Spiele-Test

"Wizardry" bringt uns ein legendäres Rollenspiel zurück

"Wizardry: Proving Grounds of the Mad Overlord" ist eine Neuauflage des allerersten Games der uralten Rollenspiel-Reihe. Überzeugt das heute noch?

Rene Findenig
"Wizardry" bringt uns ein legendäres Rollenspiel zurück
"Wizardry" im Test – es bringt uns ein legendäres Rollenspiel zurück
Digital Eclipse

Alte Spiele gibt es viele, wenige haben allerdings ein Genre dermaßen geprägt wie die 1981 gestartete "Wizardry"-Reihe die Rollenspiele – und inspirierten weitere gigantische Reihen wie "Dragon Quest" und "Final Fantasy". Acht Hauptteile und rund zwei Dutzend Ableger begeisterten die Gamer, bevor im Jahr 2012 mit dem Free2Play-MMO "Wizardry Online" plötzlich Schluss war. Nun bringen uns die Entwickler von "Digital Eclipse" den allerersten Teil "Wizardry: Proving Grounds of the Mad Overlord" als Remake auf PlayStation 4 und 5, Xbox One und Series X|S, Nintendo Switch und PC via Steam. Kurz nach dem Launch ist das Echo positiv.

Auch wenn man sich mit dem Remake kein modernes Rollenspiel erwarten darf, jubeln mehr als nur ein paar Zocker über die Neuerscheinung des Klassikers. Genauer gesagt handelt es sich beim Gameplay eins zu eins um das Original, denn dessen Quellcode läuft im Hintergrund ab, während es im Vordergrund optische Verbesserungen, Komfortfunktionen und weit mehr Übersichtlichkeit gibt. Wer will, kann allerdings auch heute noch zur originalen Pixel-Optik des Apple II wechseln. Die sorgte zur damaligen Zeit übrigens für eine Premiere, denn "Wizardry: Proving Grounds of the Mad Overlord" war das erste Rollenspiel zumindest teils in Farbgrafik.

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    Alte Spiele gibt es viele, wenige haben allerdings <a data-li-document-ref="120016185" href="https://www.heute.at/s/enshrouded-ist-ein-brutal-gutes-survival-rollenspiel-120016185">ein Genre</a> dermaßen geprägt wie die 1981 gestartete "Wizardry"-Reihe die Rollenspiele – und inspirierten weitere ...
    Alte Spiele gibt es viele, wenige haben allerdings ein Genre dermaßen geprägt wie die 1981 gestartete "Wizardry"-Reihe die Rollenspiele – und inspirierten weitere ...
    Digital Eclipse

    Vom Gasthaus aus in sagenumwobene Schlachten stürzen

    Dem Alter geschuldet hält sich das Ausmaß der Erzählung in Grenzen, die Handlung wird zum größten Teil über das Gameplay dargereicht. Gestartet wird in einem mittelalterlich wirkenden Dorf, in dem geschäftiges Treiben herrscht und sich Helden und jene, die es werden wollen, in einem Gasthaus herumtreiben. Da neue Helden-Geschichten erzählt, Schätze gefunden und Monster bekämpft werden wollen, finden sich auch schnell sechs vom Spieler bestimmte Gruppen-Mitglieder zusammen, die als Party künftig in die Abenteuer ziehen sollen. Schön: Die Auswahl ist flexibel, mit Voranschreiten im Abenteuer schalten sich immer neue Helden frei.

    Auch, wie schwer oder einfach man es sich macht, ist später wählbar, denn einige der Möchtegern-Helden kommen komplett ohne Erfahrung daher und machen den Job für uns deshalb kostenlos, bereits erfahrene Abenteurer müssen dagegen entsprechend entlohnt werden. Am Anfang ist das Geld noch richtig knapp, später hat man da dann etwas mehr Freiraum zum Rekrutieren. Das Dorf selbst dient übrigens als Basis, denn beim Händler werden hier Waffen und Items identifiziert, verscherbelt oder gekauft, am Trainingsgelände kann man die Helden minimal anpassen und im Tempel werden die verletzten Party-Mitglieder versorgt.

