Österreich
Wiener-Linien-Chef gegen U-Bahn-Ausbau nach NÖ
Seit Jahren wird über die Verlängerung der U-Bahn von Wien nach Purkersdorf bzw. Klosterneuburg diskutiert. Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer spricht sich dagegen aus.
Der U-Bahn-Ausbau von Hütteldorf nach Purkersdorf beziehungsweise von Heiligenstadt nach Klosterneuburg ist ein leidiges Thema, das seit Jahren immer wieder hochkocht. Zuletzt nahm die Causa im Zuge des neuen Mobilitätspaketes (2018 bis 2022), das in NÖ verabschiedet wurde, wieder Fahrt auf.
Das Land NÖ beauftragte Verkehrsplaner Friedrich Zibuschka mit einer neuen Studie, die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, der Purkersdorfer Bürgermeister Karl Schlögl und die Hietzinger Bezirksvorsteherin Silke Kobald (alle VP) trafen sich zudem zu einem Arbeitsgespräch.
"Aufwand steht nicht dafür"
Während die betroffenen Stadt- und Bezirks-Chefs die U-Bahn-Verlängerung durchaus begrüßen, steht Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer dem Projekt kritisch gegenüber: "Man muss die Kosten dem Nutzen gegenüberstellen. Und der Aufwand in Höhe von mehreren Milliarden Euro steht einfach nicht dafür."
Die enorme Höhe der Kosten erklärt sich dadurch, dass etwa für die Strecke von Hütteldorf nach Purkersdorf eine eigene Trasse errichtet werden müsste: "Denn auf den ÖBB-Gleisen können unsere U-Bahn-Züge nicht fahren. Wir kommen nicht über die Weichen, zudem sind die Stromversorgung und das Signal-System anders. Unsere U-Bahn-Züge sind auch schmäler, somit wäre der Spalt zwischen Zug und Bahnsteig größer", erklärt Steinbauer.
Gesamtkosten bis zu zehn Milliarden Euro
100 bis 200 Millionen kostet im Durchschnitt die Errichtung eines Kilometers einer neuen U-Bahn-Strecke. Allein von Hütteldorf bis Purkersdorf sind es rund zehn Kilometer – macht ein bis zwei Milliarden Euro. Mit dem Ausbau nach Klosterneuburg würde sich die Strecke auf insgesamt 50 Kilometer ausweiten, das wären Gesamtkosten in Höhe von fünf bis zehn Milliarden Euro: "Das entspricht einer finanziellen Dimension in der Größenordnung des Brenner Basistunnels", meint Steinbauer.
Doch nicht nur die exorbitanten Kosten sieht Steinbauer kritisch, auch das Fahrgast-Aufkommen sei zu gering: "Für die U-Bahn rentiert sich die Fahrgast-Anzahl – etwa nach Purkersdorf – nicht. Die S-Bahn fährt ja bereits auf dieser Strecke. Zudem sitzen in Hütteldorf etwa im Durchschnitt 50 Fahrgäste in der U-Bahn."
Mit der S-Bahn schneller in der Stadt
Auch an eine Zeitersparnis glaubt Steinbauer nicht: "Von Purkersdorf ist man mit der S-Bahn viel schneller in der Stadt, als mit der U-Bahn." Die Lösung des Problems liegt für ihn auf der Hand: "Eine Takt-Verdichtung der S-Bahn würde die Situation verbessern. Auch eine Verlängerung der Betriebszeiten und ein Ausbau der Park&Ride-Anlagen wären Möglichkeiten", so der Wiener-Linien-Geschäftsführer.
Laut Steinbauer kämen andere Lösungen ebenfalls in Frage: "Möglich wären etwa Bus-Korridore mit Gelenk-Bussen oder eine Verlängerung der Straßenbahn-Strecke. Aber diese Diskussion findet nicht statt."
Jetzt ist erst einmal Friedrich Zibuschka am Zug. Wie bereits vor fünf Jahren soll der Verkehrsplaner eine Studie durchführen: "Es würde mich wundern, wenn er zu neuen Erkenntnissen kommt", meint Steinbauer abschließend.