdown anders als im Frühjahr

In ganz Europa steigen die Corona-Zahlen massiv an. Trotz der zweiten harten Pandemiewelle, ist die Stimmung aber dennoch anders als im Frühjahr.

Stefanie Riegler
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Leere Straßen in Wien
Leere Straßen in Wien
picturedesk.com

Viele hatten es schon im Sommer befürchtet. Die zweite Pandemiewelle im Herbst bzw. Winter überrollt Europa mit einer noch größeren Wucht als damals im Frühjahr. 

Pandemiemüdigkeit

Die Grundstimmung im März war jedoch anders als jetzt. Zwar ist die Angst vor einer Infektion bei vielen in der Bevölkerung vorhanden, doch hat sich auch eine gewisse Pandemiemüdigkeit eingestellt. Die meisten Menschen sind mittlerweile erschöpft und genervt von Covid-19 und den damit verbundenen Einschränkungen. Das Interesse an der Pandemieentwicklung ist ebenso gesunken.

Die Polarisierung in der Gesellschaft habe dafür zugenommen, so stehen in der Bevölkerung den Maßnahmen und Einschränkungen unterschiedliche Meinungen gegenüber.

Zehn mal so viele aktive Fälle

Auf dem Höhepunkt der ersten Welle im April gab es in Österreich rund 8.000 aktive CoV-Fälle. Jetzt sind es etwa zehnmal so viele. Trotzdem wird die Situation diesmal anders beurteilt. Schließlich stand damals im Frühjahr ein Sommer mit warmen Temperaturen bevor, mit der Aussicht viel Zeit im Freien verbringen zu können und damit auch eine niedrige Infektionsgefahr.

Jetzt kommt ein Winter mit kalten Temperaturen auf uns zu. Wenn es bereits um 16.30 Uhr dunkel wird, gibt es weniger Möglichkeiten, etwas im Freien zu unternehmen. Viele leiden an einer Winterdepression, was zusätzlich zum Lockdown noch eine Herausforderung darstellt.

Hinzu kommt, dass man im Frühjahr noch kaum etwas über das neuartige Virus wusste. Horror-Bilder aus italienischen Spitälern sorgten für Entsetzen. Bundeskanzler Sebastian Kurz erklärte in einem ORF-Interview Ende März: "Bald wird jeder von uns jemanden kennen, der an Corona gestorben ist." Die Situation wurde ernst genommen. Die Sorge, dass man sich selbst oder eine nahestehende Person anstecken könnte, war groß. Eine Gallup-Umfrage im März ergab, dass sich rund 64 Prozent davor fürchteten.

Bis heute wurde intensiv geforscht, es gibt viel mehr Erkenntnisse über das Virus als noch vor ein paar Monaten. Leichte Erkrankungen werden schneller behandelt, auch die Entwicklung des Impfstoffes ist weit voran geschritten. 

Situation im Frühjahr völlig neu

Die Situation im Frühjahr war völlig neu. Eine Umfrage zeigte damals, dass 80 Prozent bereit waren, Einschränkungen persönlicher Freiheiten in Kauf zu nehmen. Nur ein kleiner Teil der Menschen stellte sich gegen die Maßnahmen der Regierung.

Einige Beschränkungen aus dem Frühjahr hatte der Verfassungsgerichtshof später als gesetzeswidrig eingestuft. Auch dieser Aspekt beeinflusst die jetzige Situation. Zudem scheinen die aktuell geltenden Maßnahmen weniger große Auswirkungen zu haben.

Mehr Leute in den Büros

Wie Bewegungsdaten von Google zeigen, gibt es zwar einen Rückgang der Mobilität in Österreich, allerdings ist der Einbruch deutlich weniger stark als im März. Das betrifft sowohl Aktivitäten im Freizeitbereich, als auch die Arbeitsstätten. Aktuell gehen viel mehr Menschen wieder zur Arbeit als noch im ersten Lockdown.

Die Uni Wien hat eine Studie zur Stimmungslage in Österreich durchgeführt. Dazu wurden im April und im Oktober dieselben 80 Menschen zu ihrem Alltag in der Pandemie und ihren Ansichten befragt. Wie das Ergebnis zeigt, leidet der Großteil bereits unter einer Pandemiemüdigkeit.

Im Frühjahr berichteten noch viele Befragte von einem neuen Gefühl des Zusammenhalts der Gesellschaft, etwa von Unterstützung für Nachbarn, Freunde und Bekannte. Auch die Zustimmung zu den Maßnahmen war hoch und es gab die Hoffnung, dass das Schlimmste bis zum Sommer ausgestanden sein würde. Von dieser hoffnungsvollen Stimmung war im Oktober nicht mehr viel übrig.

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