Wer sie jetzt bekommt
Wiener Erbin verteilt ab sofort ihre "blöden Millionen"
2022 erbte die Wienerin Marlene Engelhorn rund 25 Millionen Euro von ihrer Großmutter. Nun will sie ihr Vermögen verteilen.
Die Wienerin Marlene Engelhorn setzt ihren 2021 angekündigten Plan, den größten Teil ihres Millionenerbes zu spenden, in die Tat um. Die Familie Engelhorn gründete einst den deutschen BASF-Konzern. Marlene Engelhorns Erbe kommt von ihrer Großmutter Traudl Engelhorn-Vechiatto.
Weil sie es nicht gerecht empfindet, für ihr Erbe keine Steuern bezahlen zu müssen, entschloss sich die Austro-Erbin für einen radikalen Schritt. Sie startete einen sogenannten "Bürger:innenrat". Dabei tagen seit Samstag (16.03.2024) 50 Menschen aus ganz Österreich. Im "Guten Rat für Rückverteilung" wird dabei über die Verteilung des Vermögens diskutiert.
Aus insgesamt 10.000 Empfängerinnen und Empfängern von Einladungen wurden schließlich 50 Personen ausgewählt. Diese sollen nun kollektiv Ideen und Vorschläge, wie das Geld ausgegeben werden soll, entwickeln.
1.200 Euro pro Wochenende für Mitarbeiter
Die Treffen finden zwischen März und Juni in Salzburg statt. Die Teilnehmer bekommen für ihre Zeit auch eine Aufwandsentschädigung. "Diese Diskussion ist ein Dienst an der Demokratie, dafür sollten die 50 auch ordentlich entschädigt werden", erklärt Engelhorn. Für jedes Wochenende gibt es 1.200 Euro; auch die Ersatzmitglieder bekommen eine Entschädigung dafür, dass sie sich die Wochenenden freihalten.
Kein Veto-Recht für Millionärin
In einem Interview mit dem "Spiegel" erklärt Engelhorn, dass sie den Ratsmitgliedern (fast) freie Hand lässt. Als Einschränkung gilt nur, dass das Geld nicht für verfassungs- menschen- oder demokratiefeindliche Zwecke verwendet werden darf. Auch ein Veto-Recht hat sie sich nicht eingeräumt.
Das steckt hinter dem Projekt "Guter Rat für Rückverteilung"
Am Samstag tagt der "Gute Rat für Rückverteilung" das erste Mal in Salzburg. Das Projekt wurde von der Millionenerbin Marlene Engelhorn ins Leben gerufen und soll über ihr geerbtes Vermögen in der Höhe von 25 Millionen Euro entscheiden. Konkret geht es darum, wie die Geldmengen an Österreich zurück verteilt werden sollen. An sechs Wochenenden wird der Bürgerrat nun über Vermögens- und Verteilungsgerechtigkeiten diskutieren. Engelhorn ist zur Begrüßung des Rates selbst kurz vor Ort, wird später aber wieder abreisen. Das letzte Treffen wird am 8. und 9. Juni stattfinden.
Alleine zu entscheiden, was mit ihrem Vermögen passiert, sei "illegitim", so die Noch-Millionärin. Denn wenn das ganze Geld weg ist, wird auch Engelhorn einer Erwerbsarbeit nachgehen.
„Wenn es fast allen Menschen zumutbar ist, dann mir doch wohl auch“
"Blödes" Millionenerbe kam per E-Mail
Gegenüber dem "Spiegel" enthüllt sie, wie sie von ihrem Erbe erfahren hat. Denn es war nicht die Großmutter selbst, die sie in Kenntnis gesetzt hat. Vielmehr habe sie ein E-Mail von den Finanzberatern der Familie erhalten. Sie habe "nicht damit gerechnet", erklärt sie. Außerdem wollte sie nicht "nicht damit beschäftigen, was ich mit irgendwelchen blöden Millionen machen muss". Der Moment sei ein Schock gewesen, so die Erbin.
Sei man es gewohnt, maximal einen sechsstelligen Betrag auf dem Konto zu haben, dann entwickle sich so ein Vermögen zu einem "Verwaltungsaufwand". Dabei sei ihr klar, dass 99 Prozent der Gesellschaft es als undankbar empfänden, wenn man sich nicht über das Geld freuen würde.
Der Grund für ihren Aktivismus? Sie schäme sich für die Tatsache, dass es generell eine Ungleichverteilung gebe. Auch, dass sich ihre Familie, etwa zur Zeit des Nationalsozialismus, "nicht mit Ruhm beklecker" habe, mache die Angelegenheit "vielleicht heftiger".