Teuerung, Covid, Klimakrise

Wiener in der Krise – Jeder zweite Haushalt muss sparen

Teuerung, Covid, Krieg und Klimawandel treiben Wiener Haushalte in die Enge. Eine AK-Studie zeigt, wie sehr sie sich im Alltag einschränken müssen.

Wien Heute
Wiener in der Krise – Jeder zweite Haushalt muss sparen
Überproportional gestiegene Ausgaben für Miete, Energie und Lebensmittel können durch ein Einkommensplus und Einmalzahlungen der Regierung nicht aufgefangen werden. Das sagt jeder zweite Wiener Haushalt.
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Wie wirken sich diverse Krisen wie Teuerung, Covid, Ukrainekrieg und die Klimakatastrophe auf das Leben der Wienerinnen und Wiener aus? Das wollte die Arbeiterkammer Wien wissen und befragte 37 Wiener Haushalte im vergangenen Jahr zu ihrem Konsum- und Ernährungsverhalten.

Überproportional gestiegene Ausgaben für Miete, Energie und Lebensmittel können durch ein Einkommensplus und Einmalzahlungen der Regierung nicht aufgefangen werden. Das sagt rund jeder zweite Wiener Haushalt. Die Folge: Sie sparen, planen ihre Ausgaben genauer und schränken sich in vielerlei Hinsicht auch ein.

Die Mehrheit muss sparen

"Die verschiedenen Krisen belasten die Befragten emotional und sie wünschen sich für die Zukunft vor allem mehr Normalität und finanzielle Stabilität", schlussfolgert Oliver Meixner von der Boku, die die Umfrage durchgeführt hat. Fast zwei Drittel der Befragten haben ein niedriges Einkommen, ein Drittel ein mittleres Einkommen. Die Mehrheit (rund zwei Drittel) lebt in einem Mehrpersonenhaushalt.

Rund die Hälfte der Befragten gab an, dass die Teuerung das Einkommen geschmälert hat. Bei allen sind die Ausgaben für Miete und Energie gestiegen. Die deutliche Mehrheit muss sparen. "Man kann sich fast nichts mehr extra leisten. Man kann nur überlegen, die Wohnung zahlen, das Essen und das Notwendigste. Und ja, es bleibt einfach nichts übrig", sagen die Befragten. Ein echtes Ansparen ist kaum mehr möglich.

Wiener kaufen vermehrt billige Lebensmittel

Die Konsequenz: Mehr als die Hälfte der Befragten plant ihren Konsum nun deutlich besser und genauer, teilweise verzichten sie gänzlich auf geplante Einkäufe. Das Preisbewusstsein beim Einkauf im Supermarkt ist bei fast allen Befragten gestiegen. Es wird vermehrt auf billige Produkte zurückgegriffen und Rabatte und Aktionen genutzt. Ein Drittel gab an, wegen des Preises keine Bio-Lebensmittel oder regional einzukaufen. Auch der Einkauf bei Diskontern und Sozialmärkten nahm zu.

Urlaub und Freizeitaktivitäten werden eingeschränkt

Auch das Urlaubs- und Freizeitverhalten der Wiener ändert sich aufgrund der Krisen. Der Urlaub wird vermehrt kostengünstig in Österreich geplant, also auch bei Familie und im Freundeskreis. Freizeitaktivitäten werden eingeschränkt. Rund ein Viertel der Befragten meinte, dass sich das Urlaubsverhalten nicht geändert hat.

Wiener werden umwelt- und gesundheitsbewusster

Die AK-Studie zeigt, dass das Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein der Wiener gestiegen ist. Die meisten der Befragten nannten Mülltrennung, Energiesparen, den Kauf von Second-Hand, und mehr mit Öffis oder Rad fahren als Maßnahmen, die sie umsetzen. Die Covid-Pandemie hat insgesamt zu einem höheren Gesundheitsbewusstsein geführt. Es wird etwa mehr selbst gekocht.

Zwei Drittel unzufrieden mit Regierungsmaßnahmen

Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie mit den staatlichen Maßnahmen gegen die Auswirkungen der Teuerung unzufrieden sind: "Also Energiekostenzuschuss ist ja ganz schön und nett, aber wenn die Energiekosten sich verdoppeln, verdreifachen, dann ist es ein Tropfen auf dem heißen Stein, der eigentlich nur Kosmetik von Seiten der Regierung ist."

Einmalzahlungen werden nur als kurzfristig hilfreich bewertet. Zufrieden mit Einmalzahlungen zeigen sich vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen. Finanziell belastete Menschen fühlen sich im Stich gelassen. Für die Zukunft erhoffen sich die Befragten vor allem finanzielle Stabilität, die auch durch Maßnahmen der Regierung erreicht werden sollten.

AK verlangt Mietbremse und Preistransparenz

Die AK verlangt nach nachhaltigen Lösungen. "Mit Einmalzahlungen gegen die Teuerung wird Armut nicht einmal im Ansatz bekämpft, sie verpuffen viel zu schnell", meint Gabriele Zgubic, Leiterin der AK Konsument:innenpolitik. Sie verlangt unter anderem eine Mietenbremse mit maximal zwei Prozent pro Jahr – auch rückwirkend für 2022 und 2023. Zudem solle ein Preisgesetz helfen, gegen ungerechtfertigte Preiserhöhungen vorzugehen.

Darüber hinaus fordert die AK, dass die Bundesregierung Energiekonzerne gesetzlich verpflichtet, eine leistbare Energieversorgung im Sinne der Daseinsvorsorge für alle sicherzustellen und einen vergünstigten Tarif bei Wärme und Strom für Konsumenten mit geringem Einkommen anzubieten.

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