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Ein kolossaler Shooter für die Hosentasche
Der brachiale Shooter findet seinen Weg auf Nintendos Hybrid-Konsole. Mit Zugeständnissen, die gar nicht so schwer wiegen.
Mikrotransaktionen, Lootboxen und langweilige Multiplayer-Modi plagen immer mehr große Games – der Spielspaß bleibt aufgrund dieser Trends in den schlimmsten Fällen auf der Strecke. Dass es auch anders geht, beweist der Publisher Bethesda immer wieder aufs Neue. Mit dem Oldschool-Shooter Doom, mit dem Horror-Hit The Evil Within 2 und natürlich dem unsterblichen Skyrim. Große Einzelspieler-Kampagnen, viel Inhalt und das komplett ohne versuchte Abzocke.
In dieselbe Kerbe schlug im vergangenen Herbst auch Wolfenstein 2: The New Colossus vom schwedischen Studio MachineGames. Die Entwickler hatten der Nazi-Killer-Serie zuvor mit Wolfenstein: The New Order und dem Standalone-DLC The Old Blood neues Leben eingehaucht. Jetzt erscheint das Spiel wie bereits die anderen Betheda-Titel Doom und Skyrim für Nintendo Switch. Nicht ohne massive Abstriche, aber technisch trotzdem beeindruckend.
Die Beine wollen nicht mehr
Manche Dinge ändern sich nie, schon gar nicht in der Welt von Wolfenstein: Das faschistische Regime ist weiterhin böse und hat die USA eingenommen. Der kernige Held William Joseph "B.J." Blazkowicz zieht erneut ins Feld, um den Getreuen des Regimes zu zeigen, wo der Hammer hängt. Die Story schließt direkt an das Ende von Wolfenstein: The New Order an. Nach einem erbitterten Kampf gegen General Totenkopf wird B.J. schwer verletzt und fällt in ein fünfmonatiges Koma.
Als er wieder erwacht, streiken die Beine und der einst starke Mann muss sich in einen Rollstuhl schleppen – ausgerechnet da greift das Regime an. Die ersten Meter sind also schleppend, das ändert sich aber, sobald B.J. in einen Exo-Anzug steigt, der ihm zu alter Stärke verhilft.
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Eine Frage des Charakters
Wenn man gerade nicht die Wände mit Faschisten-Blut verziert, lernt man in einem U-Boot die anderen Mitglieder des Widerstands näher kennen. Im krassen Gegensatz zu der herrlich trashigen Story mit Retro- und Sci-Fi-Elementen sind die Charaktere glaubwürdig und geerdet.
Weniger vielschichtig, dafür aber umso perfider ist Frau Engel. Die Antagonistin aus dem Vorgänger ist wieder dabei und hat diesmal ihre füllige Tochter Sigrun im Schlepptau. Diese hat nicht den Magen für das blutige Geschäft des Regimes und isst lieber Kuchen.
Akimbo-Style
Das schnelle Spielgeschehen wird so richtig chaotisch, wenn man statt einer gleich zwei Waffen gleichzeitig benutzt. Einziger Wermutstropfen: Die Waffenauswahl mit dem Waffenrad kann ein bisschen fummelig sein. Verschlimmert wird das Problem, weil das Spielgeschehen im der Zwischenzeit nicht angehalten wird, es sei denn, man hat ein entsprechendes Upgrade aktiviert.
Schon auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ist Wolfenstein 2: The New Colossus eine echte Herausforderung. Denn B.J.s Rüstung und Lebensenergie können bei Unaufmerksamkeit so schnell schmelzen wie ein Schneeball in der Mittagssonne. Es ist also wichtig, Rüstung und Healthpacks zu sammeln. Auch die Stelzen des Exo-Anzugs helfen dabei, das Areal besser zu überblicken.
Unterwegs ballern
Auf Nintendo Switch mussten klarerweise deutliche Abstriche im Vergleich zu den Fassungen für PlayStation 4, Xbox One und PC gemacht werden. Die Auflösung ist niedrig und verschwommen, die Framerate wurde von 60 auf 30 Bilder pro Sekunde halbiert. Dank der guten Arbeit des Port-Studios Panic Button spielt sich das Game in den meisten Situationen noch immer hervorragend und flüssig. Anders als bei der Switch-Version von Doom sieht der Titel im TV-Modus auch merklich detaillierter aus als auf dem Switch-Bildschirm.
Hinzu kommt eine exklusive Switch-Funktion: die Bewegungssteuerung. Diese wurde bei Doom per Patch nachgereicht, hier ist sie vom Start weg dabei. Mit ein wenig Feinjustierung der Empfindlichkeit funktioniert sie auch diesmal hervorragend, wenn man dieser Art der Zielunterstützung nicht abgeneigt ist.
Fazit: Trotz Abstrichen ein Hit
Wolfenstein 2: The New Colossus auf Nintendo Switch ist klar die schwächste Version des Spiels. Doch das ist in diesem Fall egal. Einerseits grenzt die Portierung trotz der sehr skalierbaren idTech Engine auf der schwachbrüstigen Switch-Hardware an ein Wunder, andererseits ist die Portabilität der Plattform ein Trumpf. Das Spiel selbst bleibt fesselnd mit einer abgefahrenen Story, interessanten Charakteren und rasanten Feuergefechten.