Wien
Gäste können Trinkgeld in Café am Tablet abwählen
Am Fenstercafé gibt es Kaffee zum Mitnehmen ausschließlich per Kartenzahlung, Kunden werden nun 10 Prozent Trinkgeld vorgeschlagen.
Seit zwei Monaten gibt es im Fenstercafé am Schwedenplatz (Wien-City) beim Bezahlvorgang nun den automatisierten Vorschlag, zehn Prozent an Trinkgeld auf die Rechnungssumme drauf zu geben. "Man kann selber wählen. Wir haben vier Optionen im Bezahlvorgang: 5 Prozent, 10 Prozent, 15 Prozent oder gar kein Trinkgeld", erklärt Sasha Iamkovyi (45). Das Fenstercafé akzeptiert ausschließlich Kartenzahlung.
Zehn Prozent werden vom Fenstercafé automatisch vorgeschlagen – wer beim Bezahlen nicht genau hinschaut, überliest das schon mal. "Es kommt vor, dass Kunden sich dann über die Abbuchung wundern – dann bekommen sie das Trinkgeld sofort zurück." Das passiere vor allem bei Kunden, die zum ersten Mal vorbei kämen. Alle anderen würden das System schon kennen und fänden es super und viel bequemer, so der Cafébetreiber.
Hälfte der Kunden wählt "kein Trinkgeld"
Die Hälfte der Kunden wähle die Option "kein Trinkgeld". Mit dem Trinkgeld der übrigen Hälfte aber komme immer noch sehr viel mehr Trinkgeld zusammen, als vorher, wo es die neue Software im Café noch nicht gab, so Sasha Iamkovyi im Gespräch mit "Heute". Mit der neuen Software komme nun etwa fünfmal so viel Trinkgeld herein.
Gibt es Ärger wegen der vorgeschlagenen 10 Prozent in der Rechnungssumme? "Gar nicht. 99 Prozent der Kunden sagen entweder gar nichts dazu und und viele sagen auch Danke, weil sie jetzt nicht mehr ans Trinkgeld denken müssen, weil es schon voreingestellt ist." Und die Angestellten freuen sich natürlich auch sehr, so Sasha Iamkovyi. "Das Trinkgeldplus liegt jetzt bei vier bis sieben Prozent vom Tagesgesamtumsatz."
Trinkgeld ist Altersvorsorge für Mitarbeiter
Sasha Iamkovyi sagte, er hatte die Wahl, entweder seine Preise zu erhöhen oder eben das Trinkgeld anzukurbeln, um seine Leute vernünftig zu bezahlen. Vom Umsatz bekommt das Finanzamt 20 Prozent – das Trinkgeld geht auch ans Finanzamt, ist aber umsatzsteuerfrei, so Sasha Iamkovyi. "Nicht versteuertes Trinkgeld ist für die Zukunft der Mitarbeiter wertvoller. Sie bekommen Mindestlohn plus Trinkgeld plus manchmal Prämien". Durch das Trinkgeld würde im Ergebnis 20 Prozent mehr Geld für die Mitarbeiter heraus springen und das wirke sich positiv auf deren Pensionsbescheid aus.
In Google-Bewertungen mokieren sich dennoch einige Besucher, dass sie das mit den 10 Prozent zu spät bemerkt und einfach auf "weiter" geklickt hätten. Sasha Iamkovyi sagt dazu, seine Anwälte hätten die neue Methode geprüft und sie sei absolut gesetzeskonform. Nach europäischem und nach österreichischem Recht sei alles richtig gemacht worden. Und jederzeit bekomme man sein Trinkgeld zurück, wenn man es versehentlich gezahlt habe.