Österreich

Wienerin: "Homöopathie kostete mich einen Eierstock"

Eine 42-Jährige musste jahrelang mit heftigsten Beschwerden leben. Ihre Endometriose durfte nur mit Globuli behandelt werden – mit fatalen Folgen.

Sandra Kartik
Teilen
Monika P. verlor durch eine falsche Behandlung mit Globuli ihren rechten Eierstock.
Monika P. verlor durch eine falsche Behandlung mit Globuli ihren rechten Eierstock.
privat

Monika P. (Name geändert) weiß, was Schmerz bedeutet. Die Wienerin litt seit ihrem 13. Lebensjahr an Endometriose. Doch sie erfuhr erst acht Jahre später, was die ersten beiden Tage ihrer Menstruation so unerträglich machte. Die heutige 42-Jährige durfte in all dieser Zeit keine Schmerzmittel nehmen, um sich zu helfen. Ihre Eltern hörten auf "Gurus", die der Schulmedizin misstrauten.

"Ich wuchs in einem Haushalt auf, in dem nahezu alle Krankheiten mit Homöopathie behandelt wurden", schreibt sie auf Twitter. Genau das wurde der IT-Expertin zum Verhängnis. Im "Heute"-Gespräch blickt sie bitter zurück: "Alle Infektionen und Krankheiten wurden mit Bachblüten-Tropfen oder Globuli behandelt. Einzig bei Unfällen oder Knochenbrüchen fuhren mich meine Eltern ins Spital." Monika P.s. Vater litt an einer Auto-Immunerkrankung. Weil herkömmliche Medizin ihm nicht helfen konnte, probierte er alternativee Ansätze aus. "Meine Eltern sind langsam immer mehr in diese Szene abgedriftet. Irgendwann haben sie nicht mehr auf 'normale' Ärzte gehört. Von dann ging’s bergab."

Sie musste Ohnmacht und Erbrechen aushalten

Als Mädchen hatte die Wienerin kaum eine Chance, sich gegen die "Schwurbler", wie sie die esoterischen Einflüsterer ihrer Eltern nennt, durchzusetzen. "Als ich meine Periode bekam, hatte ich schlimmste Schmerzen. Ich wurde jedes Monat ohnmächtig, ich fiel dabei auch vom Stuhl, einmal sogar in der Schule. Ich musste mich übergeben, bis ich so erschöpft war, dass ich eingeschlafen bin."

Monika P. bat ihre Familie eindringlich darum, endlich zum Frauenarzt gehen zu dürfen. Doch der nahm die Jugendliche damals nicht ernst und wollte ihr ohne genaue Untersuchung einfach die Pille verschreiben. "Ich bin dann zum 'Kugelschubser' meiner Eltern gegangen, der mir Globuli gegen meine Beschwerden gab. Schmerzmittel durfte ich keine nehmen, weil sie 'auf die Leber gehen'." Der vermeintliche Experte redete der jungen Frau ein, dass ihre gesundheitlichen Probleme an ihr liegen würden. "Er meinte, ich würde mich als Frau einfach nicht annehmen und hätte deshalb Schmerzen. Ich dachte lange, ich wäre einfach nicht stark und gut genug."

Zysten im ganzen Unterleib

Erst als sie schon Anfang 20 war, brachte sie ihr damaliger Freund zu einer Gynäkologin, die ihr Leiden endlich ernst nahm. "Der Ultraschall zeigte, dass ich ganz viele Zysten im Unterleib hatte." Auch die Diagnose stand nun endlich fest: Monika P. litt nun offiziell an Endometriose. Sie bekam die richtige Medizin, die meisten ihrer Wucherungen bildeten sich zurück. Doch eine Zyste hatte sich fest um ihren rechten Eierstock gewickelt und ihn damit über die Jahre unwiderruflich beschädigt. Er war abgestorben. "Die Homöopathie kostete mich meinen Eierstock", klagt die Wienerin an.

Dass Monika P. dennoch Mama von zwei Kindern geworden ist, verdankt sie ihrem anderen Eierstock, der zum Glück intakt blieb. Doch das Gefühl, über so lange Zeit falsch, bzw. nicht behandelt worden zu sein, macht sie wütend. "Ich mache meinen Eltern heute keine Vorwürfe mehr. Sie haben sich entschuldigt und selbst ihren Weg aus der Gedankenwelt der Gurus und aus der Szene rausgefunden", betont sie. "Aber ich gebe den Menschen die Schuld, die vorgeben, den Großteil aller Krankheiten mit Homöopathie heilen zu können. Dabei finden sie meist nicht mal die richtige Diagnose und geben den Patienten einfach irgendein Zeug, das keine Nebenwirkungen hat." Monika P. fordert ein Ende der Homöopathie.

1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
    21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
    privat, iStock