Immer mehr Frauen betroffen

7.000 Kunden mehr wegen Teuerung – Sozialmarkt am Limit

Immer mehr Wiener können sich das Leben nicht mehr leisten, vor allem Frauen sind von Armut betroffen, kommen verstärkt in die Sozialmärkte.

Wien Heute
7.000 Kunden mehr wegen Teuerung – Sozialmarkt am Limit
Frau Mayr kauft seit 2019 im Sozialmarkt Meidling des Samariterbundes ein.
"Heute"

Teuerung, Inflation, höhere Sprit- und Energiepreise, dazu muss immer mehr Geld für Miete bezahlt werden. Viele können sich das Leben in Wien kaum mehr leisten. "Die Zahl der armutsgefährdeten Menschen, die bei uns einkaufen, ist jetzt schon schwer zu stemmen. Es wird nicht einfacher werden", heißt es seitens des Arbeiter-Samariter-Bundes, der in Wien fünf Sozialmärkte betreut. Die Sorge, dass immer mehr Menschen in die Armut abrutschen, ist hier groß.

Denn laut aktuellen Zahlen der Statistik Austria ist die Armutsgrenze von 1.392 Euro monatlich für einen 1-Personen-Haushalt auf 1.572 Euro gestiegen. Mit der Armutsgrenze steigt auch die Zahl der Menschen, die zum Einkaufen in den Sozialmärkten berechtigt sind.

Besonders Frauen und Alleinerziehende betroffen

"Wir beobachten, dass besonders stark Frauen betroffen sind, sei es aufgrund eines geringen Einkommens oder einer niedrigen Pension", so Samariterbund-Präsidentin Susanne Drapalik. Als armutsgefährdet gilt, wer mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung auskommen muss. Derzeit sind in Österreich rund 1,3 Millionen Menschen armutsgefährdet.

7.000 Sozialmarkt-Kunden mehr

Lag die Zahl der Sozialmarkt-Kunden des Samariterbundes in Wien 2020 noch bei 17.000 Kunden, sind es seit 2023 bereits 24.000 Kunden. Die meisten Menschen kommen dabei in den Sozialmarkt Böckhgasse in Wien-Meidling.

"Immer mehr Menschen kommen her"

Eine, die hier seit 2019 regelmäßig einkauft, ist Frau Mayr. Sie ist alleinstehend und wohnt mit ihren zwei Hunden und einer Katze gleich um's Eck. "Ich finde es toll, dass der Markt in der Nähe ist. Grundnahrungsmittel und Kleidung gibt es hier um zwei Drittel günstiger. Man merkt seit der Teuerung aber, dass immer mehr Menschen herkommen. Oft sind Produkte schon vergriffen, wenn ich da bin", erzählt die 56-Jährige.

300 warme Mahlzeiten täglich für arme Menschen

"Wir wollen das Soziale und Gemeinsame stärken und Familien sowie auch Kindern, die finanziell benachteiligt sind, etwas Gutes tun. Daher verteilen wir z.B. auch mit dem 'Samariter Suppentopf' warme Speisen in unseren Einrichtungen an armutsbetroffene Menschen", erklärt Drapalik. Was als erste Idee mit 50 ausgegebenen Speisen begonnen hat, erfreut sich heute großer Beliebtheit. "Wir geben mittlerweile täglich 300 Portionen aus. Der Bedarf ist enorm", so die Samariterbund-Präsidentin.

Anne-Marie B. kommt regelmäßig zum "Samariter Suppentopf" und holt sich eine warme Mahlzeit.
Anne-Marie B. kommt regelmäßig zum "Samariter Suppentopf" und holt sich eine warme Mahlzeit.
"Heute"

Jeden Dienstag und Donnerstag gibt es den "Suppentopf" im 12. Bezirk. Ein Stammgast ist Anne-Marie B. "Ich finde das Angebot sehr gut. Ich habe es schon einigen Nachbarn empfohlen, bei denen ich weiß, dass sie finanziell nicht so gut aufgestellt sind. Ich nehme auch selbst Essen mit, wenn ich hier bin und verteile es an ein paar Bewohner im Gemeindebau", erzählt die 81-Jährige.

Soziale Lage verschärft sich

Inflation, Ukraine-Krieg, gestiegene Lebenshaltungskosten: Die soziale Lage verschärft sich in Österreich weiter. Laut einer EU-weiten Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen waren im Jahr 2023 336.000 Menschen in Österreich erheblich materiell und sozial benachteiligt, das sind rund 135.000 Personen mehr als noch im Jahr 2022.

Die Armutsgefährdung ist weitgehend stabil geblieben: Der Anteil an Betroffenen ist um 0,1 Prozentpunkte auf 14,9 Prozent gestiegen. Besonders armutsgefährdet sind Alleinerziehende (41%) oder Familien mit mindestens drei Kindern (31%). Ohne Sozialleistungen und Pensionen würde der Anteil armutsgefährdeter Menschen sogar bei 42 Prozent liegen.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Die Armutsgrenze in Österreich ist gestiegen, was zu einem Anstieg der Kunden in Sozialmärkten führt, insbesondere betroffen sind Frauen und Alleinerziehende
    • Der Bedarf an Unterstützung wächst, da immer mehr Menschen auf Sozialmärkte angewiesen sind und warme Mahlzeiten benötigen, um finanzielle Benachteiligung zu überwinden
    • Die soziale Lage in Österreich verschärft sich aufgrund von Inflation, gestiegenen Lebenshaltungskosten und dem Ukraine-Krieg, was zu einem Anstieg der armutsgefährdeten Menschen führt
    red
    Akt.