Nach Biden-Rückzug
Wird Harris die erste Präsidentin in der US-Geschichte?
Mit dem Rückzug von Biden rückt seine Vizepräsidentin Kamala Harris ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie könnte die erste US-Präsidentin werden.
Am Sonntagabend ließ Joe Biden die Bombe platzen: Nach immer heftig werdender Kritik aus den eigenen Reihen verkündete der 81-Jährige, dass er nicht für die Wiederwahl 2024 kandidieren werde. Stattdessen sprach er seiner Vize-Präsidentin Kamala Harris seine Unterstützung aus. Diese hatte während seiner Amtszeit fast nur im Hintergrund agiert – das soll und muss sich nun ändern, wenn Harris Trump im November an der Urne wie angekündigt besiegen will.
Harris machte zunächst in ihrem Heimatstaat Kalifornien Karriere als Staatsanwältin, nachdem sie während ihrer Highschool-Zeit miterlebt hatte, wie ihre damalige beste Freundin durch deren Stiefvater misshandelt wurde. Harris nahm die Freundin bei sich auf und beschloss, sich künftig beruflich für den Schutz von Frauen und Kindern einzusetzen.
Das sind die wichtigsten Anliegen von Harris
Heute tourt Harris durchs Land, um ihre Position als Verteidigerin der Frauenrechte und insbesondere des Rechts auf Abtreibung zu stärken – und bald auch, um Wählerstimmen für sich zu sammeln. Die Biden-Regierung hat das Thema Abtreibung als zentralen Punkt für den Wahlkampf identifiziert, was gut zu Harris Rollen als ehemalige Generalstaatsanwältin und Justizministerin Kaliforniens passt.
Politikwissenschaftler wie Danny Hayes von der George-Washington-Universität erklären, dass Vizepräsidenten oft schwierige Aufgaben übernehmen müssen. So wurde Harris etwa die Einwanderungspolitik zugewiesen. Wenig verwunderlich wird sie deshalb von vielen Republikanern für die hohen Zahlen illegaler Einwanderer verantwortlich gemacht und als Vertreterin einer extremen Linken dargestellt, die die Polizei schwächen und Kriminelle fördern wolle.
Harris legt in Umfragen zu
Trotz Bidens Pannen im Wahlkampf zeigt Harris nun Präsenz und gewinnt an Beliebtheit. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass etwa 60 Prozent der demokratischen Wähler sie als geeignete Präsidentin betrachten. Besonders schwarze Frauen, eine wichtige Wählergruppe, unterstützen Harris. Sie kündigte am Sonntag bereits an, die "Nominierung der Demokraten zu gewinnen und Donald Trump bei den Wahlen zu schlagen".
Harris hat in den letzten Wochen auch Joe Biden loyal verteidigt, selbst nach schwachen öffentlichen Auftritten. Ihre Unterstützung zeigte einen Balanceakt: Sie musste Biden stützen und gleichzeitig ihre eigene Position stärken, um als ernsthafte Nachfolgerin in Betracht gezogen zu werden. Dies scheint ihr gelungen zu sein – Biden sprach sich sofort nach seinem Rückzug für Harris als seine Nachfolgerin aus.
Die politische Zukunft von Kamala Harris ist durchaus vielversprechend. Ob sie jedoch stark genug ist, um den seit Monaten in den Umfragen leicht vorne liegenden Donald Trump noch einzuholen, bleibt abzuwarten. Es gibt Beobachter, die der Westküsten-Demokratin nicht zutrauen, im von der alten Autoindustrie geprägten "Rostgürtel" der USA genügend Stimmen ergattern zu können. Im Vergleich zu den übrigen möglichen Kandidaten der Demokraten ist Harris aber seit Sonntag auf gutem Weg, als erste US-Präsidentin Geschichte zu schreiben.