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"Wolfsgruß" – Der Wolf als politisches Symbol

Heute Redaktion
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Dschingis Khan, Nazis, Graue Wölfe: Diktatoren missbrauchen den Wolf schon sehr, sehr lange als Symbol grausamer Kriegsführung und nationalistischer Politik.

(Wöchentliche Kolumne von Kurt Kotrschal - Wolfsexperte, Verhaltensforscher und Biologe.)

"Männer, die sich heute noch als Wölfe oder Werwölfe fühlen, machen sich bestenfalls lächerlich; schlechtestenfalls sind sie Verbrecher."

Türkischstämmige Busfahrer der Wiener Linien haben den "Wolfsgruß" der ultranationalistischen türkischen "Grauen Wölfe" gezeigt. Und wurden dafür zu Recht gefeuert. Denn diese Organisation verübte viele Gewalttaten und Morde. Der „Wolfsgruß" ist also eine Art „Hitlergruß". So weit – so schlecht. Aber warum eigentlich muss der Wolf als Symbol für eine mörderische, faschistische, nationalistische Politik herhalten?

Der Werwolf-Mythos: Wölfe beflügeln schon sehr lange die menschliche Phantasie

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Wahrscheinlich entstand der Werwolf-Mythos, also die Verwandlung von Mann in Wolf, bereits in der Yamnaya-Hirtenkultur aus den asiatischen Steppen. Denn als Werwolf darf man tun, was einem sonst verwehrt ist: Morden, plündern, vergewaltigen. Die Männer der Yamnaya überfielen bereits vor 4500 Jahren auf schnellen Pferden und mit Reflexbögen bewaffnet die Ackerbauern in Europa. Sie metzelten die Männer nieder, brachten aber auch mit der indo-europäischen Sprache die Geschichte vom Werwolf.

Seitdem kämpften die Krieger der Turk-Völker, der germanischen Stämme, vieler antiker Heere, einschließlich der Römer, als „Werwölfe". Selbst Dschingis Khan, vor weniger als 1000 Jahren der letzte Eroberer Europas aus den asiatischen Steppen, berief sich in seiner Kriegsstrategie auf den Wolf.

Diktatoren missbrauchen den Wolf als Symbol

Als wäre das nicht genug des Missbrauchs der sozial höchst intelligenten Wölfe gewesen, ließen die Nazis in den 1930er Jahren den abstrusen Wolfskult noch einmal aufleben. Der wolfsversessene Hitler lebte mit deutschen Schäferhunden, sein ostpreußisches Hauptquartier hieß „Wolfsschanze" und Werwölfe waren hoch im Kurs, um das Morden durch Nazi-Truppen zu verklären. Ausnahmslos patriarchale und despotische Gesellschaften spannen seit Jahrtausenden den Wolf als Symbol für grausame Kriegsführung ein.

Bis heute sehen sich Macho-Männer gerne als „Wölfe", als „einsamen Wolf" bezeichnen Kriminalisten einen Mann, der seine Verbrechen alleine begeht.

Es stimmt zwar, dass gelegentlich Wölfe ihre Artgenossen im Nachbarrudel töten, während sie im eigenen Rudel freundlich zusammenarbeiten. Sie deswegen als Symbol für Führergesellschaften zu verwenden, ist dennoch völlig daneben, schon alleine, weil Wolfsrudel recht demokratisch organisierte Familiengruppen sind.

Schluss damit!

Es wird Zeit, diesen historischen Unsinn des symbolischen Missbrauchs eines faszinierenden Wildtiers endlich zu beenden. Historisch sind die Wolfsgeschichten interessant, aber heute sollten wir klüger sein. "Männer, die sich heute noch als Wölfe oder Werwölfe fühlen, machen sich bestenfalls lächerlich; schlechtestenfalls sind sie Verbrecher."

+++ Der "Wolfsblog" von Kurt Kotrschal - jede Woche neu! Nur hier bei "HeuteTierisch" +++