Wien
Wiener wird auf A23 zur "Hebamme" seines Sohnes
Geburt am Pannenstreifen: Beim Knoten Prater tat der kleine Benjamin seinen ersten Schrei. Sein Papa Andreas (37) wurde zum Geburtshelfer.
Während manche Mütter stundenlang in den Wehen liegen, ging es für die Wienerin Christina P. (39) am 1. September sehr schnell. Fast zu schnell: Gegen Mittag setzten bei der Favoritenerin die Wehen ein. "Wir haben zwei, drei Wehen abgewartet und dann die Hebamme angerufen", schildert Andreas S. (37) den für ihn unvergesslichen 1. September. Das Paar schnappte die bereits gepackte Tasche und machte sich mit den Auto auf zur Klinik Floridsdorf. Schließlich haben sie mit Eliot (4) bereits einen gemeinsamen Sohn und damit bereits etwas Routine in Sachen Geburt.
"Im Rückspiegel sah ich schon Benjamins Schädeldecke hervorschauen!"
Doch statt dem Kreissaal wurde es die Tangente: "Bei der Praterbrücke meinte meine Frau plötzlich: ,Es tut sich sehr viel!’", so Papa Andreas S. Beim Blick in den Rückspiegel bliebt dem Wiener fast die Luft weg: "Ich habe bereits die Schädeldecke meines Sohnes gesehen!" Er parkte sich am Pannenstreifen ein, stieg aus und lief zu seiner Frau, die auf der Rückbank lag. "Als ich ums Auto herum war, schaute der Kopf schon ein bisschen heraus. Mit der nächsten Wehe ist Benjamin dann auch schon herausgerutscht", schildert der frischgebackene Papa. "Ich habe ihn dann gehalten, bis wenig später die Berufsrettung kam, die Nabelschnur abtrennte und uns dann ins Krankenhaus gebracht hat."
Unterstützung hatte das Paar per Telefon: Über Freisprecheinrichtung gaben eine Hebamme und Profis der Berufsrettung Anweisungen und nahmen Vater und Mutter die Angst. Die Geburt verlief ohne Komplikationen. Als das Rettungsteam – bestehend aus dem "Frischling" Jakob T. und dem alten Hasen und Notfallsanitäter Gerry W. – eintraf, war die Geburt bereits gelaufen und Benjamin hatte seinen ersten Schrei gemacht.
Berufsretter mussten nur mehr Nabelschnur durchschneiden
Für Jakob T., der erst seit zwei Monaten bei der Wiener Berufsrettung Dienst tut, war es die erste Geburt, bei der er dabei war: "Es ist besonders berührend Teil eines so wichtigen Moments im Leben einer jungen Familie zu sein." Sein Kollege Gerry W. hat da schon mehr Routine, für ihn war es bereits die vierte Geburtshilfe.
Mittlerweile sind Mama Christina und der Neuzuwachs der Familie wieder zu Hause bei Papa Andreas und Benjamins großen Bruder Eliot. "Es läuft alles sehr gut und wir genießen die Zeit zu viert", schwärmt der Familienvater, der sich derzeit noch im Papamonat befindet, um sich bestens um das Neugeborene kümmern zu kommen. In rund einem Jahr ist dann auch die Väterkarenz geplant: "Ich war schon bei Eliot in Karenz. Das ist einfach eine wichtige, ganz tolle Zeit. Ich kann das jedem Vater nur empfehlen", so Andreas S.
Am Abend war dann Autoputzen angesagt…
Was war eigentlich das Erste, was er am Abend nach der Geburt gemacht hat? "Ich habe das Auto herausgeputzt", schmunzelt der Wiener. "Aber in solch einem Fall macht man das ja gerne…"