Wien

Zu wenig Lehrer – jetzt müssen Direktoren einspringen

Lehrermangel, kein vollständiger Regelunterricht: Vier Wochen nach Schulstart zeichnet der Pflichtschullehrer-Vertreter ein verheerendes Bild.

Yvonne Mresch
Der Personalmangel an Wiens Pflichtschulen dürfte sich zuspitzen. Laut dem Personalvertreter der Wiener Pflichtschullehrer kann der stundenplanmäßige Regelunterricht nicht mehr vollständig angeboten werden.
Der Personalmangel an Wiens Pflichtschulen dürfte sich zuspitzen. Laut dem Personalvertreter der Wiener Pflichtschullehrer kann der stundenplanmäßige Regelunterricht nicht mehr vollständig angeboten werden.
Bild: Kein Anbieter

Der Lehrermangel in Wien dürfte sich zuspitzen. Erst kürzlich wurde bekannt, dass 20 ukrainische Kinder einen Monat lang nicht unterrichtet werden konnten, da sich keine Lehrkraft finden ließ – wir berichteten. Doch die Meldungen über Missstände ebben nicht ab. Vier Wochen nach Schulstart stünden noch immer viele Volksschulklassen ohne fixen Lehrer da, kritisiert nun Thomas Krebs, Personalvertreter der Wiener Pflichtschullehrer.

"Viele Schulen pfeifen aus dem letzten Loch"

Etliche Schulen würden schon jetzt personell "aus dem letzten Loch pfeifen". Die Probleme würden sich bereits in ersten Einschränkungen im pädagogischen Angebot abzeichnen. So stünde laut Krebs die Auflösung diverser Deutsch-Förderklassen im Raum. Der vorgesehene Regelunterricht, wie etwa Religion, könne teilweise nicht mehr vollständig angeboten werden. Das Angebot der verschränkten Ganztagsschule, bei der Unterricht und Freizeit über den Tag verteilt angeboten werden, laufe an manchen Standorten nur mehr im Notbetrieb.

Forderung: Notfallplan für Wiener Pflichtschulen

Aber nicht nur das: Für fehlende Lehrkräfte müssten mittlerweile sogar Direktoren einspringen – ihre Arbeit als Schulleitung könnten sie demnach erst nach Unterrichtsende beginnen. Krebs befürchtet, dass pädagogische Angebote weiter reduziert werden müssen und appelliert zum raschen Handeln. "Es muss in einem ersten Schritt ein gutes Arbeitsumfeld gesichert werden, um nicht noch weitere Pädagogen zu verlieren", sagt er und fordert weiters eine Auslagerung der nicht pädagogischen Arbeiten, eine praxisorientierte Ausbildung und einen Notfallplan für Wiener Pflichtschulen.

Bildungsdirektion verweist auf 35 Prozent mehr Neuanstellungen

Im Büro von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) verweist man auf "Heute"-Anfrage an die zuständige Bildungsdirektion. Dort heißt es, man habe in der vergangenen Woche 300 Bewerbungen von Pädagogen erhalten. "Diese werden nun bearbeitet und wir hoffen, unter den Bewerbern die benötigten Pädagogen zu finden, die wir für die Wiener Schüler brauchen." Im vergangenen Sommer wären um 35 Prozent mehr Neuanstellungen durchgeführt worden als noch im Vergleich zum Vorjahr. Bisher wurden mehr als 1.700 Personen neu angestellt. Auf Nachfrage zum Religionsunterricht hieß es lediglich: "Die Lehrer werden von den einzelnen Glaubensgemeinschaften ausgewählt."

Derzeit fehlen laut Bildungsdirektion 280 Pädagogen (am 24. September waren es noch 384), rund 14.000 sind an den Wiener Pflichtschulen tätig. Besonders die Aufgabe der Volksschul-Pädagogen wäre eine herausfordernde, da sie neben Deutsch und Mathematik auch Musik, Sport und Kunst unterrichten.

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