Von Mann getrennt

Zehnfach-Mama (36) mit ADHS erobert Instagram

Lisa S. (36) präsentiert auf ihrem Insta-Profil Szenen aus ihrem turbulenten Alltag mit zehn Kindern. Auch ihre ADHS-Diagnose wird thematisiert.

Österreich Heute
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Zehnfach-Mama (36) mit ADHS erobert Instagram
Lisa noch mit neun Kindern und einer Bekannten im Mai 2020 (l.), und mit Sohn Ludwig (r.), der 2021 geboren wurde. 
zVg

Ihr Tag beginnt um 5 Uhr Früh und endet um 21 Uhr, wenn sie mit fünf bis sechs Kindern im fünf Meter breiten Familienbett schlafen geht: Das Leben von Lisa S. (36) und ihrem zehnfachen Nachwuchs ist durchgetaktet – das muss es auch sein, denn sonst würde es nicht funktionieren. Auf ihrem Insta-Profil "10imglueck" gewährt die Influencerin Einblick in ihren Alltag – mit Erfolg. Die 36-Jährige hat bereits 280.000 Follower, das Video über ihren Alltag in den Ferien sahen bereits 1,8 Millionen User.

Die Reaktionen sind durchwegs positiv: "Hut ab", "Respekt", "bewundernswert" oder "Ich frage mich, wie du das schaffst?", heißt es in den Kommentaren. "Unsere Familie entspricht nicht dem klassischen Klischee. Die Leute finden es spannend, wenn ich zeige, wir wir leben", erklärt Lisa S. im Gespräch mit "Heute" das Erfolgsrezept. 

Mein Mann und ich teilen uns die Betreuungszeit 50:50. Natürlich war es eine Umstellung. Bis wir Routine hatten, hat es gedauert, aber es läuft zum Großteil wirklich gut
Lisa S.
Zehnfach-Mama über das Nestmodell

Gemeinsam mit Finn (14), Oskar (12), Emil (10), den Zwillingen Anton und Greta (9), Adam (8), Frieda (6), Lieselotte (5), Josef (3) und Ludwig (2) lebt die Niederösterreicherin aus dem Bezirk Mödling auf rund 600 Quadratmetern: "Jedes Kind hat sein eigenes Zimmer, aber das Familienleben spielt sich im Wohnzimmer und der Küche ab", berichtet Lisa S.

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    Lisa S. zeigt auf Instagram ihren Alltag als Zehnfach-Mama.
    Lisa S. zeigt auf Instagram ihren Alltag als Zehnfach-Mama.
    Alex Pohl

    Die 36-Jährige lebt von ihrem Mann getrennt, das Ex-Paar hat sich für das sogenannte Nestmodell entschieden: "Das bedeutet, dass die Kinder immer am selben Ort bleiben. Mein Mann und ich teilen uns die Betreuungszeit 50:50. Ich suche derzeit noch eine Wohnung für meine betreuungsfreie Zeit. Natürlich war es eine Umstellung. Bis wir Routine hatten, hat es gedauert, aber es läuft zum Großteil wirklich gut." Die 36-Jährige ist in die Großfamilie "hineingewachsen" und mittlerweile "tief verwurzelt", wie sie erzählt: "Ich hatte als Jugendliche nie einen Kinderwunsch. Das Ganze hat sich über die Jahre einfach so ergeben."

    Der Tag beginnt um 5 Uhr Früh

    Um 5 Uhr Früh geht es für Lisa S. los: "Ich brauche keinen Wecker, ich wache von selbst auf", erzählt sie in einem Insta-Beitrag. Nach dem Aufstehen werden erst einmal Waschmaschine und Geschirrspüler angeworfen: "Man muss immer den ganzen Tag schauen, dass man sowohl Geschirrspüler als auch Waschmaschine ein- und ausräumt, damit nichts liegen bleibt", erklärt sie. Danach richtet die Zehnfach-Mama die Jausenboxen her und packt sie in die Rucksäcke. Während es am Wochenende ein großes Frühstück gibt, bleibt dafür unter der Woche keine Zeit, die Größeren bedienen sich an den Müslispendern.