    Rollenspiel überrascht mit ausführlichen Helden-Details

    Im deutlich in die Jahre gekommenen Game würde man eigentlich erwarten, dass es eine Handvoll vorgefertigte Charaktere gibt, die mit den Kämpfen immer stärker werden, mehr aber auch nicht. Doch "Wizardry: Proving Grounds of the Mad Overlord" bietet für damalige Verhältnisse ungeahnt detailreiche Möglichkeiten, sich die Charaktere nach eigenem Geschmack herzurichten: Die Klassen können gewechselt werden und die Figuren leveln sich in sechs verschiedenen Werten hoch, die Stärke, Gesundheit und Beute bestimmen. Zudem kann jede Figur spezifische Zaubersprüche und Angriffe lernen und verfügt über ein eigenes Inventar.

    Sogar, ob wir eine Gruppe von Bösewichten, Helden oder neutralen Kämpfern anführen, dürfen wir selbst bestimmen. Hat man sich erst einmal ausgerüstet und mit allen Werten vertraut gemacht, was sich trotz der Vielfalt auch für Anfänger komplett zugänglich gestaltet, geht es schließlich in die unterirdischen Labyrinthe, in denen wir einen diebischen Zauberer dingfest machen und das gestohlene Amulett dem Herrscher des Landes zurückbringen sollen. Das tun wir in kleinen Schritten, denn das Labyrinth ist in einzelne Felder unterteilt, auf denen wir nach und nach vorrücken und dabei auf Fallen und Feinde treffen. Klassisch ist auch der Kampf.

    Hoher Schwierigkeitsgrad, der immer weiter ansteigt

    Für alte Rollenspiele typisch laufen die Schlachten rundenbasiert ab, die Grafik verändert sich dabei von der Ego-Perspektive in eine Art animierte Übersichts-Ansicht, die anders als beim Original kein Standbild darstellt, sondern mit dynamischen Effekten im Hintergrund und Feindes-Bewegungen garniert ist. Die Neuerungen sind willkommen, dennoch darf man sich von den Kampf-Screens nicht allzu viel erwarten und hat sich schnell an ihnen sattgesehen. Egal, denn Spaß macht es trotzdem, einzeln die Aktionen wie Angriff, Zauber und Heilung der Helden auszuwählen. Dabei ist geschickte Positionierung der einzelnen Figuren sehr wichtig.

    Nahkampfeinheiten können beispielsweise nur dann richtig zuschlagen, wenn sie in der vorderen Reihe stehen, Fernkampfeinheiten wiederum sind nur in der hinteren Reihe geschützt. Jeder erfolgreiche Kampf beschert den Party-Mitgliedern Erfahrungspunkte. Sind genug vorhanden, dürfen die Charakterwerte aufgelevelt werden. Zudem gibt es massig Beute einzusammeln, die allerdings auch mit Fallen gespickt sein kann. Wer Kohle machen will, braucht also einen Fallenentschärfer in der Party. Und Geld sowie gut aufgelevelte Figuren sind in dem Rollenspiel Pflicht, denn der Schwierigkeitsgrad ist hoch und steigert sich immer weiter.

    "Wizardry" bringt uns ein legendäres Rollenspiel zurück

    Komfortfunktionen gibt es in der modernen Version des Rollenspiels zwar, eine zu jedem Zeitpunkt mögliche Speicherung gehört allerdings nicht dazu. Zumindest darf man nun aber im unterirdischen Labyrinth aus dem Game aussteigen und es dann an derselben Stelle wieder fortsetzen, ohne jedes Mal zum Speichern ins Basis-Dorf stiefeln zu müssen. Die übrigen Neuerungen drehen sich um einen deutlich verbesserten Sound und weit mehr Übersichtlichkeit in den Menüs. Trotz komfortabler zu steuernder Kämpfe, neuen Party-Verwaltungsoptionen und einer nicht so verwirrenden Navigation bliebt die Essenz des legendären Rollenspiels erhalten.

    Die moderne Überarbeitung von "Wizardry: Proving Grounds of the Mad Overlord" ist durchaus gelungen, auch wenn es sich um eine sanfte Überarbeitung und nicht um ein Remake handelt. Während Neulinge einen besseren Zugang zum brutal schweren Spiel erhalten, können Profis sämtliche Neuerungen einfach abschalten und das allererste, "originale" und einzigartige "Wizardry" erleben, das fast alle modernen Rollenspiele geprägt hat. Macht euch allerdings bereit, wenig an Story zu sehen und dafür umso mehr an Gruppen-Zusammenstellungen, Charakter-Werten, Kampf-Positionierungen und Inventar-Experimenten herumzufeilen.

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