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Therapie für Kinder mit Autismus – ganz ohne Warteliste

Christof Götz und sein Wiener Start-up "Brainhero" therapieren Kinder mit Autismus oder ADHS zu Hause.

Amra Duric
Christof Götz hat eine Spiel-App und ein mobiles EEG entwickelt, die Kindern mit Autismus sowie ADHS und deren Familien helfen.
Christof Götz hat eine Spiel-App und ein mobiles EEG entwickelt, die Kindern mit Autismus sowie ADHS und deren Familien helfen.
Martin Anger

Wie man den Alltag mit Autismus meistert, das weiß Christof Götz aus erster Hand. Mit viereinhalb Jahren wurde bei seiner Tochter Autismus diagnostiziert. Aus dem Wunsch seiner Tochter zu helfen, hat der Wiener das "erste und einzige Neurofeedback-Training seiner Art für zuhause" entwickelt. 

Dass die gesundheitliche Entwicklung seiner Tochter anders verläuft, wussten Götz und seine Frau schon früh. "Bei Mädchen wird Autismus relativ spät erkannt. Man sagt oft, sie seien schüchtern oder einfach etwas anders. Wir hatten bereits früh eine Vermutung, die dann von einer Schulpsychologin der Stadt Wien bestärkt wurde", erzählt der 50-Jährige im Gespräch mit "Heute".

"Das Gefühl, als Eltern alleingelassen zu werden, hat uns die erste Zeit permanent begleitet.“

"Angebot an Therapieplätzen war erschreckend"

Nach der Diagnose fühlten sich die Eltern zunächst hilflos. "Das Angebot an Therapieplätzen war erschreckend gering und geschulte Pädagogen in Kindergärten rar gesät. Als uns eine Stunde Therapie pro Woche zugesagt wurde, waren wir schon glücklich. Das Gefühl, als Eltern alleingelassen zu werden, hat uns die erste Zeit permanent begleitet", so Götz.

Der Wunsch, selbst etwas zu tun und seiner Tochter zu helfen, wurde für den Wiener von Tag zu Tag größer. "Wir wussten je früher die Therapie startet, es umso besser für unsere Tochter ist. Als uns dann unsere betreuende Therapeutin das Thema Neurofeedback näherbrachte, waren wir nach eingehender Recherche von dieser Art der nicht-invasiven Therapie sehr begeistert. Das einzige Problem: Neurofeedback in einer Praxis ist nicht auf die Bedürfnisse von Kindern mit Autismus ausgelegt. Es verursacht oft sehr viel Stress. Vor allem spielen auch die Eltern hier eine zentrale Rolle und müssen immer involviert werden."

Christof Götz bietet die erste CE zertifizierte Neurofeedback-Therapie für Kinder mit Autismus und ADHS für zuhause an.
Christof Götz bietet die erste CE zertifizierte Neurofeedback-Therapie für Kinder mit Autismus und ADHS für zuhause an.
Brainhero

Aus Wunsch zu helfen entstand Start-up

2017 kam Götz die Idee, eine Neurofeedback-Therapie (nicht-invasive Methode zur Messung und Kontrolle von Gehirnaktivität mithilfe eines EEGs) für zuhause zu entwickeln. 

"Die Krankenkassen sollten endlich anerkennen, dass sie ihren Beitrag leisten und Therapien zahlen, Therapeuten angemessen bezahlen, um so auch Therapieplätze zu schaffen"

Für Götz war es wichtig, eine kabellose, in den Alltag integrierbare und spielerische Therapie zu kreieren. Herausgekommen ist dabei eine spielartige Therapie-App, bei der die Kinder als fliegende Superhelden Blumen und Sterne sammeln. Gesteuert wird das mobile EEG, das über Bluetooth mit einem Tablet verbunden werden kann, mit den Gehirnaktivitäten der Patienten – ganz ohne Maus. 

Eigene Tochter ist Patientin

Auch Götzs mittlerweile 15-jährige Tochter nutzt die Therapie. Bereits nach drei Monaten konnte die Familie positive Effekte verzeichnen. "Man kann mit ihr jetzt gut einkaufen gehen und sie liebt es, auch ein voller Supermarkt stellt kein Problem dar, sie hat angefangen im Haushalt zu unterstützen, sie ist sprachlich deutlich besser geworden. Kleine Schritte, die aber das Leben mit ihr so viel schöner macht", freut sich der Vater.

400 Therapien bis Ende des Jahres

Mittlerweile werden knapp 20 Kinder von "Brainhero" therapiert. "Bis Ende des Jahres stehen bis zu 400 Therapieplätze zur Verfügung", so Götz. Aktuell belaufen sich die Kosten für eine Autismus-Therapie (20 Stunden Neurofeedback-Training über 6 Monate) auf 899 Euro. Von der Krankenkasse werden aktuell keine Kosten für die Therapiekosten übernommen, was für viele Eltern eine Belastung ist. "Die Krankenkassen sollten anerkennen, dass sie ihren Beitrag leisten und auch neuartigere Therapien bewilligen, Therapeuten angemessen bezahlen, um so neue Therapieplätze zu schaffen", betont Götz.

Weiters wünscht sich der Unternehmer, dass "Eltern im Prozess viel besser integriert und abgeholt werden." Dazu bedarf es laut Götz Initiativen zur Schulung betroffener Eltern. "Hier anzusetzen wäre neben einer längeren Schulzeit der größte Hebel."

Tag der offenen Tür

Am 20. April lädt "Brainhero" zum Tag der offenen Tür in die Fuchsthallergasse 2, 1090 Wien, ein. "Von 9 bis 18 Uhr dürfen alle, die Zeit und Lust haben, bei uns im Office vorbeischauen und unser Heim-Therapiekonzept mit Neurofeedback für Kinder mit Autismus oder ADHS kostenlos ausprobieren."

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