Wien

Wien und München bündeln Kräfte für fossilen Ausstieg

Der Ausstieg aus fossilen Energien wie Gas bekommt durch den Ukraine-Krieg Auftrieb. Wien und München erneuern nun ihre enge Städte-Kooperation.

Louis Kraft
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Bei einem Besuch in München vereinbarte Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) eine Städtekooperation zu den Themen Geothermie, Digitalisierung und Bürgerservice.
Bei einem Besuch in München vereinbarte Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) eine Städtekooperation zu den Themen Geothermie, Digitalisierung und Bürgerservice.
Picturedesk/APA

München und Wien verbindet so einiges: Beide sind Landeshauptstädte, die Einwohnerzahl ist vergleichbar (Wien rund 1,9 Millionen, München rund 1,5 Millionen) und beide Städte wollen raus aus Öl und Gas. Bei einem Besuch von Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) beim Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter wurde nun ein neues Arbeitsübereinkommen vereinbart, das vorsieht, noch enger insbesondere auf dem Gebiet der klimagerechten und autonomen städtischen Energieversorgung im Herzen Europas zusammenzuarbeiten.

Verlangte schon die globale Klimakrise nach neuen Perspektiven, sei der Ausstieg aus fossilen Energieträgern durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine für die gesamte EU und insbesondere die europäischen Metropolen und Städte umso dringender geworden. "Es gibt einen klaren Weg, wie wir den aktuellen Herausforderungen entgegenwirken können: Wir müssen unseren CO2-Ausstoß senken! Mit dem Ende fossiler Energieträger rücken leistungsfähige Alternativen zunehmend in den Mittelpunkt der Aktivitäten. Solche Alternativen sind entscheidend für eine langfristig erfolgreiche Umsetzung der Energiewende in allen Sektoren und für den Klimaschutz", betont Hanke.

Wie die Stadt Wien, die bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden will, verfolgt auch München dieses ambitionierte Ziel schon bis 2035. "München will die erste Großstadt Deutschlands werden, die flächendeckend fossile Brennstoffe durch erneuerbare ersetzt. Denn die Verbrennung von Erdgas und Heizöl gehört derzeit zu den größten Verursachern der hier anfallenden Treibhausgas-Emissionen. Und die aktuelle weltpolitische Lage zeigt, wie wichtig diese Umstellung ist, nicht nur aus ökologischer Sicht", so Reiter. 

Europäische Union peilt Klimaneutralität bis 2040/2050 an

Um das Ziel der Europäische Union und ihrer Metropolen zu erreichen und bis 2040/2050 klimaneutral zu werden, gibt es noch viel zu tun. Unstrittig ist, dass es dafür einen massiven Ausbau erneuerbarer Energie braucht. Photovoltaik, Windkraft, Wasserkraft, Fernwärme, Fernkälte und (grüner) Wasserstoff gelten als die Hebel in Richtung Klimaschutz und Energieautonomie.

Alleine in Wien müssen eine halbe Million Gasthermen auf fossilfreie Lösungen umgestellt werden. Zusätzlich hat sich die Stadt Wien zum Ziel gesetzt, den Photovoltaik-Ausbau massiv zu forcieren. Bis 2025 soll die Stromerzeugung mittels Photovoltaik im Stadtgebiet auf 250 MWpeak und bis 2030 auf 800 MWpeak gesteigert werden. Ein länderübergreifender Informations- und Wissenaustausch soll beim Ausstieg aus Öl und Gas helfen. "Innovative Lösungen und zahlreiche Pionierprojekte zeigen, dass die Herausforderung eines klimagerechten Umbaus des Energiesystems gemeistert werden und die Transformation und Unabhängigkeit gelingen kann", ist man sich einig.

Know How-Austausch zu Fernwärme und Erdwärmeversorgung

Ein wichtiger Baustein zur Klimaneutralität und Energieautonomie sei die Umstellung von Heizsystemen auf erneuerbare Wärme. Viele Systeme machen den Verzicht auf Gas und kein Öl bereits möglich, gerade im Wärmebereich habe es in der Technologieentwicklung große Fortschritte gegeben. So kommen in vielen Neubaugebieten bereits Geothermie oder Erdwärmeversorgung über Sonden und Wärmepumpen standardmäßig zum Einsatz.

Ein wichtiges Element spielt hier auch die Fernwärme, die in Wien in den kommenden Jahren noch massiv ausgebaut werden soll. Zudem soll auch Geothermie eine größere Rolle spielen - ein Vorbild für den Ausbau ist die Stadt München. In der bayrischen Landeshauptstadt wird die CO2-neutrale Fernwärme-Vision bereits seit Jahren massiv vorangetrieben. Spätestens 2040 soll die Geothermie den Großteil der Fernwärme-Versorgung für München übernehmen. Wien plant bis 2040 ein Viertel der Fernwärme-Versorgung über Geothermie.

Kooperation auch in Mobiltäts- oder Digitalisierungsfragen

Darüber hinaus arbeiten München und Wien auch bei Stadtentwicklungsthemen und Fragestellungen in den Bereichen Mobilität, Technologie, Energieversorgung und Sanierung eng zusammen. Das gemeinsam durchgeführte Smart-City-Pilotprojekt "Smarter Together" läuft bereits. Künftig wollen beide Städte auch von einem direkten Austausch bei den Herausforderungen der Digitalisierung und des "bestmöglichen" Bürgerservice profitieren.

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