Welt
Wüste Proteste in Serbien wegen Vergewaltiger-Interview
Skandal in Serbien! Ein Interview mit einem zu 15 Jahren rechtskräftig verurteilten Sexualstraftäter bringt unzählige Serben auf die Straßen.
Die serbische Zeitung "Informer" zeigte am Donnerstag das Gesicht von Igor Milošević auf der Titelseite – mit großem Bericht: Seitdem gehen unzählige Serben auf die Barrikaden. Der Grund: Nach 15 Jahren Haft baten Reporter den verurteilten Sexualstraftäter - er saß wegen Vergewaltigung im Gefängnis - zu einem 57-Minuten-Interview. In diesem legte er offen dar, dass bald weitere Vergewaltigungen von ihm aus folgen könnten.
"Wenn ich es beabsichtige, werde ich es tun"
Der wegen Vergewaltigung sowie versuchter Vergewaltigung zu 15 Jahren verurteilte Igor Milosevic wurde erst vorige Woche aus dem Gefängnis entlassen. In dem Skandal-Interview legte er dann dar, dass er sogar mehrere Frauen missbraucht habe. Der Verurteilte erzählte ausführlich, was seine Beweggründe waren.
Tausende Serben stürmen Redaktion – "Gefahr für alle!"
Das Titelblatt der Zeitung sowie das Interview auf der Homepage rief eine Welle der Empörung hervor. Tausende Serben versammelten sich vor der Redaktion. Unter enormer Polizeipräsenz wurde diese bewacht. Unzählige Frauen befanden sich vor dem Redaktions-Gebäude und verurteilten das Blatt als "Verteidiger eines Vergewaltigers". Die Proteste dauerten den ganzen Tag, die Demonstranten nahmen die Belgrader Innenstadt in Beschlag, um ihrer Wut Ausdruck zu verleihen.
Niederlage im Kampf gegen Gewalt an Frauen
Unzählige Serbinnen fühlen sich durch den Medien-Auftritt von Milošević diskriminiert. Anstatt sich für den Kampf gegen Gewalt an Frauen einzusetzen, würde das Medienportal Sexualstraftätern eine Plattform geben. Das Video einer Serbin, die sich über die Polizeipräsenz vor der Redaktion aufregte, ging indes viral: "Ihr seid gekommen, um solche Leute zu beschützen", hieß es unter anderem.
In den nächsten Tagen sollen nun weitere Verfahren gegen den verurteilten Sexualstraftäter eingeleitet werden, der in den Augen vieler eine Gefahr für die Öffentlichkeit ist.