Politik
Wut-Attacke von VP-General auf Landeschef Doskozil
Inhaltliche Kritik findet er lästig, Kritiker tut er als "Querulanten" ab: Der türkise General Axel Melchior schießt wütend gegen Hans Peter Doskozil.
ÖVP-Generalsekretär Axel Melchior hat sich am Dienstag wohl ein straffes OTS-Programm verordnet. Über den Originaltext-Service der APA – über diesen verschicken vorwiegend Parteien und Medien Infos und Stellungnahmen – meldete sich der türkise Mann fürs Grobe gleich zwei Mal zu Wort. Am Vormittag wandte er sich mit der Frage, ob die Neos überhaupt bei den Wiener Koalitionsverhandlungen anwesend gewesen wären, an die Öffentlichkeit.
Doskozil: "Über die Medien informiert"
Am Abend ärgerte sich Axel Melchior dann über Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Dieser hatte es gewagt, dem "Standard" anzuvertrauen, dass das Burgenland über die von Sebastian Kurz geplanten Corona-Massentests "wieder einmal nur über die Medien informiert wurde". Wie von "Heute" berichtet, war es erst kürzlich zum Eklat gekommen, da Doskozil Sebastian Kurz in einer Videokonferenz als "reinen PR-Kanzler" bezeichnet hatte: "Sie sind nicht bereit, Verantwortung zu übernehmen", donnerte der SP-Landeschef. Kurz versprach dann, für Doskozil stets erreichbar zu sein – eine recht ausgeprägte Telefonfreundschaft dürfte daraus bis dato aber nicht erwachsen sein. Die rot regierten Länder beklagen weiterhin mangelnde Abstimmungsprozesse mit der Bundesregierung.
„"Fragwürdig ist auch das Signal, dass einem das Bundesheer immer nur dann einfällt, wenn ein Lückenbüßer benötigt wird."“
Dass nun das Bundesheer bei den von Kurz verordneten Massentests einspringen solle, kommentierte der vormalige Verteidigungsminister, der bei der Truppe als beliebt galt, folgendermaßen: "Fragwürdig ist auch das Signal, dass einem das Bundesheer immer nur dann einfällt, wenn ein Lückenbüßer benötigt wird – und bei der nächsten Gelegenheit wird dann wieder sein Budget gekürzt", so Doskozil im "Standard".
Axel Melchior unterstellt dem SP-Politiker daraufhin, sich "profilieren zu wollen". Die inhaltliche Kritik, die auch von hochrangigen Militärs in dem Artikel geteilt wird, empfindet er wörtlich als "lästig": "Es wäre nicht Hans-Peter Doskozil, wenn dieser nicht sogar in der größten Gesundheitskrise seit Jahrzehnten nichts Besseres zu tun hätte, als ständig lästig dazwischenzufunken." Der Generalsekretär der neuen Volkspartei befindet: "In dieser heiklen Phase der Pandemie sei ihm nahegelegt, sich in Krisenzeiten darauf zu besinnen, zu unterstützen, anstatt ständig querzuschießen."
„"Offensichtlich hält es sein Ego nicht aus, dass seine Nachfolgerin mehr Geld für das Heer herausgeholt hat als er."“
"Querulant" mit "wenig Ahnung"
Von Besinnung ist im wütenden Finale der Pressemeldung wenig zu bemerken. Melchior donnert Richtung Eisenstadt: "Dass Querulant Doskozil von Kürzungen des Bundesheer-Budgets schwadroniert, zeigt ein weiteres Mal, dass er inhaltlich meist wenig Ahnung von den Dingen hat, die er öffentlich kritisiert. Dass das auch bereits in seiner Zeit als Verteidigungsminister der Fall war, legt seine wenig ruhmreiche Amtszeit jedenfalls nahe." Dass die türkise Verteidigungsministerin vom türkisen Finanzminister mehr Geld erhalten hat als der rote Doskozil vom schwarzen Hans-Jörg Schelling, betont Melchior ebenfalls – und diagnostiziert Ego-Probleme bei dem mit absoluter Mehrheit ausgestatteten Landeschef: "Fakt ist, dass das Verteidigungsbudget seit der Amtszeit von Klaudia Tanner bereits zwei Mal deutlich aufgestockt wurde und das Bundesheer nun über das höchste Budget in dessen Geschichte verfügt. Offensichtlich hält es sein Ego nicht aus, dass seine Nachfolgerin mehr Geld für das Heer herausgeholt hat als er. Ebenso falsch liegt Doskozil mit seiner Skepsis gegenüber den angekündigten Massentests“, so Melchior abschließend.
„"Derart untergriffige, niveaulose Bemerkungen kommentiert der Landeshauptmann nicht."“
Nach einer "Heute"-Anfrage unterrichtet das Doskozil-Büro den Landeschef Dienstagabend über die Wut-Presseaussendung Melchiors. Was er dazu sagt? Er hält sich nobel zurück, lässt ausrichten: "Derart untergriffige, niveaulose Bemerkungen kommentieren wir nicht."