Österreich
Wien Museum Karlsplatz wird Street Art-Spielplatz
Was Museums-Direktor sonst Schweißperlen auf die Stirn treibt, ist diesen Sommer eigens erwünscht. Im Sommer übernehmen am Karlsplatz Kreative und Skater.
Für gewöhnlich führen Graffitis nicht zu Begeisterungsausbrüchen, doch diesen Sommer ist das in Wien anders. Von 5. Juli bis 1. September übernehmen Skater und Streetart-Künstler das wegen Umbau leergeräumte Wien Museum am Karlsplatz bei einem kreativen "Takeover".
"Der Umgang mit dem Transformationsprozess des Wien Museums ist ein ganz besonderer. Im Sommer wird die sehr aktive junge Kulturszene in das Gebäude eingeladen, sich zu verwirklichen", freut sich die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, die die Aktion heute vorstellte.
Das Wien Museum Karlsplatz ist fast ausgeräumt und bald für den großen Umbau, der voraussichtlich im Frühsommer 2020 beginnt bereit. Bis es soweit ist, übernehmen rund 40, darunter viele weibliche und akademisch gebildete Künstler das Gebäude von Oswald Haerdtl. Im Erdgeschoss wird ein tempärer Skaterpark errichtet.
Bunte Schriftzüge und Keramikdino
Bereits fleißig bei der Arbeit ist die Wiener Künstlerin Chinagirl Tile die einen Keramikdinosaurier an einer Innenwand angebringt. Der Star der Streetart-Szene in Wien ist Nychos, er bringt seit vielen Jahren Farbe auf graue Hauswände und darf einen Teil der Außenfassade gestalten.
Auf der anderen Seite, Richtung Schwarzenbergplatz wird Reskate mit fluoreszierenden Farben arbeiten. Die in Venezuela geborene Druckgrafikerin Lym Morene ist bekannt für ihre bunten Fantasietiere oder Golif für seine überdimensionalen Gesichter, die aus dem Stadtbild nicht wegzudenken sind.
Auch zwei "Klassiker" der Wiener Sprayer-Szene werden jetzt zu Museumsstücken: Paul Busk – bekannt für sein ikonisches "Trust Busk" am Donaukanal und seine freundlichen Äffchen – ist ebenso dabei wie Speaker-23, der mit seinen gesprayten Lautsprechern mit ironischen bis kritischen Botschaften aufhorchen lässt.
Diskussionen und Workshops laden Interessierte ein
Workshops für Jugendliche und Erwachsene sowie Diskussionen zum Beispiel über die umstrittene Legalität von Graffitis und Streetart runden das Angebot von etwa 60 Veranstaltungen ab. "Draußen vor dem Museum wird das Rendering des Neubaus zur 'Wiener Wand' umfunktioniert, wo sich die Künstlerinnen und Künstler austoben können", erklärt Kuratorin Christine Koblitz, die die Idee zum Projekt "Takeover" hatte.
Umbau soll im Frühsommer 2020 starten
Seit einem Jahr wird der Umbau des Hauses vorbereitet, Baustart soll dann im Frühsommer 2020 sein. Die Dauerausstellung des Wien Museum ist konserviert beziehungsweise in einer renommierten Galerie in Tokio und im Ausweichquartier Wien Museum MUSA neben dem Rathaus zu sehen. Objekte wie die Grillparzer-Wohnung bedürfen heikleren Maßnahmen, um es erhalten zu können.
Ebenso wie die Grafiksammlung der Stadt, die zigtausende Fotos, Drucke und andere Exponate umfasst. "Wir haben die Aufgabe das Kulturerbe der Stadt zu verwalten. Zahlreiche Objekte werden in unserem Depot in Niederösterreich untergebracht. Aber auch der Leihverkehr mit anderen großen Museen, wie dem Centre Pompidou in Paris oder Galerien in London, geht selbstverständlich weiter", erklärt Museumsdirektor Matti Bunzl.
Takeover – Streetart & Skateboarding
Der temporäre Street Art und Skater-Spielplatz ist von 5. Juli bis 1. September jeweils Donnerstag bis Sonntag (auch an Feiertagen) von 14 bis 22 Uhr im Wien Museum am Karlsplatz zu sehen. Der Eintritt ist frei. Eröffnet wird das "Takeover" am 4. Juli um 18.30 Uhr. Mehr Infos gibt es online hier. (lok)