Österreich
Wien will Kompetenzen von Flüchtlingen nutzen
Vom ersten Tag beim Einleben unterstützen und beim Einstieg ins Berufsleben helfen. Das versucht das Projekt "CORE". Für die Stadt ein wichtiger Integrations-Baustein.
Mit dem EU-geförderten Projekt CORE versucht die Stadt Wien, Raum für innovative Ansätze zu schaffen, um geflüchteten Menschen ab dem ersten Tag das (Ein-)Leben in der Stadt zu erleichtern. Im Rahmen eines Mediengesprächs präsentierten Integrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky und Sozialstadtrat Peter Hacker (beide SPÖ) Maßnahmen, mit denen Geflüchtete bei der Vorbereitung auf den österreichischen Arbeitsmarkt unterstützt werden. Durch Best Practice-Beispiele zeigt "CORE" vor, welche Lösungen es auch auf größerer Ebene braucht.
"Das Projekt CORE ist ein wichtiger Baustein im Wiener Integrationskonzept 'Integration ab dem ersten Tag'. Uns ist es wichtig, dass Flüchtlinge in unserer Stadt möglichst schnell auf eigenen Beinen stehen und ihr Leben selbst in die Hand nehmen können. Neben anderen Maßnahmen wie Deutschkursen und Basisbildung legen wir mit CORE daher den Fokus auf die Kenntnisse und Erfahrungen von geflüchteten Menschen, um sie auf dem Weg in den Arbeitsmarkt zu unterstützen", erklärte Czernohorszky.
"Nutzung von Potenzialen im Interesse der Stadt"
Egal ob bei der Nostrifizierung von Ärzten oder den Angeboten, eine Pflegeausbildung zu absolvieren – das Projekt CORE mache Erfolgsgeschichten möglich, ergänzte Hacker. "Wir müssen die Potenziale der geflüchteten Menschen fördern und sie unterstützen, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Das ist nicht nur im Interesse der Betroffenen, sondern auch im Interesse der ganzen Stadt".
"In der Geschichtenerzählung der türkis-blauen Bundesregierung haben diese Erfolgsgeschichten keinen Platz", unterstrich Hacker. Stattdessen würden Deutschkurse gekürzt, Ausbildungsmöglichkeiten in Mangelberufen gestrichen und die Anerkennung für gemeinnützige Tätigkeit nach unten nivelliert. "Das ist nicht unser Verständnis von Integrationspolitik und dem werden wir auch weiterhin entschieden entgegentreten", so Hacker.
Qualifizierte Arbeitskräfte für Medizin, Pflege und IT
Um geflüchtete Personen so frühzeitig wie möglich auf den Arbeitsmarkt in Österreich vorzubereiten, würden im Rahmen des Projekts CORE, einem EU-geförderten Gemeinschaftsprojekt der Magistratsabteilung 17 – Integration und Diversität (MA17), Fonds Soziales Wien (FSW), Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds - waff, Wirtschafts-Agentur Wien und Bildungsdirektion für Wien/Europa Büro, Maßnahmen zur Arbeitsmarktintegration für unterschiedliche Berufsgruppen umgesetzt.
Das Projekt "CORE" hilft bei der Anerkennung vorhandener Kompetenzen und bietet maßgeschneiderte Angebote zur Weiterbildung:
(Bild: PID/Martin Votava)
Dabei würden bestehende Kompetenzen und Erfahrungen bestmöglich genutzt, um Geflüchtete für das Berufsleben in Österreich fit zu machen. Vor allem in jenen Bereichen, in denen qualifizierte Arbeitskräfte besonders dringend benötigt werden. Als Schwerpunkte nannten die Stadträte die Bereiche Humanmedizin, Pflege, Buchhaltung sowie IT.
So werden etwa Ärzte bei der Anerkennung ihrer Studienabschlüsse unterstützt und spezielle Fach-Deutschkurse für Humanmediziner geboten. Auch für Personen mit wirtschaftlicher oder buchhalterischer Ausbildung bzw. im Pflegebereich gibt es gezielte Maßnahmen, die im Rahmen von CORE bessere Berufschancen für Flüchtlinge schaffen sollen.
Der Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds waff bietet derzeit für Asyl- und Subsidiär Schutzberechtigte ein neues Ausbildungsmodell im Bereich Pflegeassistenz an. Geflüchteten, die beim AMS Wien arbeitsuchend gemeldet sind, sich für einen Beruf als Pflegeassistent interessieren und zum Teil schon Vorerfahrungen aus ähnlichen Berufen im Gesundheits- und Pflegebereich in ihren Heimatländern haben, wird die Ausbildung zur Pflegeassistenz in Kombination mit einem Fachsprachkurs für Pflegeberufe ermöglicht.
Projekt CORE läuft noch bis Oktober 2019
Das Projekt CORE wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen der Urban Innovative Actions Initiative kofinanziert. Das Gesamtbudget umfasst rund sechs Millionen Euro, wobei 80 Prozent durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert und 20 Prozent durch Eigenmittel der Projektpartner finanziert werden. CORE wurde im Herbst 2016 aus 378 Einreichungen als eines von 18 Siegerprojekten ausgewählt. Das Projekt läuft bis Oktober 2019. (lok)