Österreich
Wiener Gastronomen pfeifen auf Raucherschutz
In der Wiener Gastronomie wird das Tabakgesetz offenbar nicht sonderlich ernst genommen. Der Großteil der Lokale verstößt gegen die geltenden Regelungen.
Die Ärztekammer hat am Dienstag eine Studie präsentiert, wonach 61 Prozent der untersuchten Betriebe den Raucherschutz nicht ernst nehmen. Auch sei die Luft in den Wiener Lokalen "erschreckend": Bei Messungen mit Spezialgeräten durch das Instituts für Umwelthygiene der MedUni Wien kam heraus, dass die Feinstaubbelastung in den getesteten Räumen durchwegs hoch war - auch Nichtraucher-Bereiche waren meist kontaminiert.
Im Rahmen der Erhebung wurden 88 Lokale besucht und dort Luftproben genommen. Darunter waren 16 Cafes, 51 Bars und Pubs, 14 Restaurants und sieben Diskotheken. 22 Gaststätten waren Nichtraucherlokale, in 20 war der Zigarettenkonsum erlaubt, 46 hatten sowohl Raucher- als auch Nichtraucherbereiche.
Zunächst fiel den Testern auf, dass die Zahl an Gesetzesverstößen hoch war. 61 Prozent der Betriebe wurden entsprechend kritisiert. So waren in zwölf Lokalen die jeweiligen Räume nicht oder falsch gekennzeichnet, in 24 stand die Verbindungstür ständig offen. 14 Lokalitäten besaßen erst gar kein Nichtraucherzimmer, obwohl sie größer als 50 Quadratmeter waren (was eine Trennung verlangen würde, Anm.).
Dazu kam: 13 Betriebe erlaubten das Rauchen im ausgewiesenen Nichtraucherbereich. Besonders schlecht schnitten Diskotheken ab. Von sieben besuchten Clubs verhielt sich nur ein einziger gesetzeskonform.
Wird in einem Lokal bzw. einem Bereich geraucht, ist die Feinstaub- und Ultrafeinstaubbelastung dort massiv. Laut Schietz wurden teils extrem hohe Werte an Nanopartikeln gemessen. Dieser überschritt die Vergleichswerte in den angrenzenden Straße bis zum elffachen. Selbst verkehrsreiche Straßen verfügen demnach über deutlich bessere Luftverhältnisse.
In gemischten Betrieben waren angrenzende Räume oft ebenfalls betroffen. Die Werte waren laut Studie bis zu dreieinhalb mal so hoch wie in reinen Nichtraucherlokalen. Dass die gefährlichen Partikel auf den blauen Dunst zurückzuführen sind, ist erwiesen, so wurde heute versichert. Kerzenrauch oder Nebelmaschinen konnten laut Schietz als Verursacher ausgeschlossen werden.
Für Ärztekammer-Präsident Walter Dorner ist aus der Studie klar ersichtlich, dass das geltende Tabakgesetz weder Gäste noch Personal schützt.