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Yakuza 6 zeigt Japans Unterwelt wie nie zuvor
Die Yakuza-Reihe ist bekannt für schnelle Kämpfe, absurde Minigames und witzige Ablenkungen. Yakuza 6 krönt sich zum Serienkönig.
Exklusiv auf der PlayStation 4 wird die Yakuza-Serie mit Teil 6 fortgesetzt. Und das in beeindruckender Weise. Der neuste Teil "The Song of Life" aus dem Hause Sega schafft es zudem, woran seine Vorgänger bis auf das erste Spiel allesamt scheiterten: auch Neulinge ganz einfach in die japanische Unterwelt zu holen. Schließlich bekommt man erstmals Einblicke in die ganze 13-jährige Yakuza-Geschichte und wird nicht in ein Meer aus verwirrenden Handlungssträngen gestoßen.
Yakuza 6 lässt zu Beginn die Wirrungen weg und konzentriert sich auf Hauptfigur Kazuma Kiryu – für Serienkenner mit einiger Nostalgie, für Neulinge ein frischer und einfacher Zugang zur kontrastreichen Figur. Der frisch aus der Haft entlassene Protagonist ist in Yakuza 6 vom Leben gezeichnet, noch dazu ist seine Ziehtochter aus dem Waisenhaus verschwunden und Opfer eines Unfalls geworden. Und noch dazu erfährt Kiryu, dass die angefahrene Haruka einen kleinen Sohn hat, für den er nun sorgen soll. Im Hintergrund lauert natürlich die kriminelle Yakuza.
Der Titel setzt stark auf Emotionen und die Themen Familie, Blutsbande und Freundschaft und wurde sagenhaft fantastisch umgesetzt. Selbst für jene, die das erste Mal einen Yakuza-Teil anspielen. So geht es anfangs nicht um Aufgaben für das Yakuza-Regime, sondern um sehr persönliche Themen. Kiryu will das Rätsel um den kleinen Buben aufklären: Wer ist der Vater? Wie kam es zum Unfall, nach dem seine Ziehtochter ins Koma fiel? Und was hat die Yakuza damit zu tun? Fragen, die nach und nach geschickt aufgeklärt werden.
Mit Flirt-Skills ziehen sich Pornostars aus
Antworten holt sich der Hauptdarsteller vor allem mit seinen Fäusten, Waffen lässt er im Großteil der Fälle beiseite. Die Kämpfe sind dabei in klassischer Beat'em'up-Manier inszeniert, trotz Kombos und Spezialattacken gehen sie aber einfach von der Hand. Durch gewonnene Prügeleien und durch eingenommene Spiesen wächst der Erfahrungspunkte-Vorrat unseres Ex-Yakuzas. Mit ihm kann man entweder die Gesundheit und Stärke des Charakters boosten oder aber in andere Fähigkeiten investieren. Etwa ins Flirten. Verfügt man über Flirt-Skills, lassen Pornostars und Stripperinnen die Hüllen fallen. Witzig durchgeknallt, wie so vieles andere im Spiel.
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Generell bietet Yakuza 6 wieder die gewaltige Menge an Minigames, die man kennt und liebt. Bei Karaoke, Dart, Fitnesstrainings oder Arcade-Automatenzocken verfällt man einer Sucht der Spiele im Spiel und könnte glatt vergessen, dass es neben den Beschäftigungen auch eine Haupthandlung gibt, der man folgen sollte. Eines ist klar: Niemand wird Yakuza 6 stur nach Storyline spielen, ohne Dutzenden Nebenbeschäftigungen nachgegangen zu sein. Das lässt die ohnehin hohe Spieldauer exorbitant in die Höhe schnellen.
Komplett verrückte Nebenschauplätze
Aber auch wenn man sich auf die Hauptstory konzentriert, mangelt es nicht an schrägen Geschehnissen. Nebenmissionen drehen sich dabei etwa um Piratengeister, die man auch zusammenschlagen kann, oder Zeitreisen, die mit viel Witz über die Bühne gehen. Eines hat die offene Welt von Yakuza 6 dabei anderen Open-World-Titeln voraus: So gut wie nie gleichen sich Missionen oder arten zum rohen Abarbeiten aus, sondern wissen immer zu belustigen und man möchte sie spielen, anstatt sie spielen zu müssen.
Das einzige Feature, das mehr als aufgesetztes Element wirkt, ist in Yakuza 6 der neue "Clan Creator". Hier kann man seinen persönlichen Schlägertrupp zusammenstellen, was spannender klingt, als es ist. Im Prinzip erstellt man einfach Figürchen, lässt sie auf andere Clans los und gewinnt so Kämpfe. Grafisch zeigt sich Yakuza 6 dagegen durch die neue "Dragon Engine" aufgehübscht. Vom verschlafenen Hafenstädtchen Onomichi bis hin zum verruchten Rotlichtviertel Kamurocho herrschen lebensechte Animationen, tolle Lichteffekte und dazu passender, stimmiger Sound vor. Dass manchmal matschige Szenen im Gameplay zu sehen sind, stört da nur mehr wenig.
Fazit: Wie nie zuvor
Auch wer sonst Japan-Spiele außer Acht lässt, sollte sich Yakuza 6 widmen. Punkto Open World zeigt Yakuza 6 den Genre-Größen, wie es sein sollte: eine überschaubare Karte, dafür umso mehr und grundverschiedene Aufgaben und Beschäftigungen. Bei der Story sucht das Spiel sowieso seinesgleichen: kaum jemanden würde es so fantastisch gelingen, schwierige und realistische Themen mit absurden und extrem witzigen Geschehnissen so unter einen Hut zu bringen.
Dass es Yakuza 6 nur in japanischer Sprache mit englischen Untertiteln gibt, sollte Spieler nicht abschrecken. Leider lässt der Titel ein Multiplayer-Zocken nur bei zwei nett gemeinten Mini-Modi zu, bleibt im Kern ein pures Singleplayer-Spiel. Das fasziniert allerdings mit toller Musik, herrlichen Umgebungen, einer starken Story und einer eingängigen Steuerung. Rund 30 Stunden verbringt man nur in der Hauptstory, gut hundert und mehr werden es durch den Suchtfaktor der Nebenbeschäftigungen. Zockerherz, was willst du mehr? Bis auf ein Yakuza 7 für einige Zeit nichts.