Österreich
Wiener Opernsänger "sang" Juwelier-Killer in die Flucht
Exakt vor einem Jahr wurde ein Juwelier in Wien hingerichtet. Stunden zuvor soll der Täter einen Sänger überfallen haben, der sang ihn in die Flucht.
Der vielleicht brutalste Mord des vergangenen Jahres vom 14.10.2020 landet bald vor Gericht. Doch der mörderische Überfall auf einen 74-jährigen Juwelier ist nicht das einzige blutige Verbrechen des Angeklagten. Mit verschiedenen Komplizen soll der Verdächtige insgesamt 34, teils schwere Straftaten begangen haben. Sogar am selben Tag sollen weitere brutale Raubüberfälle mit einem Brecheisen auf sein Konto und das seines flüchtigen Komplizen gehen.
Überfall auf Opernsänger
Um 4.30 Uhr wurde ein Wiener Opernsänger, der schon in der Staatsoper auftrat, im Schlaf überrascht und mit der Eisenwaffe schwer verletzt. Der bekannte Bariton setzte laut Anklage laute Hilferufe in geübter und voluminöser "Vollbruststimme" ab. Die überraschten Verdächtigen wurden erfolgreich in die Flucht geschlagen, hasteten ohne Beute aus der Wohnung.
Nur Stunden später überfiel das Duo den bekannten Juwelier (74) in Wien-Landstraße – das hatte tödliche Folgen. Wie sich durch Überwachungsbilder rekonstruieren ließ, begab sich der lange Zeit flüchtige Haupttäter Ali G. (20) gegen 15:45 Uhr in das Geschäft, sein mittlerweile weltweit gesuchter Komplize Dzejlan N. stand Schmiere.
Der im April diesen Jahres in Ungarn Festgenommene gab vor sich für Schmuckstücke zu interessieren. Als der 74-Jährige Eigentümer, der früher als Fußball aktiv gewesen war, teure Schmuckstücke präsentierte, zückte der 20-Jährige ein Küchenmesser, schlug mit der Hand auf die Brust des Juweliers. Der taumelte erlitt schwere Schnittverletzungen am Hals und im Gesicht, fiel stark blutend zu Boden. Insgesamt soll er 19 Mal mit dem Messer auf den Wehrlosen eingestochen haben. Das Opfer starb an Ort und Stelle.
Ali G. schnellte laut Anklage hinter das Verkaufspult, warf Goldschmuck, Golddukaten, eine Taschenuhr, sowie mehrere Armbanduhren und eine Pistole aus dem Tresor in eine Einkaufstasche. Hastig wechselte er seine blutverschmierte Markenkleidung, um möglichst unauffällig fliehen zu können. Diese konnte unweit des Tatorts in verschiedenen Mistkübeln sichergestellt werden, ebenso wie Blutspuren des Täters.
Der bekannte Wiener Anwalt Martin Mahrer vertritt den des kaltblütigen Mordes, schweren Raubs und anderer Delikte Angeklagten beim Prozess, der Ende November stattfinden soll. "Er zeigte sich geständig und half den Ermittlern bei der Aufklärung dieser und weiterer Straftaten", so der Jurist zu "Heute". Die soll der Serbe laut eigener Aussage "für seinen Onkel" begangen haben. Im Austausch für die Juwelier-Beute soll der Verwandte ihm in Tschechien rund 4.000 Euro gegeben haben.
Da der ebenfalls wegen Einbruchdiebstählen gesuchte Onkel am 19.11.2020 in Serbien zu Tode kam, konnte er nicht zur Tat befragt werden. Dem Angeklagten Neffen (20) droht, da er hierzulande juristisch als junger Erwachsener gilt, keine lebenslange, sondern "nur" eine 20-jährige Haftstrafe. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.