Wien

Wiener stürmen wegen Teuerung nun die Schuldnerberatung

Der Alltag wird immer teuer. Immer mehr Menschen verschulden sich und brauchen Beratung. Viele wissen gar nicht, wie viel Geld sie täglich ausgeben.

Heute Redaktion
Die kleine Melange für 3,20 Euro jeden Morgen vom Bäcker kann in der Summe kräftig ins Budget schlagen.
Die kleine Melange für 3,20 Euro jeden Morgen vom Bäcker kann in der Summe kräftig ins Budget schlagen.
Bild: iStock/Symbolbild

In Wien steigt der Bedarf an einer Hilfe durch die Wiener Schuldnerberatung. Bei den Erstberatungen ist der Anteil um aktuell zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Das bedeutet konkret, dass sich inzwischen ungefähr 600 Menschen pro Monat hilfesuchend an die Beratungsstelle in Wien wenden. Es kommen dabei nicht nur Menschen, die sich bereits in der Überschuldung befinden. Es kommen auch Menschen, die einfach nur Schulden haben.

Die Phase der Verschuldung ist die Phase vor der Überschuldung. Man kann die Raten für die Kreditkarte noch zurückzahlen, allerdings von einer stetig schrumpfenden Habenseite. Kurz, in der Verschuldungsphase geht mehr weg, als reinkommt.

Das Geld reicht nicht mehr für die Kreditraten

Bei einer Überschuldung reicht dann das Geld nicht mehr aus, um Kreditraten und Lebenshaltungskosten gleichzeitig zu bestreiten. In dieser Phase wird der Beratungsbedarf sehr dringend. Die Schuldnerberatung erwartet, dass die Einschränkungen künftig für immer mehr Menschen in Wien steigen werden.

Bei der Wiener Schuldnerberatung gibt es eine kostenlose Budgetberatung. Dort wird ein Überblick erstellt über die tatsächlichen Einnahmen und Ausgaben. "Wir sehen bei ganz vielen Menschen, die zu uns kommen, dass sie gar nicht wissen – wie viel Geld brauche ich tagtäglich", schildert Gudrun Steinmann, Leiterin des Bereichs Finanzbildung in der Schuldnerberatung Wien.

Überblick über Ausgaben verloren

Als Beispiele nennt Steinmann etwa das Frühstück beim Bäcker, Lokalbesuche oder sonstige Ausgaben, "die ich einfach mit der Bankomatkarte leicht zahle". Aus der gewonnen Informationen über die täglichen Ausgaben gibt die Schuldnerberatung dann Tipps, wie man das Budget sparen kann. Die Experten gehen davon aus, dass sich durch die Teuerung immer mehr Menschen in ihrem täglichen Leben einschränken werden müssen.

Schüler vor Verschuldung schützen

Um das Bewusstsein für den Umgang mit Geld frühzeitig zu schulen, hat die Schuldnerberatung zusammen mit der Wiener Arbeiterkammer und unterstützt von der Bildungsdirektion Wien ein Programm für Schüler entworfen: Seit Februar 2020 wird der Finanzführerschein an Wiener Schulen angeboten. Es geht um praxisnahes Wissen rund um das Thema Geld, mit dem Fokus auf den Themen Wohnen, Wohnungssicherung und Geldeinteilung und der Prioritätensetzung bei Zahlungen.

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