Wien
Wiener Kult-Gastronom bietet Pizza um 4,20 € an
Nach 34 Jahren musste er raus aus seinem Lokal. Das Haus wird abgerissen. Nun zog der Wirt 20 Meter weiter, mit ihm: Tiefstpreise und Stammkunden.
Pizzeria Mafiosi auf der Reindorfgasse 7 (Rudolfsheim-Fünfhaus) ist seit 1990 eine Wiener Legende. Vor einem Jahr erhielt der Betreiber Ghassan Al Omari (60) die Info: Er soll raus, das Haus werde abgerissen. Al Omari fand ein neues Lokal nur zwanzig Meter weiter in derselben Gasse. Der Chef hat das neue Restaurant genauso eingerichtet wie das alte, die Wände sind mit dunklem Holz getäfelt. Geschmückt ist die Vertäfelung mit alten Colts, Werbedrucken auf Emaille und Kuckucksuhren. Auch die Speisekarte ist gleichgeblieben. Und die Kunden. "Achtzig Prozent Stammkunden", sagt er gegenüber "Heute". Seine vier Mitarbeiter hat er auch mitgenommen.
RAF Camora ist Mafiosi-Fan
Apropos Stammkunden: Auch RAF Camora zählt zu den Fans der Kult-Pizzeria. "Pizzeria Mafiosi ist für jeden, der im unteren 15. aufgewachsen ist, eine Legende und jeder kennt die legendäre Kerze, die dort seit 20 Jahren an der Bar steht", so der in Rudolfsheim-Fünfhaus aufgewachsene Star.
Das Lokal hat nun 30 Plätze, die Fläche ist ein bisschen kleiner als vorher. Aber am Abend ist genauso viel los, wie früher: Essen, trinken, es werde immer richtig nett. Um 23 Uhr wird zugesperrt. Die Gäste sind meist um die zwanzig Jahre jung. Die jungen Wiener scheinen das "mafiöse Ambiente", den eher dunklen Gastraum im Kontrast zu den heute üblichen veganen, Licht durchfluteten, in weiß und beige gehaltenen Scandinavian-Chic Cafés zu lieben. Apropos vegan – "vegane Pizza führen wir nicht". Die Altershöchstgrenze liegt bei circa 50, schätzt der Gastronom. Aber wer älter ist, darf natürlich auch rein.
Teuerungen spielen auch in der Pizzeria Mafiosi eine Rolle
Die günstigste Pizza ist die Margherita für 4,20 Euro und die teuerste ist die Al Capone für 6,60 Euro. Ein Espresso kostet 1,80 und alle Sorten Bier sind um 3,80 Euro zu haben. Also Teuerungen spielen bei "Pizzeria Mafiosi" keine Rolle? "Oh doch!" Einen Euro teurer als bisher müsse er seine Pizzen jetzt verkaufen, das gehe nicht anders. "Die Kunden verstehen das aber". Insgesamt gibt es 30 verschiedene Pizzen zur Auswahl. Die befragten Gäste fanden alle: top! Eh klar, wer schlechte Pizzen bäckt, überlebt keine 30 Jahre.
Warum eigentlich "Pizzeria Mafiosi"? Das ist eine alte Geschichte. Während des Studiums ist Ghassan Al Omari mit seinen drei Kumpels gern mit Sonnenbrille über den Campus gegangen. "Dazu die langen dunklen Haare – für die Leute waren wir einfach 'Die Mafiosi'", erinnert sich der Wirt lachend. Woher kommt seine Schwäche für Pizza? "Alle lieben Pizza. Wir haben keine Konkurrenz. Mit uns kann niemand mithalten", so der Betreiber lächelnd und selbstbewusst.
Neu anfangen macht Spaß
Ghassan Al Omari stammt aus Syrien und ist seit Februar 1990 in Wien. Das Pizzabacken hat er in einer Wiener Pizzeria bei einem Freund gelernt. Kurz danach gründete er sein eigenes Geschäft auf der Reindorfergasse. Der Auszug sei nun schon was Besonderes: es sei ein bisschen traurig, nach so langer Zeit gehen zu müssen. Viele Erinnerungen gibt es an das alte Lokal. "Abschied nehmen, das tut schon weh", sagt Ghassan Al Omari. Aber es gebe auch einen Vorteil: "Neu anfangen macht Spaß!"