Österreich

Wiener verzockte bei "Fifa" 11.000 €, klagt jetzt Sony

Mit sogenannten Lootboxen, Packs die Spieler enthalten, sollen Sony und Electronic Arts das österreichische Glücksspiel-Monopol gebrochen haben.

Christine Ziechert
Anwalt Sebastian Furtmüller (l., mit dem juristischen Mitarbeiter Michael Linhard) vertritt den Wiener.
Anwalt Sebastian Furtmüller (l., mit dem juristischen Mitarbeiter Michael Linhard) vertritt den Wiener.
Denise Auer/Sony/Electronic Arts

Franz T. (Name geändert) ist noch immer ein Gamer mit Leib und Seele, obwohl der Wiener im Laufe der Jahre rund 11.000 Euro bei "Fifa" durch sogenannte  Lootboxen verloren hat. Diese Lootboxen oder Packs enthalten neue Fußballspieler – welche, wusste der 26-Jährige allerdings vorher nicht. Für ihn kommt dies einem Glücksspiel gleich, er klagte daher Sony und Electronic Arts (EA), die für ihn das Glücksspiel-Monopol in Österreich gebrochen haben.

Bereits mit sechs Jahren stieg Franz T. in die Gaming-Welt von "Fifa" ein – weltweit zocken Millionen Menschen das Spiel. Allein in der ersten Woche stiegen laut EA 10,3 Millionen Spieler in "Fifa 23" ein. Auch der 26-jährige Wiener ist nach wie vor fasziniert davon: "So mit 13, 14 Jahren habe ich mit den Spieler-Packs angefangen. Ich habe mal mehr, mal weniger gespielt. Manchmal sogar täglich über Monate", meint er zu "Heute".

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    Bundesheer / OTS
    "Die Spieler in den Lootboxen können sehr gut oder gar nix wert sein" - Kläger Franz T.

    Über "Fifa"-Coins, die man u.a. mit Echtgeld erwerben kann, können Spieler-Packs gekauft werden – bis 2021 allerdings ohne zu wissen, welche Kicker genau enthalten sind: "Die Packs kosten zwischen einem und etwa 25 Euro. Die Spieler können sehr gut oder gar nix wert sein. Ich habe zum Beispiel nie einen Spieler gehabt, der über eine Million wert ist – der höchste Wert ist 15 Millionen. Und nur, weil ein Spieler in der Realität gut ist, heißt das nicht, dass er es im Spiel auch ist", erklärt der 26-Jährige.

    Die Crux an der Sache: "Man muss laufend dabei sein und auch laufend Packs kaufen. Im Spiel gibt es so etwas wie eine Hyperinflation. Wenn du ein Super-Team im Jänner beisammen hast, kann es sein, dass es im Sommer schon nichts mehr wert ist", kritisiert der Selbstständige.

    Pack-Opening mit "Highlight-Videos" inszeniert

    Im Laufe der Jahre gab der 26-Jährige rund 11.000 Euro für Lootboxen aus: "In ein, zwei 'Fifa'-Teilen habe ich sehr viel Geld bezahlt – mehr, als ich eigentlich geplant hatte. Mein Konto ist ins Minus gerutscht, ich musste meine Kreditkarte belasten. Und das 'Beste': Man gibt das Geld aus und beim nächsten 'Fifa' ist es nix mehr wert."

    Ein weiterer Kritikpunkt ist die Inszenierung des Pack-Openings: "Bei guten Spielern gibt es ein Feuerwerk und spezielle Musik – das ist quasi wie ein Jackpot. Das ist aufgebaut wie bei einem Online-Casino. Es gibt sogar eigene 'Highlight'-Videos, in denen bekannte Spieler oder Youtuber die Packs öffnen", erklärt Franz T.

    Behörden vieler Länder gehen gegen Lootboxen vor. Teilweise wurden sie als illegales Glücksspiel eingestuft, weshalb sie nicht überall erhältlich sind. Um den Glücksspiel-Vorwurf zu entkräften, wurde 2021 die Praxis mit den Lootboxen geändert. Spieler können sich jetzt im Vorhinein den Inhalt ansehen. Wird das Pack nicht gekauft, müssen sie allerdings 24 Stunden warten, bevor sie ein neues angeboten bekommen. 

    "Für uns ist das System der Lootboxen eindeutig ein Glücksspiel, vom Mechanismus her ähnelt es Slotmaschinen" - Anwalt Sebastian Furtmüller

    Mit Hilfe des Prozessfinanzierers "Padronus" und Rechtsanwalt Sebastian Furtmüller von der Salburg Rechtsanwalts GmbH wurden fünf Klagen gegen Sony und Electronic Arts eingereicht, auch Franz T. zog vor Gericht: "Für uns ist das System der Lootboxen eindeutig ein Glücksspiel, vom Mechanismus her ähnelt es Slotmaschinen. Damit wird das Monopol in Österreich gebrochen", meint Furtmüller.

    Die Verhandlung des Wieners sowie eines Kärntners sind bereits geschlossen, die Urteile ergehen schriftlich: "Wir sind vorsichtig optimistisch, denn es ist juristisches Neuland. Vor uns hat das unseres Wissens nach noch niemand probiert", so Furtmüller. Falls das Gericht zugunsten der Konzerne entscheidet, will Furtmüller Berufung einlegen und die Causa notfalls bis zum Obersten Gerichtshof (OGH) durchfechten: "Wenn der OGH entscheidet, es ist Glücksspiel, dann heißt es 'Game over!'"