Welt

Zu viel Kritik? Lawrow verlässt G-20-Treffen vorzeitig

Der russische Außenminister Sergei Lawrow vertrat Präsident Wladimir Putin beim G20-Gipfel auf Bali. Dabei musste er sich viel Kritik anhören.

20 Minuten
Eigentlich endet der G20-Gipfel erst am Mittwoch, doch Lawrow verließ das Treffen der 20 führenden Wirtschaftsnationen einfach vorzeitig.
Eigentlich endet der G20-Gipfel erst am Mittwoch, doch Lawrow verließ das Treffen der 20 führenden Wirtschaftsnationen einfach vorzeitig.
NATALIA KOLESNIKOVA / AFP / picturedesk.com

Der russische Außenminister Sergei Lawrow hat den G20-Gipfel am Dienstag noch vor Ende des Treffens und der offiziellen Annahme der Abschlusserklärung verlassen. Das Flugzeug mit der russischen Delegation verließ am Abend die indonesische Insel Bali. Das Treffen der 20 führenden Wirtschaftsnationen und Schwellenländer endet eigentlich erst am Mittwoch.

Abzug russischer Truppen

Für Lawrow gab es unbequeme Momente beim Treffen – Russlands Chefdiplomat musste sich gleich zum Start beißende Kritik an Moskaus Invasion in der Ukraine anhören. "Wir müssen den Krieg beenden", sagte der indonesische Gipfel-Gastgeber Joko Widodo, nachdem er kurz zuvor Lawrow mit einem herzlichen Lächeln und einem Klaps auf seinen Arm begrüßt hatte. "Wenn der Krieg nicht endet, wird es für die Welt schwierig sein, nach vorne zu gehen."

Dennoch wich Sergei Lawrow, anders als noch im Juli beim Außenminister-Treffen auf Bali, diesmal der Kritik am Krieg nicht aus – er blieb sogar während einer langen Videoansprache des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski im Saal. In einer emotionalen Rede an die Staats- und Regierungschefs forderte der ukrainische Staatschef einmal mehr den Abzug russischer Truppen und die Wiederherstellung der territorialen Unversehrtheit der Ukraine.

Auch die Ansichten Russlands wurden in der Erklärung festgehalten

Doch trotz gegenseitiger Vorwürfe Kiews und Moskaus einigten sich die Unterhändler der 19 Teilnehmerstaaten und der EU auf eine gemeinsame Erklärung, und zwar alle – inklusive Russland. Viele hatten erwartet, dass bis zur letzten Minute um diese Erklärung gerungen wird.

Abschlusserklärung

"Die meisten Mitglieder verurteilten den Krieg in der Ukraine aufs Schärfste und betonten, dass er immenses menschliches Leid verursacht", heißt es in dem Entwurf für die Abschlusserklärung, der am Mittwoch von den Staats- und Regierungschefs nur noch formal bestätigt werden soll. Auch für steigende Inflation, gebremstes Wirtschaftswachstum und die Energie- und Ernährungskrise wird der Krieg verantwortlich gemacht. Das entspricht fast schon den kühnsten Erwartungen derjenigen westlichen Staats- und Regierungschefs, die mit dem Ziel nach Bali gereist sind, Russland bei diesem Gipfel möglichst weitgehend zu isolieren.

In der Erklärung heißt es aber auch: "Es gab andere Ansichten und unterschiedliche Einschätzungen der Lage und Sanktionen." Außerdem wird auf eine Resolution der Vereinten Nationen von Anfang März verwiesen. Damals verurteilten nur 141 der 193 UN-Mitglieder den Krieg.

Abreise nach getaner Arbeit

Lawrow hatte beim G20-Gipfel den russischen Präsidenten Wladimir Putin vertreten, der nach Kreml-Angaben aus Zeitgründen nicht nach Bali kommen konnte. Der russische Chefdiplomat hatte am Dienstag zahlreiche Gespräche geführt und an Sitzungen teilgenommen. Er sagte auch, dass die Abschlusserklärung praktisch fertig sei. Kein Bedarf also, länger zu bleiben.

Nach Informationen des russischen Staatsfernsehens war die Abreise des Ministers bereits im Vorfeld für Dienstagabend geplant gewesen. Ein Grund wurde nicht genannt.

1/51
Gehe zur Galerie
    <strong>02.11.2024: "Erhebliche Mehrkosten" – Wien ändert Mindestsicherung</strong>. Die Wiener Landesregierung hat neu einen Entwurf für eine Änderung im Mindestsicherungsgesetz vorlegt. Dem Budget drohen Mehrkosten in Millionenhöhe. <a data-li-document-ref="120069954" href="https://www.heute.at/s/erhebliche-mehrkosten-wien-aendert-mindestsicherung-120069954">Weiterlesen &gt;&gt;</a>
    02.11.2024: "Erhebliche Mehrkosten" – Wien ändert Mindestsicherung. Die Wiener Landesregierung hat neu einen Entwurf für eine Änderung im Mindestsicherungsgesetz vorlegt. Dem Budget drohen Mehrkosten in Millionenhöhe. Weiterlesen >>
    Getty Images