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Zerquetscht wie Coladose – das passierte bei Titan-Tod 

Die 5 Insassen der "Titan" starben, weil das Tauchboot implodierte. Das zeigt, wie  mächtig Naturkräfte in 3.800 Metern Tiefe auf den Körper wirken.

Sabine Primes
Die Trümmer der "Titan" (Bild) wurden wenige Meter vom "Titanic"-Wrack gefunden.
Die Trümmer der "Titan" (Bild) wurden wenige Meter vom "Titanic"-Wrack gefunden.
via REUTERS

Nun ist es traurige Gewissheit: Die fünf U-Boot-Touristen der "Titan", die zum Wrack der Titanic tauchen wollten, sind tot. Das U-Boot hatte am vergangenen Sonntag nach etwa 1,5 Stunden den Kontakt zum Begleitschiff verloren. Suchaktionen verliefen zunächst erfolglos, bis am Mittwoch ein Teil des Rahmens und der hinteren Abdeckung der Tauchkapsel gefunden wurden. Ab da war klar: Es muss etwas Furchtbares passiert sein. Das bestätigte der Tauch- und Rettungs-Experte David Mearns gegenüber der "BBC". 

Die 6,70 Meter kleine und 10,4 Tonnen schwere "Titan" bot Platz für fünf Personen und war ein sehr einfaches Gefährt. Tatsächlich handelte es sich im engen Sinne um ein Tauchboot, nicht um ein U-Boot, weil es nicht aus eigener Kraft in Häfen ein- und ausfuhr. Vielmehr wurde es von seinem großen Begleitschiff "Polar Prince" zu dem Ort gebracht, wo die "Titanic" liegt, und tauchte dann für einige Stunden ab.

Implosion infolge möglichen materiellen Defekts

Die "Titan" wurde konstruiert, um dem extremen Wasserdruck in der Tiefsee standzuhalten und war bereits vor dem Unglück zum Wrack der "Titanic" getaucht. Es gab aber schon vor Jahren Sicherheitsbedenken. Etwa war das Problem der Kontaktaufnahme zum Mutterschiff bekannt, weshalb ihm zunächst wenig Bedeutung zugemessen wurde und bis zur Alarmierung der US-Küstenwache acht Stunden abgewartet wurde. Aber auch eine sofortige Rettungsaktion hätte die Insassen nicht retten können. Denn das Tauchboot aus so großer Tiefe an die Oberfläche zu bringen, hätte vermutlich mehrere Stunden gedauert. 

Am Donnerstag wurden schließlich die Trümmer der "Titan" unweit des Titanic-Wracks in mehr als 3.800 Meter Tiefe entdeckt. Die Behörden gehen von einer Implosion infolge eines Kollaps der Druckkammer aus. Schon der kleinste strukturelle Defekt kann in so großer Tiefe eine solche Katastrophe auslösen. Ob ein solcher Defekt der Grund für die Katastrophe war, werden nachfolgende Untersuchungen zeigen. 

Bei einer Implosion bricht ein Objekt schlagartig zusammen, wenn der Außendruck größer ist als der Innendruck. Sie steht im umgekehrten Kräfteverhältnis zu einer Explosion

Das winzige Schiff, das die Besatzung transportierte, war durch eine Druckkammer, eine versiegelte Kapsel, deren Innendruck deutlich über dem Umgebungsdruck liegt, ein Druckgassystem zur Kontrolle des Innendrucks und eine Atemgasversorgung für die Insassen geschützt. "Es hört sich so an, als wäre es der Kohlefaserzylinder gewesen, der nachgab und zur Implosion führte." Eine solche Implosion könnte auf ein Leck, einen Stromausfall oder einen kleinen Brand aufgrund eines elektrischen Kurzschlusses zurückzuführen sein, so Dr. Dale Molé, der frühere Direktor für Unterwassermedizin und Strahlungsgesundheit der US-Marine, gegenüber DailyMail.com.

400 Kilogramm pro Quadratzentimeter – zerquetscht wie eine Coladose

Der Druck, der in der Tiefsee auf jeden Zentimeter Oberfläche lastet, ist gewaltig. Er besteht aus den Millionen von Litern Wasser, die auf den Boden der Tiefsee drücken. Diesen Druck nennt man Unterwasserdruck oder hypostatischer Druck. Da Salzwasser eine leicht höhere Dichte als Süßwasser besitzt, ist die Druckzunahme im Salzwasser etwas höher.

Wasser hat eine deutlich höhere Dichte als Luft. Deshalb steigt der Umgebungsdruck unter Wasser mit der Tiefe stark an. Als Faustregel gilt: Der Wasserdruck pro 10 Meter Wassertiefe nimmt um ein bar zu. In 10 Metern Wassertiefe herrscht ein Unterwasserdruck von 1 bar.

Das Bar ist die physikalische Einheit, mit der man den Druck angibt. 1 bar entspricht dem Gewicht von 1 Kilogramm pro 1 Quadratzentimeter.

In 1.000 Metern Wassertiefe herrscht dann bereits ein Druck von 100 bar – umgerechnet also 100 Kilo pro Quadratzentimeter. Anders gesagt: 3.800 Meter unterm Meeresspiegel – dort wo das Wrack der Titanic liegt – lastet ein Druck von knapp 400 bar – also knapp 400 Kilogramm pro Quadratzentimeter. Das hat die "Titan" und die Insassen in einer Millisekunde wie eine Coladose zerquetscht. Eine Simulation skizziert die Katastrophe:

In Millisekunde tot

Laut Molé sei der Tod für die Insassen "schnell und schmerzlos" erfolgt und die Männer durch den massiv hohen Wasserdruck fast augenblicklich gestorben. "Es ist, als würde der Schalter ausgeschaltet. In einer Millisekunde bist du am Leben und in der nächsten Millisekunde bist du tot." Das menschliche Gehirn könne die Lage so schnell gar nicht erfassen. "Das ganze Ding ist kollabiert, bevor die Menschen darin überhaupt bemerken konnten, dass es ein Problem gab."  

Bergung der Leichen fraglich

Auf die Frage, ob die Leichen der Besatzung gefunden werden könnten, gab es vonseiten der US-Küstenwache bislang keine Antwort. Es handle sich in der Gegend des "Titanic"-Wracks um eine "unglaublich unversöhnliche Umgebung", teilte die Küstenwache mit. Fraglich ist, ob es überhaupt Überreste der Besatzung gibt, die geborgen werden könnten.