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Wohnungsnot – Zelt auf Balkon um 500€/Monat angeboten

Ein Wohnungsinserat sorgt für Wirbel: In der Stadt Zürich wurde ein Zelt, das auf einem nicht überdachten Balkon steht, um 500 Franken vermietet.

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Rund 15 Interessenten meldeten sich bei der Vermieterin.
Rund 15 Interessenten meldeten sich bei der Vermieterin.
privat/"20Minuten"

Es ist eines der größten Probleme der erwachsen werdenden Generation: leistbarer Wohnraum. Eigentum zu erwerben ist ohne Erbschaft oder Millionenvermögen in Städten wie Berlin, Zürich oder Wien nahezu unmöglich, der überwiegende Großteil wohnt zur Miete. Auch diese steigen immer weiter. Während sich die Preise für Wohnraum über die Jahrzehnte vervielfacht hat, blieb das Einkommen nahezu gleich.

Zum Ausdruck kommt das immer wieder in absurd anmaßenden Wohnungsinseraten. So werden in Berlin 600 Euro für ein Acht-Quadratmeter-Kammerl als fair angesehen, ein kleines Reihenhaus in Kreuzberg ist schon ab 1,7 Millionen Euro zu haben. Nun sorgte eine Annonce, die in dieses Schema passt, für Aufregung.

Interessenten meldeten sich

Ein Zelt auf einem Balkon im Zürcher Kreis 11: Dieses "originelle WG-Zimmer mit Blick auf den Sternenhimmel" will die 27-jährige Sandra für 500 Franken (482 Euro) untervermieten, wie sie in einem Online-Inserat schreibt. Das Zwei-Personen-Zelt könne ohne Gebühr übernommen werden. Es sei wasserdicht und liege auf einer Isoliermatte. Isomatte und Kissen stehen zur Verfügung. Im Mietpreis inbegriffen seien die Mitbenutzung der Küche, des Wohnzimmers und Bads.

Zurzeit wohnt die Zürcherin alleine in der Wohnung. "Ich würde aber gerne mit einer anderen Person zusammen wohnen und meine Miete etwas reduzieren", sagt die 27-Jährige. Für zwei Personen sei die 2,5-Zimmer-Wohnung aber zu klein. "Deshalb kam mir die Idee mit dem Zelt." Zudem will sie jemandem die Möglichkeit bieten, billig in Zürich zu leben. "In der Stadt ist die Situation für Wohnungssuchende sehr schwierig. Ein bezahlbares Zimmer zu finden, ist fast unmöglich."

Laut Sandra haben sich bereits mehrere Interessentinnen und Interessenten bei ihr gemeldet. "Es sind vor allem Studierende, welche die Idee cool finden. Es sei mal etwas anderes, schreiben viele." Das Zelt sei bereits ab dem 1. Februar bezugsbereit. "Mir ist klar, dass es im Winter etwas schwierig wird, einen Mieter oder eine Mieterin zu finden. Zumal der Balkon nicht überdacht ist. Wenn jemand erst im Frühling einziehen möchte, ist das für mich auch in Ordnung."

PR-Gag

Nun ist klar: Das Angebot war ein Fake. "Wir wollten mit der Aktion auf die Missstände im Zürcher Wohnungsmarkt aufmerksam machen", sagt Serap Kahriman von den Jungen Grünliberalen Stadt Zürich.

Das sei auch dringend notwendig, findet die 31-Jährige: "Auf das Inserat haben sich rund 15 Personen gemeldet, die meisten davon Studierende. Das ist schockierend." Sie fordert: "Es braucht dringend mehr preisgünstigen Wohnraum für junge Menschen und mehr Durchmischung im bestehenden preisgünstigen Wohnraum, also in den Genossenschaften."

Der Zeitpunkt ist dabei nicht zufällig gewählt. Am 13. Februar finden in Zürich die Stadtrats- und Gemeinderatswahlen statt. "Auf unserem Wahlprogramm steht das Thema günstiger Wohnraum ganz weit oben", sagt Kahriman, die als Stadträtin kandidiert.