Österreich
Wiener Bim soll bald auch nach Schwechat fahren
Kampfansage an grünen Koalitionspartner: Mit 50 Projekten in sieben Themenbereichen will Stadtchef Ludwig Wien zur Klimamusterstadt machen.
Die Wiener SPÖ will mit 50 Projekten den Turbo beim Klima zünden. Was genau das heißt, stellten Bürgermeister Michael Ludwig, Umweltstadträtin Ulli Sima und der Klubchef der SPÖ Wien Josef Taucher heute in der Spittelau (Alsergrund) vor. Dabei fiel vor allem auf, dass stets von den SPÖ-Plänen und nicht Plänen der Stadt Wien zum Klima die Rede war. Ein klares Zeichen an den grünen Koalitionspartner, dass die SPÖ das Thema Klima nicht ohne Kampf abgeben wird – und der Wahlkampf nun wohl eröffnet ist.
"Wien ist schon seit Jahren ein mustergültiges Beispiel für Klimaschutz. Mit diesem Programm zeigen wir, dass Wien sich mit dem Klimaschutz schon länger beschäftigt und zahlreiche Maßnahmen bereits umgesetzt hat – und weitere in Umsetzung sind. Wir wollen Perspektiven für die Zukunft entwickeln und den Klimaschutz-Turbo zünden", unterstrich Ludwig.
SPÖ will Öffis ausweiten und noch klimafreundlicher machen
Beim öffentlichen Verkehr sehen die Pläne der Wiener SPÖ einen Ausbau des bestehenden Öffi-Netzes vor. Um die Zahl der Auto-Einpendler bis 2030 zu halbieren, plant Wien den Ausbau des Bim-Netzes über die Stadtgrenze hinaus. Künftig soll die Wiener Straßenbahn also auch nach Niederösterreich, konkret nach Schwechat oder Großenzersdorf, fahren, so Ludwig und Sima.
Von Wien Energie produzierter Wasserstoff soll künftig Wasserstoff-Busse der Wiener Linien antreiben. Ein Testbetrieb ist schon für dieses Jahr angepeilt. Daneben will die SPÖ den Ausbau des Ladestations-Netzes in der Stadt vorantreiben und so den Anteil der Elektromobilität in der Stadt steigern. Künftig sollen neben den Öffis auch die Wiener Taxis zum Großteil elektrisch unterwegs sein.
Wien soll zur CO2-neutralen Stadt werden
Ein weiterer Schwerpunkt ist neben dem Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels auch das Ziel von Wien als CO2-neutraler Stadt. Das "Herzstück" sei hier die "intelligente Vernetzung" der Bereiche Strom, Wärme, Verkehr und Abfallentsorgung. Die stadteigene Wien Energie soll zum "Erneuerbaren-Champion" ausgebaut werden.
1,2 Milliarden Euro sollen in den Ausbau erneuerbarer Energien fließen, unter anderem durch den Bau neuer Photovoltaik-Kraftwerke, Solaranlagen auf Dächern öffentlicher Gebäude oder den Ausbau der Windenergie und Steigerungen bei der Wasserkraft. Daneben verfolge Wien "smarte" Projekte, wie die Nutzung der der Abwärme der Hauptkläranlage für die umweltfreundliche Heizung von 106.000 Haushalten.
Bio-Energie aus Salatblatt und Apfelputzen
Unter dem Motto "Zero Waste" soll im Interesse des Klimaschutzes Abfall vermieden werden und möglichst wenig Essen verschwendet werden. Aus "Salatblatt und Apfelputzen" und anderen Küchenabfällen entstehe bereits jetzt in der Biogasanlage in Simmering Gas für die Heizung, betonte Sima.
Mittelfristig soll die Leistung des Bio-Kraftwerks verdoppelt werden und 900 Haushalte versorgen können – und dabei noch mehr Abfälle nutzen. Außerdem will die Umweltstadträtin die Stromtankstellen in Wien auf 2.000 Stationen verdoppeln.
Asphalt soll raus aus der Stadt, mehr Bäume rein
Um die Auswirkungen des Klimawandels abzufedern, soll den Hitzeinseln in der Stadt auch weiterhin der Kampf angesagt werden. Gestärkt werden soll hingegen der "Klima-Hero Wienerwald". Noch heuer soll dank der bisher größten Auflage der Baumpflanz-Aktion "Wald der Jungen Wiener" 8.000 Hektar Wald wachsen. Bisher wurden von jungen Stadtbewohnern jährlich 10.000 neue Bäume gepflanzt, so Sima, das aber vor allem im Norden der Stadt.
Mehr Bäume soll es aber nicht nur im Wald geben, sondern auch in den Gassen der Stadt. 4.500 Stadtbäume sollen zu den bestehenden 500.000 Allee-Bäumen dazukommen. Diese sollen mit neuem Substrat, größeren Baumscheiben und besserer Bewässerung "klimafit" werden.
Um Hitze-Inseln in der Stadt zu vermeiden, wollen Ludwig und Sima vor allem in dicht bebauten Gebieten "raus aus dem Asphalt". Bei der Umgestaltung von Plätzen plane die Stadt künftig neue Parks oder Grünraum ein. Wo es nicht möglich sei, neue Bäume zu pflanzen, solle die Betondecke aufgerissen und begrünt werden.
Daneben erneuerte Sima ihr Bekenntnis als Umwelt-Stadträtin zur "Sprühnebel-Offensive". Neben 1.000 neuen Trinkbrunnen werde es in den kommenden Monaten 100 neue Nebelduschen und weitere 100 mobile Sprühnebelaufsätze für Hydranten an besonders heißen Plätzen in der Stadt geben. Als Beispiel nannte Sima die Umgestaltung des Esterházyparks als "Cooling-Park" mit Sprühnebel und Wasserfontänen.
SPÖ hofft auf (finanzielle) Unterstützung durch Bund
Wien setze seit mehr als 20 Jahren erfolgreich verpflichtende Klimaschutzprojekte um, so Ludwig, der an das Klimaschutzprogramm "KliP" erinnert.
Doch trotz aller Bemühungen sei Wien beim Klimaschutz aber auf die Unterstützung des Bundes angewiesen, so Ludwig: "Ich bin zuversichtlich, dass das Wien-Bashing, das unter Türkis-Blau an der Tagesordnung stand, nun Geschichte ist. Wir erwarten uns vom Bund Unterstützung bei zentralen Klimaschutzmaßnahmen, damit wir unser Ziel einer CO2-freien Stadt rasch umsetzen können."
Vom Bund erwartet Wien vor allem die Finanzierung der beiden Ausbaustufen beim U-Bahnbau und die Finanzierung bundesländerübergreifender Straßenbahnen, um den über 250.000 täglichen Pendlerinnen und Pendlern aus dem Umland ein konkretes Angebot zu machen. ,"Mir ist die Zusammenarbeit mit den benachbarten Bundesländern enorm wichtig und wir können das Problem der Pendlerströme nur gemeinsam lösen", so Ludwig.