Welt
Wut-Demonstranten fackeln Villa von Premierminister ab
Bei Protesten in der Nacht wurden 70 Häuser und Büros von Politikern in Sri Lanka angezündet. Auch die Villa des Premiers fiel dem Mob zum Opfer.
Bei den anhaltenden Protesten auf Sri Lanka wurden in der Nacht auf Dienstag mehr als 70 Häuser und Büros von Politikern angezündet. Die Häuser von Mitgliedern der Familie des zurückgetretenen Premiers Mahinda Rajapaksa und des Präsidenten Gotabaya Rajapaksa sowie von ehemaligen Ministern und Parlaments-Abgeordneten standen in Flammen und brannten komplett nieder. Überdies seien mehr als 150 Fahrzeuge beschädigt worden.
Dabei hielt die Armee protestierende Regierungskritiker davon ab, die Residenz des zurückgetretenen Premierministers Mahinda Rajapaksa zu stürmen. Sie setzen dazu in der Nacht auf Dienstag Tränengas ein und gaben Warnschüsse ab, wie die Polizei mitteilte.
Protestierende fordern auch den Rücktritt des Präsidenten
Der Premier habe seine Residenz verlassen, hiess es. Er war am Montag inmitten von Anti-Regierungsprotesten angesichts der schlimmsten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten zurückgetreten. In dem Staat mit etwa 22 Millionen Einwohnern mangelt es an Treibstoff, Lebensmitteln und Medikamenten. Dem hoch verschuldeten Land fehlt das Geld für Importe.
Der Rücktritt hat viele Protestierende allerdings nicht besänftigt. Sie fordern weiter auch den Rücktritt des Präsidenten. Der Präsident und der zurückgetretene Premierminister sind Brüder. Auch andere Mitglieder der Rajapaska-Familie waren an der Regierung beteiligt, Anfang April waren jedoch bereits alle 26 Minister des Kabinetts zurückgetreten.
Sri Lanka braucht eine Übergangsregierung
Kurz vor dem Rücktritt stießen Anti-Regierungsdemonstranten und Anhänger der Regierung am Montag zusammen. Am Dienstag nun sollen sich Abgeordnete im Parlament treffen, um einen neuen Premierminister zu bestimmen. Mit dem Rücktritt des Regierungschefs verloren auch alle Minister ihre Posten. Wenn ein neuer Premierminister bestimmt ist, soll der Präsident neue Minister auswählen. Diese sollen dann eine Übergangsregierung stellen.
Sri Lankas Regierung bezahlt ihre hohen Schulden vorerst nicht zurück und will diese umstrukturieren. Das Land steht in Gesprächen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und hofft auf weitere finanzielle Hilfe aus China und Indien.