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Wirte verzweifelt: "Gastronomie geht den Bach runter"
Teuerung, Personalnot und Energiekrise – die Gastronomie geht durch die schwierige Zeiten. Viele Wirte wissen mittlerweile nicht mehr weiter.
Die Lage ist angespannt. Durch die steigenden Preise und den massiven Personalmangel haben es die Gastronomen in Österreich besonders schwer. Die Branche steht nun vor einer Katastrophe, warnen mehrere Wirte und sind sich sicher, dass sich die Lage weiter verschlechtert.
Personal fehlt
"Niemand hat sich beworben, obwohl wir sonntags freigeben", sagt eine Besitzerin eines Kaffeehauses im steirischen Murtal gegenüber dem "Standard". Seit nun eineinhalb Jahren sucht sie Personal – noch immer ohne Erfolg. Mittlerweile würden zudem auch die Gäste ausbleiben. "Nachmittags ist hier tote Hose. Die Leute klopfen nicht einmal mehr ans Fenster, um zu sehen, ob wir offen haben", sagt die Wirtin.
Ein weiterer Wirt aus der Steiermark ist ebenfalls unsicher, wie es weitergeht. Laut ihm hätte sich das Konsumverhalten während Corona stark verändert. Jugendliche Gäste hätte er immer weniger, da diese nicht mehr ins Gasthaus gehen würden. Stattdessen hätte die Pandemie dafür gesorgt, dass man sich im Keller trifft und billiges Bier aus dem Supermarkt gemeinsam trinkt – die Gastro ist dabei obsolet geworden. Auch viele Stammgäste ziehen es mittlerweile vor, sich daheim im kleinen Rahmen zu treffen.
Am Sonntag ist der Betrieb des Wirten, der nicht mit Namen genannt werden will, der einzige in der Stadt, der noch offen hat. Aufgrund des ausbleibenden Ansturms will aber auch er künftig nur noch in der Hauptsaison von April bis Oktober öffnen. "Für die Gemeinde wird das ein harter Schlag." Er ist sich sicher, dass Österreichs Gastronomie den Bach runtergehe. "Kein gutes Zeichen für ein Tourismusland."
Die Gastronomie ist, wie die Bevölkerung, stark von den Teuerungen betroffen. Viele mussten ihre Preise erhöhen oder ihre Portionen verkleinern. Eine Umfrage der Branche zeigt, dass ein Drittel mittlerweile mit Umsatzeinbüßen zu kämpfen hat. Gastronomieobmann Mario Pulker meint, dass vor allem abseits der touristischen Regionen der Anteil noch höher sei. Hier hätten Betriebe immer größere Probleme.
Nobelgastro geht es besser
Besser geht es den Nobel-Gastronomiebtrieben, wie etwa jenen vom Italiener Fabio Giacobello in der Wiener Innenstadt. Letztens hätte ihm zwar auch fast der Schlag getroffen, als er seine Stromrechnung sah, doch er kann sich die Teuerung leisten. "Wir haben viele Jahre lang sehr gut gelebt. Jetzt verdiene ich lieber weniger, als dass mir wie den Menschen in der Ukraine Bomben um die Ohren fliegen", sagt Giacobello.