Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist der erste europäische Staatschef, der Donald Trump in Washington einen Antrittsbesuch erstattete. Das Treffen erregte viel Aufmerksamkeit, sind die Beziehungen zwischen den USA und Europa seit Trumps Wiederwahl als US-Präsident angespannt.
Trump bezeichnet Macron immer wieder als "Freund", auch am Dienstag fassten sich beide immer wieder ans Knie, auch ihre legendären Handshakes wurden um ein Kapitel reicher.
Hauptthema der Gespräche war neben der transatlantischen Beziehungen der Krieg in der Ukraine. Macron und Trump betonten, dass eine Feuerpause binnen weniger Wochen machbar sei. Der französische Präsident betonte wiederholt, dass die Ukraine durch Russland – den eigentlichen Aggressor in diesem Krieg – nicht zur Kapitulation gezwungen werden dürfe. Sollte es zu einer Waffenruhe kommen, befürwortet Macron die Stationierung einer Friedenstruppe, mit der Trump grundsätzlich einverstanden sei, wie der Franzose andeutete. Der US-Präsident fügte hinzu, dass auch Wladimir Putin mit einer solchen Lösung einverstanden wäre.
Hitziger wurde es beim Thema Hilfskredite für die Ukraine. Laut Trump haben die USA in den vergangenen drei Jahren rund 350 Milliarden Dollar an Kiew überwiesen – das sei deutlich mehr, als Europa beigetragen habe. Gleichzeitig würde Europa das Geld an die Ukraine "leihen", das heißt, jeder einzelne Euro werde zurückgezahlt.
Hier grätschte der französische Präsident dazwischen. Er legte seine Hand auf Trumps Arm und sagte: "Nein, um ehrlich zu sein, hat Europa die Mehrheit der Hilfsgelder an die Ukraine überwiesen und echtes Geld bereitgestellt, nicht nur Kredite."
Trump deutete zwar mit einer Handgeste an, dass er der Behauptung nicht ganz glaubt, sagte allerdings: "Wenn du das glaubst, ist das für mich in Ordnung." Die ungewöhnlich milde Reaktion Trumps verdeutlicht einmal mehr die "Bromance" zwischen Macron und Trump.
Seit Beginn des Krieges haben die EU und ihre Mitgliedstaaten nach eigenen Angaben fast 145 Milliarden Dollar an finanzieller, militärischer, humanitärer und Flüchtlingshilfe zur Verfügung gestellt. Nur rund 53 Milliarden daraus waren für die Beschaffung von Kriegsgerät zur Abwehr der russischen Invasion.
Seitens der USA wurden, laut Mitteilung des Außenministeriums vom 20. Jänner, 65,9 Milliarden Dollar in Militärhilfen geliefert. Dazu habe die Ukraine 31,5 Milliarden an Finanzhilfe von den Amerikanern erhalten, erklärte Präsident Wolodimir Selenski kürzlich.
In Summe hat der US-Kongress zwar 182,8 Milliarden für Ukraine-Hilfen freigemacht, doch längst nicht alles daraus geht auch nach Kiew. Ein riesiger Brocken, mehr als 45 Milliarden, ist beispielsweise für die Wiederauffüllung der US-Arsenale vorgesehen. Von Trumps angeblichen 350 Milliarden ist die Realität weit entfernt.