    Anschließend zieht Lisa S. die Jüngsten an und richtet den Mädels das komplette Outfit her. Dann geht es ans Frisieren, Zähne putzen und Anziehen. Um 7.30 Uhr brechen die 36-Jährige und ihre Kinder in Richtung Kindergarten und Schule auf – zu Fuß oder per Bus. Denn Lisa S. besitzt keinen Führerschein. Nur Ludwig (2) bleibt am Vormittag noch daheim: "Er kommt erst mit drei Jahren in den Kindergarten", erklärt sie.

    Haushaltshilfe unterstützt unter der Woche

    Wieder daheim bleibt kurz Zeit, um E-Mails zu schreiben oder zu beantworten. Um 9.30 Uhr ist dann Kochen angesagt: "Alle Kinder essen zu Hause. Manchmal koche ich auch zweimal pro Tag", meint die Alleinverdienerin. Bereits um 11 Uhr bricht die Niederösterreicherin wieder auf, um die Kleinen aus dem Kindergarten abzuholen. Auch die Schulkinder kommen nach Hause. Nach dem Mittagessen haben die Kinder frei, ab 15 Uhr werden in kleinen Gruppen die Hausaufgaben erledigt.

    Unter der Woche wird Lisa S. von einer Haushaltshilfe unterstützt, auch die Kinder helfen beim Haushalt mit: "Aber nicht mehr als andere Kinder. Ich sehe das auch nicht als ihre Aufgabe", meint die Niederösterreicherin, die "voll viel Energie hat": "Man darf nicht zu penibel sein und alles einfach lockerer sehen", verrät sie ihr "Geheimrezept". Am Wochenende wird zudem gemeinsam gespielt, gebastelt und Musik gehört.

    Ich bin nicht stark, und ich bin auch keine Superheldin. Ich habe keine Wahl, behaltet das bitte immer im Hinterkopf und vergleicht euch nicht
    Lisa S.
    Zehnfach-Mama

    Trotzdem gaukelt die 36-Jährige auf Insta nicht das perfekte (Familien-)Leben vor: "Ich bin nicht stark, und ich bin auch keine Superheldin. Ich habe keine Wahl, behaltet das bitte immer im Hinterkopf und vergleicht euch nicht", gibt sie da offen zu. "Kinder brauchen authentische Eltern, keine perfekten Wesen, die es sich nicht erlauben, Gefühle zu zeigen. Gefühle sind da, um gelebt zu werden", ist sie überzeugt.

    Vor rund eineinhalb Jahren erhielt die Zehnfach-Mama zudem eine ADHS-Diagnose: "Ich wusste immer, dass ich anders bin, hatte starke Selbstzweifel, weil mir viele Dinge, die anderen leicht von der Hand gehen, nicht nur unfassbar schwer fallen, sondern in vielen Fällen auch gar nicht möglich sind. Die Diagnose war wie ein Befreiungsschlag, plötzlich erschien alles so klar, so unglaublich viele Fragen, die mit einem Mal beantwortet wurden. Seitdem möchte ich vor allem für Frauen Sichtbarkeit schaffen, denn der Diagnose im Erwachsenenalter geht oft ein langer Leidensweg voraus und in vielen Fällen leider auch etliche Fehldiagnosen", berichtet Lisa S. auf Insta.

    Zusammenhalt der zehn Kinder ist groß 

    Die Verantwortung für die Kinder habe sie nie gestört, meint sie und ist stolz auf ihren Nachwuchs: "Den Zusammenhalt meiner Kinder erlebe ich ja tatsächlich oft im Alltag. Es wird immer an alle gedacht, die Kinder setzen sich untereinander für ihre Geschwister ein und denken auch an das Wohl der Anderen", berichtet Lisa S. Möchte sie noch ein Kind? "Vielleicht, es ist nicht ganz ausgeschlossen." 

    red
    Akt.