Burgenland
Zu wenig Regen – Burgenlands Wahrzeichen verschwindet
Die Grundwasservorräte im Burgenland haben einen Tiefststand erreicht. Das Wahrzeichen des Seewinkels, die Lange Lacke, verschwindet.
Der Seewinkel ist die niederschlagärmste Region Österreichs. In den letzten beiden Jahren blieben die Regenmengen deutlich unter dem langjährigen Mittel. Da die Neubildung des Grundwassers ausschließlich durch Niederschlag erfolgt, ist die Grundwassersituation bereits aus klimatischen Gründen angespannt.
Gleichzeitig war im vergangenen Jahr im Neusiedler See-Gebiet ein neuer Höchststand an bewässerten landwirtschaftlichen Kulturen zu verzeichnen. "Für das Jahr 2022 ergibt sich ein Wasserverbrauch von fast 34 Millionen Kubikmetern", rechnet Michael Dvorak von der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich: "Demgegenüber wird das Grundwasserangebot für den Bezirk Neusiedl am See im Mittel auf nur 27 Millionen Kubikmeter geschätzt, in sehr trockenen Jahren können es auch deutlich weniger sein".
"Bei dieser Kombination von geringen Niederschlagsmengen und stark steigenden Wasserentnahmen innerhalb der letzten zwei Jahre überrascht es also nicht, dass die Grundwasserpegel ins Bodenlose fallen!", so der Seewinkel-Experte.
Trockenphasen im Seewinkel gab es immer wieder, doch nun drohe durch die derzeitige verschärfte Wassersituation in wenigen Jahren das unmittelbare Aus der meisten, wenn nicht aller Salzlacken. In den letzten 150 Jahren gingen bereits 110 der ursprünglich 140 Lacken durch verschiedene menschliche Eingriffe unwiederbringlich verloren. Allein innerhalb der letzten drei Jahre ist nochmals die Hälfte der restlichen 30 Lacken verschwunden oder hat schwersten Schaden genommen.
„„Trotz beinahe durchschnittlicher Niederschläge in den Monaten November bis Jänner konnte die Lange Lacke nicht einen einzigen Tropfen Wasser halten!““
Damit steht das Ende eines weltweit seltenen und wichtigen Ökosystems unmittelbar bevor. Das Wahrzeichen des Seewinkels, die Lange Lacke, hat größtenteils aufgehört zu existieren. Das hat Konsequenzen für die Bewohner der Region und für den Tourismus.
Life-Projekt "Pannonic Salt" als letzte Rettung
Die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich fordert, Grundwasserentnahmen im Seewinkel sofort einzuschränken und in weiterer Folge strikt zu kontrollieren, ansonsten ist dieses Naturjuwel für immer verloren. Die bisher festgesetzten Grenzwasserstände (ab der die Wasserentnahme Restriktionen erfährt) haben sich als untauglich erwiesen und müssen sofort an die ökologischen Anforderungen angepasst werden.
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Das aktuell beschlossene Life-Projekt "Pannonic Salt" 2023, von der EU mit 12 Millionen Euro dotiert, mit den Partnern Land Burgenland, Nationalpark Neusiedler See und WWF ist ein erster, zentral wichtiger Schritt in Richtung der Rehabilitation des Wasserhaushalts im Seewinkel. In den nächsten fünf Jahren soll der Rückhalt von Oberflächenwasser im Seewinkel durch die Errichtung von Wehren und dem Rückstau der zahllosen Entwässerungsgräben verbessert werden. Die im Zuge dieses LIFE-Projektes geplanten Maßnahmen werden ihre ganze positive Wirkung vor allem dann entfalten, sobald die jährlichen Niederschlagsmengen wieder zunehmen, so BirdLife.